EM in Dänemark wird Spektakel für Österreich

Zwei Welthandballer und der weltbeste Torjäger – die Endrunde verspricht für Österreich ein Spektakel.

Wie würde es Ihnen gefallen, wenn es Österreichs Fußballer binnen fünf Tagen mit Lionel Messi, Cristiano Ronaldo und Zlatan Ibrahimovic zu tun bekämen? Keine Sorge, Sie haben weder eine Jahrhundertchance verpasst, noch zeigt das Kalenderblatt den 1. April.

Es ist Handball-EM. Mit Österreich – und gegen Tschechien, Dänemark sowie Mazedonien. Drei Teams, die von drei der außergewöhnlichsten Handballer angeführt werden: den Welthandballern der Jahre 2010 und 2011 sowie dem besten EM- und WM-Torjäger.

Mikkel Hansen (Dänemark): Der 26-Jährige trägt ab Sonntag die Last von 5,6 Millionen Dänen auf seinen Schultern. Die sind dank 1,92 Meter Größe und 93 Kilo breit genug. Hansen, 2011 mit nur 23 Jahren bereits zum Welthandballer gewählt, soll Dänemark zum zweiten EM-Titel in Folge führen. „Turm von Kopenhagen“ hat ihn einst der Klub-Boss von AG Kopenhagen bezeichnet. In seiner Zeit beim Hauptstadt-Klub (2010– 2012) trieb Hansen mit seinen Kollegen den Handball-Boom in ungeahnte Höhen: Zu einem Meisterschaftsspiel kam die Weltrekord-Kulisse von 36.651 Besuchern. In seiner Heimat zählt Mikkel Hansen zu den populärsten Sport-Persönlichkeiten neben Fußballer Nicklas Bendtner und Neo-Formel-1-Fahrer Kevin Magnussen (McLaren). Das beschauliche Dänemark hat Hansen mittlerweile hinter sich gelassen. Der Rückraum-Spieler geht für den reichsten Klub der Welt auf Torjagd: Paris Saint-Germain. Die Handball-Abteilung des Hauptstadt-Klubs wird wie auch jene der Fußballer von den Scheichs aus Katar gelenkt und finanziert. Aus dem Starensemble sticht Hansen heraus, seine Würfe und Zuspiele sind spektakulär. Doch auch er weiß, was nötig ist für erfolgreichen Handball: „Der Angriff verkauft die Eintrittskarten, aber die Abwehr gewinnt Meisterschaften.“

EM in Dänemark wird Spektakel für Österreich
epa03064277 Czech player Filip Jicha in action during the preliminary round group B match of the EHF Handball European Championship between Sweden and the Czech Republic in Nis, Serbia, 17 January 2012. EPA/GEORGI LICOVSKI

Filip Jicha (Tschechien): Den Zwei-Meter-Riesen müssen die Österreicher gleich zum EM-Auftakt heute, Sonntag (18 Uhr/live ORF Sport +), überwinden. „Tschechien – das ist natürlich Jicha“, sagt daher auch der österreichische Teamchef Patrekur Johannesson. Den 31-jährigen Jicha komplett aus dem Spiel zu nehmen, ist beinahe unmöglich. Der Welthandballer des Jahres 2010 ist in der Lage, eine dichte Abwehrreihe aus 13 bis 15 Metern zu überwerfen. „Wir dürfen ihn nur nicht in einen Lauf kommen lassen“, sagt Nikola Marinovic. Österreichs Teamtormann weiß, wovon er spricht: Der 37-Jährige trifft in der deutschen Bundesliga in regelmäßigen Abständen auf Jicha und die anderen Stars des THW Kiel. Mit dem Traditionsklub aus Norddeutschland war Jicha zuletzt das Maß der Dinge: In der Sammlung des Tschechen lagern Trophäen für zwei Erfolge in der Champions League sowie für je fünf Meistertitel und Cup-Triumphe. Selbst in Österreich hat Jicha bereits seine Spuren hinterlassen. Bei der EM 2010 kürte er sich mit 53 Treffern (8,8 Tore pro Partie) souverän zum Schützenkönig der Endrunde.

Kiril Lazarov (Mazedonien): 53 Tore bei einer Endrunde entlocken Kiril Lazarov vermutlich ein Schmunzeln. Der 33-Jährige hält sowohl bei WM-Endrunden (92 Tore, 2009) als auch bei EM-Turnieren (61 Tore, 2012) den Rekord für die meisten erzielten Treffer. Der Mazedonier ist der erste Spieler, der beide Bestmarken zur selben Zeit hält. Nicht nur im Nationalteam beweist Lazarov sein goldenes Händchen, auch auf Klub-Ebene versteht es der Linkshänder, sich in Szene zu setzen. Gleich drei Mal erzielte er in einer Champions-League-Saison die meisten Tore. Nach Engagements bei den Top-Klubs Veszprem (Ung), Zagreb (Kro), Ciudad Real und Atlético Madrid (beide Sp) heuerte er im Sommer beim großen FC Barcelona an. Auf Österreich wartet Kiril Lazarov zum Abschluss der Vorrunde. Das Duell am Donnerstag dürfte für beide Nationen über Aufstieg oder EM-Aus entscheiden.

Kader für EM-Auftaktspiel

Teamchef Patrekur Johannesson hat den Kader des österreichischen Handball-Nationalteams vor dem EM-Auftaktspiel gegen Tschechien am Sonntag (18.00 Uhr/live ORF Sport +) auf die vorgeschriebenen 16 Mann reduziert. Nicht ins Aufgebot schafften es die beiden Kreisspieler Patrick Fölser und Dominik Bammer. Sie dürfen auf Einsätze in den weiteren Gruppenspielen gegen Dänemark und Mazedonien hoffen.

Der am Sprunggelenk lädierte ÖHB-Kapitän Viktor Szilagyi absolvierte das Abschlusstraining am Samstagabend erfolgreich. Die Chancen auf einen Einsatz des Schlüsselspielers stehen gut.

EM in Dänemark: 12. bis 26. Jänner

Gruppe A in Herning: TschechienÖsterreich (12. 1.,18 Uhr), ÖsterreichDänemark (14. 1., 20.30), MazedonienÖsterreich (16. 1., 18.15/alles live ORF Sport +).

Gruppe B in Aalborg: Island, Norwegen, Spanien, Ungarn.

Gruppe C in Aarhus: Serbien, Polen, Frankreich, Russland.

Gruppe D in Kopenhagen: Kroatien, Weißrussland, Schweden, Montenegro.

Modus: Die Top 3 jeder Gruppe steigen in die Hauptrunde auf (Gruppe A mit B bzw. C mit D). Hauptrunden-1. und -2. im Semifinale.

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