Klitschkos erbärmlicher Gegner

Wladimir bleibt Weltmeister im Schwergewicht. Sein Gegner Jean-Marc Mormeck bot eine skandalöse Leistung.

Der Kampf war eigentlich keiner, aber die Lasershow war schön. Boxweltmeister Wladimir Klitschko siegte am Samstag wieder einmal eindrucksvoll – einen echten Gegner hatte er streng genommen aber nicht. Den meisten der 50.000 Zuschauern in der ausverkauften überdachten Fußball-Arena in Düsseldorf war`s egal. Sie erfreuten sich am eindrucksvollen Rahmenprogramm und feierten bei Champagner den Jubiläums-K.o. Gegen den hoffnungslos überforderten Franzosen Jean-Marc Mormeck hatte Klitschko seinen 50. vorzeitigen Sieg im 60. Kampf versprochen und in der vierten Runde prompt geliefert. K.o. nach Ansage.

Irrtum

Klitschkos erbärmlicher Gegner

"Wahrscheinlich ist er der beste Gegner, den ich je gehabt habe", hatte Klitschko vor dem Kampf noch gesagt. Tatsächlich war Mormeck wohl einer der schlechtesten. "Der sportliche Wert war nicht da. Das war eine Hinrichtung", sagte Ex-Europameister Luan Krasniqi. In der zweiten Runde fiel Mormeck das erste Mal. In der vierten Runde schließlich löste Klitschko sein Versprechen ein und schlug den 17 Zentimeter kleineren und 13 Kilo leichteren Franzosen mit einer Links-Rechts-Kombination und einer folgenden Linken zu Boden. Aus.

Es war eine Demonstration der Stärke des überragenden Weltmeisters. Aber in erster Linie war es das Unvermögen Mormecks. Der 39 Jahre alte Herausforderer war völlig wehrlos: Im gesamten Kampf versuchte er zwei linke Haken und ruderte zwei Mal mit der Rechten. "Erbärmlich", sagte Krasniqi. "Zuvor war er noch als französischer Mike Tyson gepusht worden." Zumeist duckte Mormeck sich ab, Klitschko drückte ihn dann noch tiefer. "Wir haben erwartet, dass er wie ein Tank nach vorne marschiert. Deshalb bin ich nach vorn, um ihn unter Druck zu setzen", sagte der Champion von WBO, IBF und WBA. Er schien sein Gegenüber damit überrumpelt zu haben. "Ich habe nicht die Chance bekommen, etwas zu zeigen", entschuldigte sich Mormeck. "Ich hätte an den Mann ran müssen, hab’ das aber nicht geschafft." 12,26 Millionen Fernseh-Zuschauer in Deutschland wurden Zeugen des Dramas. In Österreich sahen auf RTL kurz vor Mitternacht immer noch 166.000 zu.

Die Klitschkos haben die Weltrangliste rauf und runter geboxt. Es ist nicht ihre Schuld, dass sie kaum noch Gegner für attraktive Kämpfe finden. Aber jemanden wie Mormeck zu verpflichten, der schon mit dem Boxen aufgehört hatte, ist unnötig. Weil die Stadien aber trotzdem voll und die TV-Quoten hoch sind, heiligt der Zweck die Mittel.

Zukunft

Noch höhere Quoten würde es geben, wenn Bruder Vitali Klitschko gegen David Haye in den Ring steigen könnte. Der Brite hatte sich via TV aus seiner Heimat gemeldet und sein Interesse kundgetan. "Kein Problem, ich bin bereit", erwiderte der 40-jährige Klitschko. Schließlich war der Haye-Kampf gegen Bruder Wladimir bisher die größte Goldgrube. Da spielt es auch keine Rolle mehr, dass Dereck Chisora und Haye zwei Wochen zuvor mit einer blutigen Schlägerei abseits des Boxrings für einen Skandal gesorgt und sich damit eigentlich deklassiert hatten. "So lange Hayes Management auf absurde Börsenforderungen besteht, wird es den Kampf nicht geben", sagte jedoch Klitschko-Manager Bernd Bönte. Haye will zwei Millionen Pfund (2,4 Millionen Euro) und 50 Prozent der Pay-per-View-Einnahmen.

Mehr zum Thema

  • Hintergrund

  • Analyse

  • Hintergrund

Kommentare