Legende Kelly Slater ärgert die Jugend
Was haben Michael Schumacher, Michael Jordan und Kelly Slater gemeinsam? Alle drei haben in ihren Sportarten alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Alle drei sind zurückgetreten. Und alle drei sind wieder zurückgekommen, weil ihnen ihr Lebensinhalt abhanden gekommen ist.
Der Amerikaner Slater, der sich einst auch für Folgen der TV-Serie "Baywatch" in Positur warf, pausierte von 1998 bis 2003. Nach sechs Titeln fehlte ihm die Motivation. Slater erklärte, dass ihn sein eigener Ehrgeiz zerstören würde. Anschließend drehte er Surfer-Filme auf der ganzen Welt.
Jetzt ärgert der 40-Jährige, der früher mit Schauspielerin und Parade-Blondine Pamela Anderson sowie Top-Model Gisèle Bündchen liiert war, nicht nur die Surfer-Jugend aus Australien, Brasilien oder Hawaii, Slater steht bei zwei noch ausstehenden Events vor dem Gewinn des WM-Titels. Damit würde er das Dutzend voll machen. Ab heute reitet die Weltspitze im kalifornischen Surf-Mekka Santa Cruz, wo schon seit 1885 gesurft wird, auf den Wellen um die Wette.
Genial
Slater ist der Meister des Brettspiels, wie eine Wand, an der die Konkurrenz regelmäßig zerschellt. Er gilt als Genie auf dem schmalen Surfbrett, auf dem er waghalsig wie kaum ein anderer reitet. Vor den abschließenden zwei Saisonevents führt Slater das Gesamtranking zwar nicht an, liegt aber auf Platz zwei in bester Lauerposition.
In die Karten könnte Slater am Ende spielen, dass die beiden schlechtesten Resultate der zehnteiligen WM-Serie gestrichen werden. Das besagen die Regularien der Profisurfer-Organisation. Es ist fast eine Ironie des Schicksals, dass Slater in
diesem Jahr ausgerechnet seine vermeintliche Inkonstanz zum königlichen Weltmeisterschaftsdutzend verhelfen könnte. "Es wird spannend diesmal", meint der Rekordmann verschmitzt.
51 Einzelevents hat er seit 1990 schon auf der Surftour gewonnen, allein in diesem Jahr bisher drei. Und diese Erfolge sind es auch, die ihn trotz zwei schwachen 13. Plätzen in Portugal und auf Tahiti sowie eines Startverzichts in Rio de Janeiro so gut im Ranking dastehen lassen. "Dank der drei Siege bin ich so etwas wie heimlich an der Spitze", sagt er.
Im Vorjahr hatte er seinen elften Titel schon beim vorletzten Wettkampf eingefahren. Hunderte Fans hatten ihrem Idol vom Strand aus gehuldigt.
Schauspiel
Von 1992 bis 1993 spielte Slater alias Jimmy Slade in mehreren "Baywatch"-Folgen mit. Jener weltberühmten US-Serie also, die wie keine andere das scheinbar vollkommene Leben an der kalifornischen Küste darzustellen versuchte – und damit Erfolg hatte. Mit Kelly Slater als Inbegriff dieses Lebensstils.
Slater hat längst finanziell ausgesorgt. Nach ihm ist ein Computer-Spiel benannt, er hat Sponsorverträge in Millionenhöhe. An seinem Hauptsponsor Quicksilver hält Slater selbst drei Prozent der Aktien.
Wie lange er jetzt, mit fast 41, noch auf dem Brett stehen wird, weiß er nicht: "Ich werde von Jahr zu Jahr entscheiden." Zunächst aber zählt einmal nur der Titel.
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