Maßnahmenkatalog gegen den Missbrauch im Sport
„Gut“, sagt ein Kind üblicherweise auf die Frage seiner Eltern, wie denn das Training war. Eine Antwort, die wohl jeder Vater und jede Mutter kennt. Kinder würden nicht anders reagieren, selbst wenn ihnen Schreckliches angetan wurde. „Täter bereiten oft über Jahre ihre Taten vor. In diesem Moment haben die Opfer gar nicht das Bewusstsein, dass etwas nicht stimmt“, sagt Ferdinand Kainz, der das Projekt Sicherheit4Kids gegründet hat.
Im KURIER-Talk am Mittwoch (19.15 Uhr) diskutieren Kainz und Anna-Maria Wiesner von der Bundes-Sportorganisation (BSO) mit Elisabeth Auer über das Thema und die in jüngster Vergangenheit eingeleiteten Präventionsmaßnahmen.
Die Rolle des Multiplikators
Ferdinand Kainz ist einer der Multiplikatoren, die im Rahmen des Programms der BSO zur Prävention geschaffen wurden. Sie sind Ansprechpartner, sorgen für Bewusstseinsbildung und verankern die Prävention sexualisierter Gewalt in den Strukturen des Verbands oder Vereins. „Wir besuchen Vereine und geben Tipps, welche Maßnahmen zu treffen sind. Wichtig ist, dass neben den Trainern auch jemand vom Vorstand dabei ist“, sagt Kainz. Damit ist sichergestellt, dass es in der Klubführung Rückendeckung für Veränderungen gibt.
Öffnung des Trainings
In der Praxis gibt es für die Vereine folgende Tipps: Trainer ziehen sich nie gleichzeitig mit den Kindern um oder gehen gleichzeitig duschen. Die jungen Sportler müssen das Handy vor der Kabine abgeben. Eltern sollen immer das Training besuchen können. Außerdem gibt es in den Schulungen Tipps für die Ansprachen der Trainer.
Einer der fünf Punkte des im Jänner 2018 vorgestellten BSO-Programms ist, dass Vereine Strafregisterbescheinigungen (Kinder/Jugendfürsorge) der Trainer einholen und das auch nach außen kommunizieren sollen. 34 Verbände haben einen entsprechenden Paragrafen in ihren Statuten aufgenommen. Eine positive Folge erklärt Anna-Maria Wiesner: „Leute mit gewissen Neigungen werden sich hüten, sich bei einem Verein vorzustellen, der genau prüft.“
Genau das fordern immer mehr Eltern von den 15.000 Sportvereinen in Österreich ein. „Vor vier Jahren war es noch unvorstellbar, dass vor einem Camp nach der Sicherheit gefragt wurde“, sagt Wiesner. Das sei erst nach der in Österreich aufgekommenen #MeToo-Debatte entstanden.
Zahlen zu Übergriffen gibt es in Österreich nicht. Man könne aber davon ausgehen, dass im Sport weniger passiert als in der Familie. In Deutschland sorgte 2016 eine Studie unter 1800 Kadersportlern und -sportlerinnen für Aufsehen, da ein Drittel aller Befragten Erfahrung mit sexueller Gewalt gemacht hat. „Da wir ähnliche Sport-Strukturen haben, müssen wir davon ausgehen, dass die Zahlen bei uns ähnlich sind“, sagt Wiesner.
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