Männerdomäne Boxen? Zwei Frauen haben was dagegen
„Ich will nicht ins allgemeine Jammern von anderen Frauen einfallen“, sagt Nicole Wesner. Die Profiboxerin lässt lieber Taten sprechen.
Oder besser Fäuste. Sie sorgt zur Hälfte dafür, dass der 6. April ein historischer Tag für den heimischen Boxsport wird: Erstmals werden in Österreich an einem Abend zwei WM-Kämpfe über die Ring-Bühne gehen. Wesner verteidigt im Wiener Hotel Intercontinental ihren Titel im Leichtgewicht gegen die Serbin Nina Pavlovic, Michaela Kotaskova boxt als zweite Lokalmatadorin um den Gürtel im Weltergewicht gegen die Argentinierin Erica Alvarez.
Frauen-Power im Mittelpunkt einer Männerdomäne? Zumindest herrscht in Österreich, was die Gelder betrifft, derzeit „Gleichberechtigung.“ „Hier verdienen Frauen genauso viel wie Männern. Weil alle von Sponsoren leben“, sagt Wesner. „Und ohne die „könnte ich meinen Sport nicht ausüben“, sagt Kotaskova. Deshalb sei man dem ORF auch dankbar, dass Sport Plus auch überträgt. „Wir können unsere Sponsoren präsentieren, aber verdienen tun wir nichts dabei“, erklärt Wesner und weist darauf hin, dass im Boxsport international dann das meiste Geld fließt, „wenn TV-Stationen Millionen zahlen, wie in den USA und England und vor Jahren in Deutschland.“
KURIER Talk mit Nicole Wesner und Michaela Kotásková
Und international hinken die Frauen deshalb finanziell ordentlich hinterher. Das musste auch Kotaskova erfahren, die in Chicago mit Jessica McCaskill, der wohl weltbesten Boxerin ihrer Gewichtsklasse trainierte. „Ihr Manager hat sich beschwert, wie wenig sie verdient, die Männer bekommen dort ungefähr das Zehnfache“, sagt das Ass vom Boxclub Bounce. „Es geht aber langsam aufwärts, Frauen bekommen immer mehr Hauptkämpfe und verdienten vereinzelt pro Kampf schon zwei Millionen Dollar.“
Glücksfall
Oft reicht ein Gönner. Wie bei der Puerto-Ricanerin Amanda Serrano. „Sie fand auch kaum Beachtung, ehe sie einen Youtuber als Fan bekam, der für eine wahnsinnig große Reichweite gesorgt hat. Da haben sie und ihre Gegnerinnen plötzlich Millionen verdient“, erzählt Wesner.
Warum die beiden beim Boxen landeten? Wesner probierte es zunächst mit Yoga, „das war mir aber zu langweilig“. Kotaskova wollte abnehmen, der Gym-Besitzer „hat mir Boxen empfohlen.“ Selber coacht sie mit Moderatorin Silvia Schneider ein bekanntes TV-Gesicht. „Sie nimmt es als Ausgleich zum Beruf“, sagt Kotaskova, die sich mit Wesner in einem einig ist: „Boxen stärkt das Selbstvertrauen.“
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