Der große Leistungssprung von Dreispringer Kingley

Diamond League - Monaco
Endiorass Kingley (23) verbesserte heuer den 37 Jahre alten österreichischen Rekord im Dreisprung.

Als Endiorass Kingley seine ersten Gehversuche in der Leichtathletik unternahm, war nicht absehbar, dass er es einmal zum österreichischen Rekordhalter bringen würde. Mit 15 Jahren war der gebürtige Linzer ein Spätstarter und plagte sich anfänglich bei den einfachsten Übungen. 

„Er war koordinativ nicht ausgebildet. Manchmal hat der ganze Sportplatz über ihn geschmunzelt“, erinnert sich sein Entdecker und Trainer Roland Werthner.

Endiorass Kingley

Acht Jahre später hat sich sein Schützling in einer Disziplin einen Namen gemacht, die eine extreme Körperbeherrschung verlangt und zu den schwierigsten in der Leichtathletik zählt: Dem Dreisprung.

16,85 Meter weit sprang Endiorass Kingley heuer in Maribor und knackte damit einen österreichischen Uraltrekord. 

Seit 1988 hatte Alfred Stummer mit 16,57 Metern die Bestmarke innegehabt. „Es war schon absehbar, dass ich in diesem Jahr den Rekord springe“, sagt der selbstbewusste Oberösterreicher, „die 16,80 waren mein Saisonziel.“

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Leistungssprung

Endiorass Kingley hat in den letzten Jahren einen riesigen Leistungssprung gemacht. Mehr aus Jux und Neugier versuchte sich der Athlet der TGW Zehnkampf Union Linz 2020 in einem Trainingslager im Dreisprung, seither lässt ihn diese Disziplin nicht mehr los. „Ich habe schnell gewusst, dass ich Dreispringer werden möchte.

Ein Dreispringer muss viele Fähigkeiten mitbringen: Er braucht Tempo und Sprungkraft, nicht zu vergessen das koordinative Geschick, wenn Kingley beim zweiten Sprung mit seinem schwächeren Fuß abspringt. „Ich finde ja, dass der Dreisprung viel schöner anzuschauen ist als das normale Weitspringen.“

Ziel: 17 Meter

Alles steht und fällt im Dreisprung mit dem ersten Sprung. „Wenn du den nicht richtig triffst, dann wird der Rest auch nichts mehr. Eigentlich weißt du schon beim Absprung, ob das gut wird“, erzählt Kingley.

Der Rekordsprung in Maribor war in seinen Augen keineswegs perfekt. „Der erste Sprung geht noch besser, bei der Landung ist auch Luft. Die magische 17-Meter-Marke ist also durchaus in Reichweite.

„Mit 17,10 oder 17,20 ist man bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen im Finale dabei. Man darf nicht vergessen, dass er für einen Dreispringer mit 23 noch jung ist“, sagt Trainer Roland Werthner. Obendrein wurde Kingley 2024 durch einen Sehnenausriss an der Hüfte weit zurückgeworfen.

Endiorass Kingley durfte zuletzt in Monte Carlo erstmals bei einem Meeting der Diamond League teilnehmen, das nächste Ziel ist die Weltmeisterschaft in Tokio im September. Das offizielle Limit liegt zwar bei 17,20 Metern, Kingley darf sich aber berechtigte Hoffnungen auf einen Startplatz machen.

Aber auch abseits des Leichtathletik-Stadions verfolgt der 23-Jährige Ziele. In der Abendschule wartet auf ihn noch die Mathe-Matura. „Es ist schön, zu sehen, welche Entwicklung er gemacht hat. Als Athlet, aber auch als Persönlichkeit“, sagt Roland Werthner, der sich noch gut an eine der ersten Trainingseinheiten mit Kingley erinnert: „Wir haben einen 150-Meter-Lauf gemacht. Nach 75 Metern ist er stehen geblieben.“

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