Japaner wegen Corona gegen Olympia: Regierung gerät unter Druck

Die Mehrheit der Japaner ist gegen Olympia in Tokio
Eine Mehrheit im Land will keine Sommerspiele in Tokio. Die Olympia-Bosse sind besorgt, Japans Regierungschef hält dagegen.

Woche für Woche werden die Japaner zu Olympia befragt. Und die Ergebnisse bringen die Politik unter Druck. Auch drei Monate vor Beginn der Olympischen Spiele in Tokio ist eine Mehrheit der Japaner für die Absage der weltgrößten Sportveranstaltung. Dies ergaben zwei am Wochenende durchgeführte Umfragen.

59 Prozent seien für eine Absage, ergab eine Umfrage der Zeitung Yomiuri Shimbun. Lediglich 39 Prozent sprachen sich angesichts der Corona-Ängste für eine Abhaltung der Spiele aus. Premier Yoshihide Suga bekräftigte indes sein Festhalten an den Spielen.
In einer weiteren Umfrage für TBS News waren 65 Prozent für eine Absage oder neuerliche Verschiebung der am 23. Juli beginnenden Spiele. Die Umfragen wurden vor dem Hintergrund eines Anstiegs von Corona-Neuinfektionen durchgeführt.

"Grund zur Besorgnis"

IOC-Vize John Coates räumte am Samstag ein, dass die öffentliche Meinung in Japan „ein Grund zur Besorgnis“ sei, er sich aber nicht vorstellen könne, dass die Spiele nicht ausgetragen werden.

Der politisch zunehmend unter Druck stehende Regierungschef Suga will indes nichts von einer Absage der Spiele wissen. „Wir werden unser Bestes tun, um das Leben und die Gesundheit der Menschen zu schützen und ein sicheres Sportfest zu realisieren“, sagte er am Montag im Parlament. Er reagierte damit auf Forderungen der Opposition, die Spiele nochmals zu verschieben oder gleich ganz abzusagen.

Japaner wegen Corona gegen Olympia: Regierung gerät unter Druck

Es sei nicht miteinander vereinbar, das Leben der Menschen schützen zu wollen und zugleich Olympische Spiele zu veranstalten, sagte Yukio Edano von der Konstitutionell-Demokratischen Partei. Eine Entscheidung könne nicht länger aufgeschoben werden.
Regierungschef Suga steht wegen seines Umgangs mit der Corona-Krise, Bestechungsskandalen und seinem Festhalten an den Olympischen Spielen innenpolitisch zunehmend unter Druck. Ein halbes Jahr vor der turnusmäßigen Parlamentswahl hatte seine regierende Liberaldemokratische Partei (LDP) kürzlich drei wichtige regionale Nachwahlen verloren.

Notstand verlängert

Vergangene Woche sah er sich gezwungen, den Corona-Notstand für die Olympia-Stadt Tokio weniger als drei Monate vor Beginn der Sommerspiele abermals zu verlängern, bis 31. Mai.

Eine an IOC-Präsident Thomas Bach und Suga gerichtete Online-Petition zur Absage der Olympischen Spiele wurde bis zum Montag bereits von mehr als 315.000 Menschen unterzeichnet. Sie war vom japanischen Anwalt Kenji Utsunomiya initiiert worden und trägt die zentrale Forderung im Titel: „Sagen Sie die Olympischen Spiele in Tokio ab, um unser Leben zu schützen“.

Besuch verschoben

Medienberichten zufolge hat Bach einen für Mitte Mai geplanten Japan-Besuch auf Juni verschoben. Grund dafür sei der verlängerte Corona-Notstand.

Erst am Sonntag äußerte sich Tennis-Star Naomi Osaka skeptisch zum Thema. Sie habe zwar ihr ganzes Leben lang darauf gewartet, bei Olympia starten zu können, doch müsse man sorgfältig über die mit der Abhaltung der Spiele verbundenen Risiken diskutieren.

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