Kitzbühel: Wilder Ritt über den Hahnenkamm

Die ÖSV-Herren (hier Matthias Mayer) tasten sich an die Streif heran.
Die Abfahrer wurden im ersten Training ordentlich durchgeschüttelt, Striedinger landete im Spital.

Viel hat nicht gefehlt, und im Zielraum von Kitzbühel hätten die ersten Zaungäste bereits abfällig von einer Streif light gesprochen. Bloß weil im ersten Trainingslauf keiner der ersten 20 Abfahrer im Fangnetz gelandet war; nur weil im Gegensatz zu früheren Jahren alle die berüchtigte Schrägfahrt unterhalb der Hausbergkante problemlos gemeistert hatten.

Dass es sich freilich verbietet, die berühmteste Downhill-Strecke der Welt als "harmlos" und "unspektakulär" runterzumachen, wurde dann bei der Startnummer 21 wieder einmal deutlich. Und zwar schlagartig – im wahrsten Sinne des Wortes.

Verglichen mit anderen Stürzen der langen Hahnenkamm-Historie war der Abflug von Otmar Striedinger tatsächlich noch einer der harmloseren Sorte. Und doch zeigte sich beim Kärntner deutlich, welchen Kräften die Läufer und das Material auf der Streif ausgesetzt sind. Striedinger war im sogenannten U-Hakerl im obersten Streckenabschnitt im Fangnetz gelandet, nachdem ein Teil seiner Bindung gebrochen war. "Wenn’s einem einmal die komplette Bindung runterhaut, dann weiß man ungefähr, wie hart die Strecke ist. Es schüttelt brutal", sagte Teamkollege Romed Baumann im Ziel.

Härtetest

Striedinger wird heute trotz eines Nasenbeinbruchs und einer Schnittwunde am Oberschenkel, die mit sechs Stichen genäht werden musste, den zweiten Trainingslauf (11.30 Uhr, live in ORFeins) in Angriff nehmen. Dem 26-Jährigen steht dann jener Härtetest für Geist und Körper bevor, den Hannes Reichelt und Max Franz bereits gestern hinter sich gebracht haben: den ersten Streifzug nach einem Sturz in Kitzbühel.

Kitzbühel: Wilder Ritt über den Hahnenkamm
Andrew Weibrecht of the USA competes during the men's downhill practice of the FIS Ski Alpine World Cup at the Hahnenkamm ski run in Kitzbuehel, Austria on January 18, 2017. / AFP PHOTO / Jure MAKOVEC
Routinier Reichelt, der vor einem Jahr in der Schrägfahrt von der Streif abgeworfen worden war, fand für sein Wiedersehen mit Kitzbühel einen treffenden Vergleich. "Wenn du dich einmal bei einer Autobahnabfahrt mit dem Auto überschlagen hast, dann wirst du das nächste Mal dort auch etwas vorsichtiger und langsamer dort reinfahren."

Herausforderung

Der Hahnenkammsieger von 2014 hat längst wieder seinen Frieden mit der Streif geschlossen, wie nicht zuletzt der siebente Rang im ersten Trainingslauf beweist, mit einer Sekunde Rückstand auf den starken US-Amerikaner Steven Nyman.

Auch Max Franz (15.) hat seinen Vorjahressturz verarbeitet und analysiert. "Wie ich an der Stelle vorbeigekommen bin, wo’s mich geschmissen hat, habe ich mir gedacht: ,Wie blöd hast du dich da letztes Jahr angestellt‘" berichtet der Kärntner, der sich durch seine problemlose erste Trainingsfahrt nicht in die Irre leiten lassen will. "Du darfst hier runter keine Sekunde unaufmerksam sein. Sonst bist du erster Verlierer."

Oder in den Worten von Abfahrtsolympiasieger Matthias Mayer, hinter Vincent Kriechmayr, als Fünfter der zweitbeste Österreicher im ersten Training. "Es ist hier in Kitzbühel immer Respekt dabei. Bei jedem Wort, das ich über die Streif sage. Und bei jedem Schritt, den ich hier mache."

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