Leidenschaft Minigolf: Mit 400 Bällen, Socken und Kühlakkus durch die Welt
Karin Heschl im Einsatz
Der Liebling von Karin Heschl ist giftgrün und aus Gummi und hört auf den Namen BDV. BDV steht für Ball des Vertrauens – wenn die Minigolferin zu einem wichtigen Schlag ausholt, greift sie gerne zu ihrem bewährten Begleiter, der ihr in vielen entscheidenden Momenten schon gute Dienste erwiesen hat. 2016 gewannen Karin Heschl und ihr giftgrüner Ball in Portugal den EM-Titel. „Der fühlt sich gut an und lässt sich auch gut schlagen. Vor allem habe ich mit meinem BDV viele positive Erfahrungen gemacht.“
Familiensache
Karin Heschl ist eine Größe in der kleinen Welt des Minigolf. Viele haben sich schon in der Freizeit an diesem Spiel versucht – und vermutlich geflucht, weil der Ball nicht dort gelandet ist, wo er sollte – die 35-Jährige ist eine, die den Minigolfsport liebt und lebt und dafür fast ihre gesamte Freizeit opfert.
Heschl entstammt einer wahren österreichischen Minigolf-Dynastie. Schon der Opa und ihre Eltern waren ständig am Ball, „wir haben als Kinder oft Minigolf-Urlaube gemacht“, erinnert sich die Niederösterreicherin.
Detailverliebtheit
Als Teenager war Heschl für ihre ungewöhnliche Leidenschaft manchmal noch belächelt worden. Wenn die Mitarbeiterin einer Wiener IT-Firma heute von ihrem Dasein als Minigolferin erzählt, dann machen alle große Augen. Die meisten wissen nämlich gar nicht, wie viel Akribie und Detailverliebtheit hinter dem Minigolfsport stecken.
Allein schon das Tamtam um die Bälle. Karin Heschl besitzt ja nicht nur ihren giftgrünen Lieblingsball, sie hat weit mehr als 400 Exemplare, einige sind noch aus dem Fundus ihres Opas. „Ein guter alter Ball wird um einige Hundert Euro gehandelt“, erzählt die 35-Jährige.
Wissenschaft
Heschls Bälle weisen die unterschiedlichsten Gummimischungen und Härtegrade auf, je nach Bahnverhältnisse, Witterung und Luftfeuchtigkeit wird das passende Spielgerät ausgesucht. „Und natürlich präparieren wir die Bälle auch“, erklärt Heschl. „Das ist sowieso eine eigene Wissenschaft.“
Je nach Außentemperatur muss der kleine Gummiball gekühlt oder erwärmt werden. Zum Kühlen wickeln die Spieler den Ball in kleine Icebags oder verwenden Kühlakkus, „man kann ihn auch ins kalte Wasser oder in den Schatten legen.“
Wenn der Ball zu kalt ist, helfen sich manche Minigolfer mit elektrischen Wärmekoffern aus, mitunter genügt es aber auch schon, den Ball einfach kräftig zu rubbeln. Eine der gängigsten Methoden ist der wohlig warme Socken, in dem der Ball aufbewahrt wird. „Wenn man jemanden sieht, der am Hosenbund eine Socke rausstehen hat, dann weiß man, da ist ein Minigolfer unterwegs“, klärt Karin Heschl auf.
Strategiespiel
Natürlich unterscheidet sich auch der Schläger von den Sportgeräten, die ein Ottonormalminigolfer beim Hobbyspiel in die Hand gedrückt bekommt. „Unsere sind ganz aus Metall und viel schwerer. Und wir haben einen Gummi auf der Schlagfläche, damit der Kontakt zum Ball präzise ist“, sagt Karin Heschl.
Auf den 18 genormten Bahnen, die in einem Turnier gespielt werden, sind dann Geschick, Strategie und Nervenstärke gefragt. „Bei gewissen Hindernissen gibt es nur einen Weg ins Loch, bei vielen Bahnen führen viele Wege ins Ziel. Über eine oder mehrere Banden. Ich erarbeite mir immer einen klaren Plan.“
Schlaues Büchlein
Dabei helfen Heschl ihre detaillierten Aufzeichnungen. Die Europameisterin führt genau Buch über ihre Einsätze und hat sofort parat, welche Variante und welchen Ball sie wo und wann verwendet hat. „Du kommst wieder auf eine Bahn zurück und weißt, was hier schon funktioniert hat.“ Nicht selten war es der giftgrüne Lieblingsball, der natürlich auch nicht fehlen darf, wenn sie in dieser Woche bei den Austrian Finals in Innsbruck auf Titeljagd geht.
Welchen wertvollen Tipp hat die Akteurin vom MGC Herzogenburg noch für jeden Hobbyminigolfer parat?
„Grundlage ist einmal ein guter und stabiler Stand. Den Schläger sollte man nicht wild herumschwingen, sondern ihn eher wie ein Pendel sehen. Grundsätzlich gilt: Mit Gewalt geht beim Minigolf gar nichts.“
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