Mexiko ist Fußball-Olympiasieger
Irgendwie absurd. Sitzen zwei Reporter aus den Fußball-Großmächten Bangladesch und Österreich nebeneinander in London auf der Pressetribüne des Wembley-Stadions und beobachten elf Mexikaner, die gegen elf Brasilianer spielen.
Olympiasieger wurde überraschend, aber höchst verdient, Mexiko. Matchwinner war der 28-jährige Stürmer Oribe Peralta, der beim 2:1 beide Tore erzielte. Das erste schon nach 28 Sekunden nach einem Abwehrschnitzer, das zweite eine Viertelstunde vor Schluss per Kopf. Zwischendurch traf der Mann von Santos Laguna mit einem Fallrückzieher die Querlatte.
Brasilien enttäuschte vor 86.162 Zuschauern von vorne bis hinten. Der Anschlusstreffer durch Hulk in der Nachspielzeit ist nur für Statistiker interessant, in der Schlusssekunde köpfelte Oscar alleinstehend vom Fünfer drüber.
Aber bitte mit Kaktus
Mexiko ist ein Land, über das es ähnlich viele Klischees gibt wie über Österreich: Jeder Mexikaner trägt Sombrero und Poncho, er spielt Banjo oder Trompete, singt schon in der Früh mit Rex Gildo "Fiesta, fiesta mexicana", trinkt Tequila und ernährt sich ausschließlich von Chili con Carne. Tatsächlich waren ein paar verkleidete Gestalten im Stadion, sie erinnerten an die Halunken aus Wild-West-Filmen, die nach zwanzig Sekunden ins Gras beißen. Einer hatte sich den schwarzen Schnauzer aufgepickt und hielt einen aufblasbaren Kaktus in der Hand.
Auf dem Rasen gingen die Mexikaner hoch konzentriert zu Werke und ließen sich auch nicht einschüchtern, als in der 32. Minute Hulk eingewechselt wurde. Den Reporter aus Bangladesch interessierte nicht, dass Hulk der Sturmpartner von Marc Janko ist. Er fragte nur: "Porto?" Prompt war es wenig später Hulk, der den gefährlichsten Schuss in der regulären Spielzeit losließ.
Der brasilianische Jungstar Neymar konnte die Hoffnungen, die in ihn gesetzt worden waren, nicht erfüllen. Der 20-Jährige vom FC Santos fiel nur durch seine Frisur auf, die vermutlich zufällig entsteht. Er schaut ein bissl aus wie frisch geschlüpft und hatte keine Chance, es Lionel Messi gleichzutun, mit dem er so oft verglichen wird: Der Argentinier führte sein Team bei den Spielen 2008 in Peking zum Turniersieg.
Während die Mexikaner ihre erste Goldmedaille bei diesen Spielen ausgelassen feierten, standen die Brasilianer recht betropetzt daneben. Wieder nix! Seit Helsinki 1952 hatte der fünffache Weltmeister 16 Mal versucht, den Olympiasieg zu erringen. Nie ist er gelungen.
Gescheitert sind Ausnahme-Kicker wie Romario, Bebeto, Dunga oder Ronaldo, zu Medaillen gereicht hat es nur vier Mal: Silber 1984 und 1988, Bronze 1996 und 2008.
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