Doskozil: "Sport hat hohen Integrationsfaktor"

Doskozil ist glühender Rapid-Anhänger, da lohnte sich ein Besuch beim Rekordmeister.
Der neue Sportminister über Aktionen, Aufholbedarf, Aufgaben, Anreize und Ausblicke.

Hans Peter Doskozil ist seit 26. Jänner offiziell Verteidigungsminister. Und gleichbedeutend damit auch Sportminister. Der 45-Jährige erzählt über die Bedeutung des Sports in Österreich und seine Vorhaben.

KURIER: Vor Kurzem wurden Sie als Minister für Landesverteidigung und Sport angelobt. In den Medien ist der Bereich Sport auffallend unterrepräsentiert. Wie gewichten Sie persönlich Ihre beiden neuen Aufgabengebiete?
Hans Peter Doskozil:
Die Flüchtlingssituation ist natürlich für die Innenpolitik-Medien das Thema Nummer 1. Sie beschäftigt mich auch sehr stark im Ressort. Für mich haben die Sport-Agenden aber einen hohen Stellenwert.

Mit welchen Zielen gehen Sie als Sportminister an den Start?
Es liegt mir sehr viel daran mitzuhelfen, Menschen aller Altersgruppen fitter und gesünder zu machen. Darüber hinaus ist es unsere Aufgabe, sowohl den Breiten- als auch den Spitzensport zu fördern und für geeignete Rahmenbedingungen zu sorgen.

Wo liegen Ihre Schwerpunkte im Sportbereich? Was steht auf Ihrer Agenda ganz oben? Was kann man schnell ändern?
Im Bereich des Spitzensportes möchten wir Voraussetzungen schaffen, die für internationale Erfolge sorgen. In den Schulen und Kindergärten gibt es langfristige Projekte, die von uns gefördert und von den Dachverbänden in den Bundesländern umgesetzt werden. Das möchte ich ausbauen.

Wie soll sich die Sportförderung im Spitzensport unter Ihrer Ägide entwickeln?
Wenn sich Österreich auf langfristige Sicht im internationalen Wettbewerb behaupten möchte, müssen wir die Strukturen im österreichischen Spitzensport optimieren. Mein Ziel ist es, die Rahmenbedingungen auf Bundesebene zu verbessern. Die Sportverbände konnten in den vergangenen Jahren einen großen Förderzuwachs verzeichnen – von 36 Millionen Euro im Jahr 2004 auf 82,5 Millionen Euro im Jahr 2015. Diese Mittel müssen auch zielgerichtet eingesetzt werden und letztlich beim Athleten und bei der Athletin ankommen. Der Weg weg von der Gießkanne hin zur gezielten Förderung wurde bereits eingeschlagen.

Doskozil: "Sport hat hohen Integrationsfaktor"
ABD0103_20160129 - SPIELFELD - ÖSTERREICH: BM Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Freitag, 29. Jänner 2016, im Rahmen eines Besuchs am Grenzübergang Spielfeld. - FOTO: APA/ERWIN SCHERIAU
Wird sich etwas an der Höhe der Fördermittel ändern?
Wir haben eine sehr solide Grundlage für die zwei Kernaufgaben des Bundes im Sport: Die Finanzierung professioneller Strukturen im Sport und die Förderung von Bewegung für unsere Gesellschaft. Die finanzielle Situation der Sportverbände ist mit 80 Millionen Euro Bundes-Sportförderung vergleichsweise gut. Diese Mittel sind gesetzlich verankert und unterliegen keinen Budgetkürzungen.

BSO-Präsident Herbert Kocher hat erst kürzlich in einer Presseaussendung betont, dass Sport bei der Integration von Asylwerbern und Migranten helfen kann. Wie stehen Sie dazu?
Der Sport hat einen hohen Integrationsfaktor. Ich habe das als Landespolizeidirektor in Nickelsdorf hautnah miterlebt. Da haben Flüchtlingskinder mit den Polizisten Fußball gespielt. Auf einen Schlag waren alle Sorgen vergessen. Das ist die Kraft, die der Sport hat. Es ist gut und richtig, dass das Sportministerium Integrationsprojekte fördert. Hier möchte ich auch mit dem Integrationsminister zusammenarbeiten.

Welche Rolle spielt der Breitensport in Österreich insgesamt?
Es ist wichtig, die Weichen für ein sportlich aktives Leben möglichst früh zu stellen. Deshalb setzen wir bereits bei den Jüngsten an. Wir stärken die Brücke zwischen Verein und Schule. Tägliche Bewegung hält unsere Kinder körperlich und geistig fit.

Was halten Sie von der täglichen Bewegungseinheit?
Grundsätzliches Ziel ist es, dass sich Kinder täglich bewegen. Die Kompetenz dazu liegt ja nicht im Sportressort. Wir müssen mit dem Bildungsressort und den Ländern ein Modell kreieren.

Wie sportlich ist Österreich Ihrer Meinung nach?
Man könnte immer mehr tun. Ich denke schon behaupten zu können, dass in diesem Bereich in den letzten Jahren ein Umdenkprozess stattgefunden hat und ein Trend zu Sport und Bewegung zu erkennen ist. Aber Handlungsbedarf ist noch gegeben.

Wie wollen Sie die Gesellschaft zu mehr Sport und Bewegung motivieren?
Ich kann mir Projekte vorstellen, wo über den Sport Anreize zur Gesundheitsvorsorge gesetzt werden. Hier ist es aber noch zu früh, um die Pläne auf den Tisch zu legen. Generell ist es wichtig, dass jede und jeder den Sport findet, der den eigenen Fähigkeiten und Interessen entspricht. Sport soll Freude bereiten. Es werden Projekte für Kindergärten und Schulen vom Sportministerium gefördert, wo die Dachverbände mit ausgebildeten Übungsleitern oder Trainern den Kindern gewisse Sportarten näherbringen und zum Sport animieren.

Wie sportlich sind Sie selbst?
Ich spiele mindestens ein Mal pro Woche Badminton, wenn es mein Terminkalender zulässt auch öfter.

Was ist ihre Lieblingssportart?
Mein großes Interesse gilt dem Fußballsport. Ich habe regelmäßig Spiele besucht, ob in den unteren Spielklassen oder der Bundesliga.

Privat

Hans Peter Doskozil, geboren am 21. Juni 1970, wuchs in Kroisegg (ein Ortsteil von Grafenschachen) im Südburgenland auf. Er ist Vater von zwei Kindern.

Karriere

Er maturierte in Oberschützen und ging 1989 zur Bundespolizeidirektion Wien. 2008 begann er seine Tätigkeit im Büro von Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (Leitung ab 2010). Im September 2012 wurde er Landespolizeidirektor. In dieser Funktion überzeugte er beim Flüchtlingsansturm mit seinem Krisenmanagement.

Politik

Am 26. Jänner wurde er von Bundespräsident Heinz Fischer als Nachfolger von Gerald Klug als Verteidigungs- und Sportminister angelobt.

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