Handball-EM: Österreich verliert zum Auftakt

In dem vermeintlich entscheidenden Gruppenspiel unterliegen die Österreicher Weißrussland 26:27.

Was bleibt von einem verlorenen Finalspiel, das ein Großereignis nicht beendet, sondern erst eröffnet? Mit 26:27 verloren Österreichs Handball-Herren bei der EM im kroatischen Poreč gegen Weißrussland den Auftakt, den alle im rot-weiß-roten Lager als entscheidend im Kampf um die Hauptrunde bezeichnet hatten.

Die Körper und Gesichter der österreichischen Teamspieler nach sechzig aufreizenden Minuten in der mit fast 4000 Besuchern ausverkauften Arena waren leicht zu deuten: Die schweißnassen Köpfe gesenkt, die müden Arme in die Hüften gepresst, die ratlosen Blicke ins Leere gerichtet. "Das ist natürlich die schmerzhafteste aller möglichen Niederlagen", sagte Teamkapitän Thomas Bauer. "Und dennoch hat es unglaublich viel Spaß gemacht auf dieser Bühne zu spielen, vor dieser Kulisse", fand der Tormann, dessen zahlreiche Paraden vor rund 1000 mitgereister Fans aus Österreich am Ende auch nicht reichen sollten für den so wichtigen Auftaktsieg.

Mitreißend

Die restlichen beiden Vorrundengegner – Weltmeister Frankreich (Sonntag) und Vizeweltmeister Norwegen (Dienstag) – dürften die österreichischen Auswahl vor noch größere Probleme stellen, als es bereits die Weißrussen über weite Strecken getan haben. "Natürlich ist Frankreich ein anderes Kaliber", sagte daher auch Teamchef Patrekur Johannesson, um eilig anzufügen: "Wer weiß, in sechzig Minuten kann viel passieren."

Kann es in der Tat. Das bewies auch die gestrige Partie, die immer mitreißend, oft sehenswert, nie langweilig war. Zu viele Wendungen bot dieser Vergleich auf Augenhöhe. Zwar rannten die Österreicher über fast die gesamte Spielzeit einem Rückstand hinterher, doch entscheidend abzusetzen vermochten sich die Weißrussen wiederum auch nicht. Einem Rückstand von vier Toren nach einer Zwei-Mann-Unterzahl begegneten die jungen Österreicher Mitte der zweiten Halbzeit mit Mut und Wucht. Allein der Ausgleich wollte bei vier (!) nicht genutzten Angriffsmöglichkeiten nie gelingen.

"Wir wussten, dass bei so einer Partie Kleinigkeiten entscheiden werden", resümierte der erst 22-jährige Anführer Nikola Bilyk vom Top-Verein THW Kiel, "und wir haben uns wohl ein paar Schnitzer zu viel erlaubt."

Unerfahren

Ein ums andere Mal glitt der Ball im Aufbauspiel leichtfertig aus den Händen, oft war das geplante Zuspiel einfach zu riskant. "Die Spieler haben es im Großen und Ganzen gut gemacht und den Spielplan umgesetzt", lobte Johannesson. Nie war eine rot-weiß-rote Auswahl bei einer Endrunde unerfahrener als bei dieser EM. Johannesson: "Diese Niederlage wird uns irgendwann noch helfen."

Sicher nicht bei dieser EM, aber vielleicht schon in zwei Jahren, wenn Österreich EM-Gastgeber ist.

Gruppe B:

Österreich - Weißrussland 26:27 (12:14)

Werfer Österreich: Bilyk 8, Bozovic 5, Weber 4, Ziura 3, A. Hermann, Frimmel, Zeiner je 2

Bester Werfer Weißrussland: Kulesch 7

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