Marathon-Lauf in ein neues Zeitalter

Der Kenianer Patrick Makau stellte in Berlin in 2:03:38 Stunden eine fabelhafte neue Bestmarke auf.

Am Ende hätte sich Patrick Makau beinahe noch verlaufen. So fokussiert war er auf die Anzeigetafel, auf der die Sekunden gnadenlos tickten, so ausgepowert war er nach über 42 Kilometern, dass der Kenianer regelrecht ins Ziel gelotst werden musste, weil er nach dem Brandenburger Tor die falsche Spur gewählt hatte.

Also wurde der Marathon-Läufer kurzerhand zum Hürdenläufer, auf den letzten Metern übersprang Makau noch eine Werbebande, ehe er triumphierend die Ziellinie überschritt.

2:03:38 Stunden.
Weltrekord.

Wieder einmal hat ein afrikanischer Läufer im Marathon neue Maßstäbe gesetzt. Wieder einmal ist der Rekord in Berlin gefallen, wo bereits die letzten drei Bestmarken aufgestellt wurden. Patrick Makau war auf der perfekten Renn-Strecke - das Profil in Berlin weist keine Steigungen auf - gleich um 21 Sekunden schneller als der Äthiopier Haile Gebrselassie im Jahr 2008. "Das war der größte Tag in meiner Karriere", strahlte Makau, der am Sonntag zur Höchstform aufgelaufen war.

Thronfolge

Die weit über 100.000 Zuschauer des Berlin-Marathons wurden Augenzeugen eines Generationswechsels: Auf der einen Seite der Altstar Gebrselassie, 38, der jahrelang die Langstrecken dominiert und in seiner Karriere 26 Weltrekorde aufgestellt hatte; auf der anderen Seite der aufstrebende Makau, 26, der bereits im Vorjahr in Berlin gewonnen hatte.

Bis zur Hälfte des Rennens lief Gebrselassie Seite an Seite mit seinem Thronfolger Makau. Mit Kilometer-Zeiten deutlich unter drei Minuten waren die beiden Afrikaner schon früh klar auf Weltrekord-Kurs. Als der Kenianer nach 27 Kilometern noch einmal das Tempo erhöhte, lief Gebrselassie schon nur mehr im roten Bereich. Wenig später legte der Äthiopier, geplagt von Atem- und Magenproblemen, sogar eine kurze Pause ein. Der Routinier nahm das Rennen zwar wieder auf, gab dann aber nach 36 Kilometern endgültig w.o.. Das ist nicht das Ende von Haile, aber das Ende einer Ära", meinte Jos Hermens, der Manager des Altstars, der 2012 in London noch einmal Jagd auf Olympiagold machen will.

Sololauf

Patrick Makau lief derweil einsam dem Weltrekord entgegen. Auf den letzten Kilometern musste er seinem hohen Anfangstempo etwas Tribut zollen - der Afrikaner war zeitweise sogar auf Kurs Richtung 2:03 Stunden unterwegs - sorgte aber dennoch für einen neue Fabel-Bestleistung. "Bei Kilometer 25 habe ich gespürt, dass es mit dem Rekord was werden könnte", meinte Makau, der nicht gedacht hätte, dass er so lange solo laufen müsste. "Eigentlich hatte ich mit mehr Gegenwehr von Gebrselassie gerechnet."

Am Ende wurde der Marathon zu einer One-Man-Show. Der Zweite, der Kenianer Stephen Chemlany, hatte im Ziel bereits über drei Minuten Rückstand auf Makau, der drittplatzierte Edwin Kimaiyo kam gar erst sechs Minuten nach dem Sieger ins Ziel. "Ein bisschen überrascht bin ich schon", meinte Makau, "in der Früh hatte ich mich gar nicht so gut gefühlt."

Zeitsprung

Patrick Makau ist zwar seit Sonntag der aktuelle Weltrekordhalter, der schnellste Marathon-Mann ist freilich ein anderer. Sein Landsmann Geoffrey Mutai war im April dieses Jahres in Boston in 2:03:02 Stunden sogar noch über eine halbe Minute schneller als Makau. Weil die Strecke in Boston allerdings ein zu starkes Gefälle aufweist wurde der Weltrekord nicht anerkannt.

Makaus neue Bestzeit von 2:03:38 Stunden wird wohl vermutlich nicht allzulange Bestand halten. Allein in den vergangenen neun Jahren wurde der Marathon-Weltrekord um zwei Minuten verbessert. Und kenianische Sportwissenschafter der Universität Nairobi haben errechnet, dass sogar eine Zeit unter zwei Stunden möglich sei.

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