Historischer Meistertitel: Wie die Nordmänner Österreich eroberten
Wer im Waldviertel ein Anhänger der Nordmänner ist, hat nicht zwingend auch etwas mit den Wikingern am Hut. Viel eher ist er oder sie einfach ein Fan der dort heimischen Volleyball-Mannschaft. Die Union Waldviertel, die in Zwettl sesshaft geworden ist, hat sich in den letzten Jahren zu einem absoluten Spitzen-Team entwickelt und sich dafür gleich doppelt belohnt.
Vor wenigen Wochen gewann man bereits den Cup, am Sonntag-Abend sicherte man sich auch noch den ersten Titelgewinn in Österreichs Volleyball-Liga der Herren. Der dreifache Meister Aich/Dob hatte in der finalen Best-of-seven-Serie keine Chance, die "Nordmänner" setzten sich souverän mit 4:0 durch. Das entscheidende Spiel in Bleiburg gewannen die Niederösterreicher nach einer Machtdemonstration im ersten Satz und anschließendem, hartem Kampf mit 3:1.
Nach Jahren, in denen die hotVolleys aus Wien, Hypo Tirol und Aich/Dob die österreichische Volleyball-Landschaft dominierten, ist also plötzlich ein kleiner Verein aus dem Waldviertel vom Jäger zum Gejagten geworden. In 36 Spielen in der heimischen Liga, musste sich das Team nur einmal geschlagen geben. Und das, obwohl der Verein heuer national und international gleich in vier Bewerben am Start war und fast 60 Spiele absolvierte.
Sportlicher Aufstieg
Eine Entscheidung, die der Klub bewusst getroffen hat. "Du musst diese Belastungen in der Meisterschaft simulieren, dass du in der Woche zwei, drei Spiele hast", erzählt Vereins-Manager Werner Hahn. Dennoch galt es die richtige Balance zu finden. So entschied man auch, sich auf die heimische Liga zu konzentrieren, in der parallel laufenden MEVZA (Mitteleuropäischen Volleyball-Liga) wurde zurückgesteckt. "Im Nachhinein hat sich das als richtig herausgestellt. Man muss da wirklich Prioritäten setzen", so Hahn.
Es sind jedenfalls viele "Zahnräder, die ineinander greifen", meint Hahn. 2005 schaffte der Verein den Aufstieg in die höchste Liga, damals spielte man noch in Arbesbach. Die Halle wurde aber bald zu klein, auch ein Ausweichquartier in Groß Gerungs reichte nicht. 2015 fand man schließlich mit der Sporthalle in Zwettl eine neue Spielstätte. Seitdem geht es nicht nur sportlich bergauf.
"Wir haben viel mehr Mitglieder als noch vor einigen Jahren, haben auch das ganze Umfeld professionalisiert. Da sind wir dem Rest der Liga auch überlegen", sagt Hahn. Die Nordmänner vermarkten sich auch auf Social Media geschickt. Neben einem eigenen YouTube-Kanal, wo die Heimspiele live gestreamt werden, bietet man auch eine eigene App an. Diese hat laut Hahn bereits "an die 1.000 Nutzer." Dazu lockt man oftmals über 500 Zuschauer in die Zwettler Halle: "All die Aktionen und Maßnahmen, die wir geschnürt haben, haben Früchte getragen."
Ein Volleyball-Hype
Der Verein wächst, hat Erfolg und wird auch für die Politik und Sponsoren immer interessanter. "Wir sind in der Region eine Nummer, da kann man nicht mehr darüber hinwegsehen." Auch die mediale Aufmerksamkeit ist gestiegen. "Wir sind momentan interessant, und das genießen wir", sagt Hahn. Dennoch will der Verein auf dem Boden bleiben. Die Liga sei ausgeglichener geworden, von einer möglichen eigenen Dominanz will man nicht sprechen: "Ich finde es gut, wenn sich die Volleyball-Landschaft etwas durchmischt. Jeder soll in Österreich einmal etwas davon haben und einen Hype in seiner Region auslösen."
Im Waldviertel ist das gelungen, die Nordmänner sind auf dem Vormarsch. Die eigene Vision "österreichische Meistertitel in allen Bewerben" zu erobern, wurde schneller erreicht, als sich das wohl viele erträumt hatten. Das historische Double ist perfekt. Und was kommt dann? "Dann müssen wir neue Ziele entwerfen", meint Hahn, "Aber da fällt uns sicher etwas ein."
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