Ich bin's, Roger Nadal

Ich bin's, Roger Nadal
US-Open-Champ Novak Djokovic ist der kompletteste Tennisspieler - die Erfolgsgeheimnisse der Nummer eins.

Wenn man die Entwicklung im Tennissport in Betracht zieht, ist Novak Djokovic der beste Spieler aller Zeiten."

Diese Worte stammen nicht von größenwahnsinnigen Fans des Serben, sondern vom Tennis-Experten Mats Wilander. Und sie wurden auch nicht im Jubel über dessen neuerlichen US-Open-Sieg gesprochen, sondern bereits vor dem Finale.

In diesem hat der 24-Jährige aus Belgrad zumindest gezeigt, dass er gegenwärtig eine würdige Nummer eins der Tenniswelt ist. Mit einem Meisterstück hat er jegliche Zweifel daran beseitigt: Beim 6:2-6:4-6:7-6:1-Sieg über den Spanier Rafael Nadal packte er alle Qualitäten seines Könnens aus. In einem der hochklassigsten Endspiele der Grand-Slam-Geschichte musste er einen Gegner bekämpfen, der nie aufgab, sich mit einem Re-Break und gewonnenen Tie-Break noch in einen vierten Satz rettete.

Vorrang

Am Ende, und das war nach 4:10 Stunden Spielzeit und langen Rallyes, siegte vor 23.500 Zuschauern im Arthur-Ashe-Stadium der perfektere der besten Spieler: Novak Djokovic. Es war der sechste Finalerfolg über das spanische Kraftpaket in Folge. "Ich fühle mich körperlich und mental ausgelaugt, doch das ist normal nach einem so langen Jahr und so vielen Matches. Aber ich habe diese Trophäe hier und dafür habe ich gekämpft", sagte der Tenniskönig nach seinem ersten Streich in New York, bei dem er ein Preisgeld von 1,8 Millionen Dollar (1,3 Millionen Euro) verdiente.

Seine Überlegenheit in Zahlen: Djokovic hat heuer 64 Spiele gewonnen, lediglich zwei nicht. In Paris unterlag er im Semifinale Roger Federer, in Cincinnati musste er gegen den Schotten Andy Murray wegen Schulterbeschwerden aufgeben. Fest steht jetzt schon, dass er das Jahr als Nummer eins abschließen wird.

Vorzüge

Unschlagbar? Djokovic hat im vergangenen Jahr sein Spiel perfektioniert. "Er kann alles. Funktioniert ein Schlag an einem Tag nicht so gut, kann er umstellen", sagt Mats Wilander, 1988 die Nummer eins der Welt und gegenwärtig Fachkompetenz bei Eurosport . Kurz: Djokovic ist perfekt. Roger Federer, der elegantere Spieler, ist nicht für überlange Rallyes geboren. Nadal wird nie seine Gegner mit dem Service aus den Stadien schießen.

Djokovic kann mit Nadal lange Grundlinien-Rallyes gehen, im Gegensatz zu seinem Finalgegner hat er aber seinen Aufschlag, seine Beweglichkeit und die Kondition stark verbessert - auch dank der Mithilfe des Tiroler Fitnesstrainers Gebhard Gritsch. Djokovic kann deshalb aus der schlimmsten Bedrängnis unerreichbare Winner schlagen. Dazu kommt das Selbstvertrauen. Wer haut schon beim Matchball gegen sich auf Teufel-komm-raus auf den Ball, wie Djokovic im Halbfinale gegen Federer? US-Legende John McEnroe: "Einer der großartigsten Bälle unter Druck aller Zeiten!"

Vorlieben

Auch im Endspiel gegen Nadal war er bei den Big Points da. Diese Mixtur aus Stärke und Entschlossenheit in den engen Phasen ermuntert seine Herausforderer nicht gerade.

Schaut alles so staubtrocken aus, wenn Djokovic draufhaut. Dabei ist er wahrlich kein staubtrockener Typ: Joke-ovic tankt viel Kraft aus seinem Humor. Vor den US Open parodierte er erneut Maria Scharapowa, die dem serbischen Lausbuben aber verzieh und mit ihm ein paar Bälle schlug. Auch Boris Becker oder John McEnroe wurden vom Serben bereits imitiert. "Dem Tennissport fehlt etwas die Show, fehlen die Typen, es ist alles zu ernst geworden", sagt Djokovic.

Zumindest er sorgt derzeit für eine One-Man-Show. Nicht nur mit Kasperliaden, sondern vor allem mit sensationellem Tennis.

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