Während in der Blütezeit mehr als 20.000 Zuschauer zu einzelnen Pferdesport-Veranstaltungen kamen, sank die Zahl in den letzten Jahrzehnten drastisch. Mittlerweile sind es pro Rennen nur mehr durchschnittlich 700 Zuschauer. Beim wichtigsten Renntag des Jahres, dem österreichischen Traberderby, schauen immerhin noch um die 3.000 Personen den Gespannen auf die Hufe und in den Sulky. Heuer findet das Derby am 23. Juni statt.
Bunter Publikumsmix prägt heute das Bild
Vor den Corona-Jahren war das Zuschauerbild von der älteren Generation geprägt. Seit dem Ende der Pandemie trifft man jedoch immer mehr Personengruppen im Alter zwischen 20 und 35 in der Krieau an. Sie sorgen für gute Laune und machen Stimmung bei den Rennen. Für die meisten geht es dabei weniger um den Sport an sich, als vielmehr darum, bei gemütlichem Ambiente mit Freunden Spaß zu haben.
Ines Wagner, selbst öfters bei den Renntagen in der Krieau, sagt: „Es gibt einen spannenden Publikumsmix: Von Damen im Pelzmantel bis hin zu Hipstern aus der Stadt ist alles dabei.“
Der Sport erfreut sich bei den Jungen immer größerer Beliebtheit. Dies ist auch auf die Spannung und Kurzweile der Rennen zurückzuführen, die Aufmerksamkeitsspanne der jüngeren Generationen bei Events wird ohnehin immer kürzer.
„Das hängt mit unserem Auftritt in den Social-Media-Plattformen zusammen“, ist Peter Truzla, der Präsident des Trabrennvereins WTV, überzeugt. Auch eine eigene App soll junge Leute anlocken. „Die Jungen fühlen sich wohl, kommen gerne wieder und bringen immer Neue mit.“
Kooperation bei Wetten mit Frankreich
Durch die lange Zeit niedrigen Zuschauerzahlen, gleichbedeutend mit weniger Wetteinnahmen, ergeben sich Schwierigkeiten in der Finanzierung der Trabrennbahn, die die zweitälteste in Europa ist, die noch in Betrieb ist.
Früher waren Pferdewetten das Standardprogramm unter Spielern, heute sind sie neben den Lotterien, Sportwetten und Automatenspielen aller Art nur mehr ein Nischenprodukt. So macht der Wiener Trabrennverein pro Rennen einen Wettumsatz von 4.500 bis 5.000 Euro. In Frankreich, Europas größtem Traberland, ist es mehr als das Zehnfache.
Deshalb entschied sich der WTV 2014 für eine Kooperation mit dem französischen Wettanbieter „PMU“. Im Zuge der Partnerschaft werden Renntage live über den Pferderennsportkanal „Equidia“ weltweit übertragen. Dadurch erhält der WTV drei Prozent Provision aus den Wettumsätzen auf die Rennen der Krieau, die bei „PMU“ abgeschlossen werden. Das sind bis zu 9.000 Euro pro Rennen.
Von der Stadt Wien gibt es keine Förderung für die Sportstätte, der Verein muss sich selbst um die Finanzierung kümmern. Und dies ist nicht leicht. Noch vor einigen Jahren wurde das Gelände für Konzerte mitgenutzt, so traten bereits Bon Jovi, David Guetta oder Robbie Williams zwischen den Stallungen auf.
Eine Veranstaltung dieser Größe mit über 50.000 Besuchern ist aber zurzeit aufgrund nicht vorhandener Fluchtwege unmöglich. Grund dafür sind die Baustellen rund um das Areal, wo weiter kaum ein Stein auf dem anderen bleibt.
Der WTV musste andere Wege finden, um sich finanziell zu erhalten. Dafür werden die Innenräume der Tribüne vermietet, können Firmenfeste, Seminare und sogar Hochzeiten stattfinden. Weiters wird auch mit der Mitfahrgelegenheit beim Rennen im Startauto sowie einer Tribünenführung oder einem Besuch bei den Pferdeställen geworben.
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