LSA-Vorstand Högler: "Die Chance ist da, dass wir zusammenrücken"

Gregor Högler mit Radsportler Tim Wafler
Seit knapp einem Jahr wird Leistungssport Austria von einer Doppelspitze geführt. Die Vorstände Gregor Högler und Stefan Grubhofer haben begonnen, im Bundesinstitut für den Spitzensport neue Schwerpunkte zu setzen.

Victoria Hudson, Tim Wafler oder die Alexandri-Schwestern. Die derzeit weltbeste Speerwerferin, den aktuellen Bahnrad-Weltranglistenführenden und die Weltmeisterinnen im Synchronschwimmen verbinden nicht nur die Erfolge. Sie alle werden von Leistungssport Austria (LSA) in der Südstadt betreut.

Das Bundesinstitut für den Spitzensport wird seit der zweiten Jahreshälfte 2024 von einer Doppelspitze geleitet. Gregor Högler (Vorstand Sport) war einst Speerwerfer und führte als Trainer Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger und Victoria Hudson in die Weltspitze. Stefan Grubhofer (Vorstand Wirtschaft) war zuvor sieben Jahre Generalsekretär der Sportunion Österreich.

KURIER: Was sind eigentlich Ihre Aufgaben?

Stefan Grubhofer: Wir unterstützen Athletinnen und Athleten so weit, dass sie bei Großereignissen Bestleistungen erbringen können. Und zwar in den Disziplinen Sportwissenschaften, Sportmedizin, Therapie, Ernährung, Anthropometrie und in Zukunft noch viel mehr.

Gregor Högler: Wir helfen den Verbänden, die Top-Sportler für Top-Leistungen athletisch vorzubereiten. Ich kenne die verschiedenen Sportdirektoren, wir reden nicht um den heißen Brei. Es geht darum, was sie brauchen und was wir geben können. Ich glaube, das hat früher gefehlt.

Das war früher anders?

Högler: Wir müssen dem Spitzensport dienen, wenn wir „Leistungssport“ heißen. Nicht dem Breitensport. Die paar Spitzen-Athleten, die wir haben, müssen wir gut versorgen. Nur so können wir weltweit bestehen. Also haben wir begonnen einzuordnen, wer Spitze ist und Chancen auf Olympia ’28 und ’32 hat. Ich habe erwartet, dass das Gegenwind erzeugt. Aber bei unserer umfassenden Stakeholder-Befragung haben 92 Prozent gesagt, dass diese Einordnung richtig ist. Früher wurden reihenweise Freizeitsportler betreut, für die die Angebote des Instituts nie vorgesehen waren.

Grubhofer: Ja. Für den Großteil der Athleten verknappen wir die Ressourcen, dafür konzentrieren wir uns mehr auf die Spitze, natürlich abgestimmt mit dem Sportministerium, der Bundes-Sport GmbH und den Verbänden.

Högler: Wir müssen mit dem Wissen so konkurrenzfähig sein, dass wir mit den Besten mithalten können. Wir müssen Anlaufstelle sein für die Besten der Welt. Neu ist jetzt auch, dass wir die Athleten nicht nur testen, analysieren und beraten, sondern in den Bereichen Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit umfassend betreuen.

Welche Ergebnisse hat diese Stakeholder-Befragung sonst noch gebracht?

Grubhofer: Sehr hohe Zufriedenheitswerte bei den Athletinnen und Athleten und Verbänden, aber auch den Wunsch, das Serviceportfolio weiter zu vergrößern, insbesondere auf die Bereiche Sportpsychologie, Genetik – Stichwort Health-Risk- und Medikamente-Check – sowie rechtliche Beratung.

In den vergangenen Jahren hatte LSA, das zuvor IMSB geheißen hat, nicht den besten Ruf.

Grubhofer: Wir haben das Image geerbt, dass wir nicht super innovativ sind. Wir waren nicht Gold-Standard, der Ruf des Hauses hatte gelitten. Geerbt haben wir auch ein paar Finanz-Themen. So sind wir gegenüber dem Bund noch immer mit etwa 2,5 Millionen verschuldet, werden aber vom Sportministerium top unterstützt.

Leistungssport-Austria-Vorstand Stefan Grubhofer

Leistungssport-Austria-Vorstand Stefan Grubhofer

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den sechs Länder-finanzierten Olympia-Zentren?

Högler: Sehr gut. Jetzt ist die Chance da, dass wir endlich zusammenrücken. Den Flo (ÖOC-Generalsekretär Florian Gosch) und den Horst (ÖOC-Präsident Horst Nussbaumer) kenne ich schon ewig. Unser Hauptprojekt ist der Athlet. Der muss bekommen, was er braucht. Und wir hinten dividieren uns aus, wer was macht. Wir wollen keine Parallel-Welten aufbauen.

Ist es wichtig, dass sie alle drei Olympiasportler waren?

Högler: Wir kommen alle aus dem Leistungssport, das verbindet. Und wir wissen, wie Sportler denken. Das ist ein Riesenunterschied und die Chance, an einem Strang zu ziehen. Ich war 15 Jahre gemeinsam mit dem Horst Heeressportler. Es gibt keine Befindlichkeiten mehr. Wir können uns alle an einen Tisch setzen und auf Augenhöhe miteinander reden.

Grubhofer: Außerdem sind wir alle ähnlich alt. Das hilft auch. Bei uns gibt es keinen Generationen-Gap. Wir stellen den Sport über unsere eigene Person. Wir reden wertschätzend miteinander, aber Tacheles.

Was können Sie besonders gut?

Högler: Ich traue mich zu sagen, dass ich in der Lage bin, ein Umfeld zu schaffen, in dem Athleten und Athletinnen Weltklasse werden können. Indem ich dafür sorge, dass die Themen Athletik, Biomechanik, Ernährung, Regeneration und ärztliche Betreuung gesamtheitlich abgedeckt sind. Diese Erfahrung bringe ich ein und teile sie auch gerne mit allen Verbänden. Wenn wir merken, dass wir etwas nicht schaffen, müssen wir rausgehen und jemand fragen, der es kann. Aber bis auf einen Psychologen haben wir alles im Haus, richtig gute Fachleute und Ärzte. Wir müssen eigentlich alles schaffen.

Ernährungsberatung ist also auch die Aufgabe von LSA?

Grubhofer: Klar. Wir zeigen den Sportlern, was für jeden Einzelnen an Ernährung und Supplements notwendig ist.

Högler: Wir gehen bis zu der Linie, die erlaubt und gesund ist. Die Zusatzernährung, die wir unseren Athleten empfehlen, ist in Köln getestet, da kann nichts passieren (was Doping betrifft; Anm.). Ich bin überzeugt, dass man sauber alle Weltrekorde schlagen kann. Der (Stabhochsprung-Superstar) Duplantis erinnert an Harry Potter, ist körperlich völlig unauffällig und trotzdem ein Ausnahmeathlet. Die derzeitigen Athleten sind gesünder als früher und können ihren Sport auch länger ausüben. Uns muss aber klar sein: Wir machen keine Olympiasieger, indem wir sie statt einem drei Äpfel essen lassen.

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