Jürgen Melzer selbstkritisch

"Ich habe mir zu viel Druck gemacht": Der Niederösterreicher blickt auf die misslungene Einzel-Saison zurück.

Die Lockerheit ist vergangen, Jürgen Melzer merkt man neben der Vorfreude auch die Anspannung an. Der Niederösterreicher tritt zwar wie im Vorjahr als Titelverteidiger in der Wiener Stadthalle an, aber nicht mehr mit der großen Erfolgsbilanz des Vorjahres. "Verkorkst war die Saison nicht, weil ich ja zwei Grand-Slam-Titel (Mixed in Wimbledon, Doppel bei den US Open, Anm.) geholt hab'", sagt die Nummer 3 des Turniers, gibt aber zu: "Freilich, im Einzel hätte ich mir mehr erwartet."

Da war auch mehr zu erwarten. Achtelfinale in Melbourne, Halbfinale in Monte Carlo - das war's mit der Single-Herrlichkeit in diesem Jahr. Als Nummer 12 hatte er im Vorjahr in der Stadthalle aufgeschlagen, Top-Ten-Spieler war er drei Monate später, jetzt ist er die Nummer 25. Durch den Rummel im vergangenen Jahr sei die Erwartungshaltung gestiegen, damit konnte er selbst nicht umgehen. "Ich habe mir einfach zu viel Druck gemacht."

Nicht der einzige Grund, warum er es schwer haben wird, den Titel "Sportler des Jahres" zu wiederholen. Die Automatisierung der Schläge, die sein Trainer Joakim Nyström 2010 so hervorgehoben hat, ist nicht mehr da. "Damals hab' ich im richtigen Moment den richtigen Schlag spielen können, das ist derzeit nicht der Fall. Weil mir durch Verletzungen viele Trainingseinheiten fehlen", begründet Melzer. "Die Selbstverständlichkeit war weg dadurch. Und damit natürlich auch das Selbstvertrauen."

"Harte Auslosung"

In Wien will er zurück auf die Erfolgsspur. "Wo, wenn nicht hier, wo ich zwei Mal gewonnen habe, würde ich mich wohler fühlen? Die Halle, der Platz und der Heimvorteil sind ideal."

Längere Pausen Seine 30 Jahre seien noch kein Alter, um ans Aufhören zu denken. "Ich spüre zwar, dass die Regenerationsphasen länger sind, aber sonst bin ich endlich körperlich topfit", sagt Melzer, der am Mittwoch gegen Garcia-Lopez oder gegen Blake antreten wird.

Am Montag spielt der zweite Finalist des Vorjahres: Andreas Haider-Maurer muss gegen den Südafrikaner Kevin Anderson antreten. "Das ist eine harte Auslosung. Aber ich habe zuletzt gut serviert und fühl' mich gut." Dass das Jahr auch für ihn nicht gut lief, weiß er. "Ich habe aber Erfahrungen gesammelt."

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