Nykänen kam, sah und gratulierte

epa03619628 Gregor Schlierenzauer (R) of Austria and Matti Nykanen (L) of Finland take part in a charity basketball event, Finnish Legends against World All Stars, at Kuopio Hall, Kuopio, Finland, 11 March 2013. EPA/KIMMO BRANDT FINLAND OUT
Skisprung-Legende Matti Nykänen besuchte seinen Nachfolger auf dem Stubaier Gletscher.

Matti Nykänen hat es also geschafft: Er hat alle Skeptiker Lügen gestraft, die sogar schon darauf gewettet haben, dass er am Ende doch nicht auf dem Stubaier Gletscher auftauchen würde. Wäre ja auch nicht das erste Mal, dass Nykänen irgendwas dazwischengekommen wäre.

Aber der beste Skispringer der Geschichte ist gekommen, er ist extra eingeflogen aus Finnland, um seinem legitimen Nachfolger hochoffiziell zu gratulieren. Auch wenn Gregor Schlierenzauer, der den Langzeitrekordhalter Nykänen (46 Weltcupsiege) in diesem Winter überflügeln konnte (50 Weltcupsiege), dem Finnen am besten nicht in allen Belangen nacheifern sollte.

Gezeichnet

Matti Nykänen ist noch keine 50, aber er sah zuletzt oft aus wie ein alter Mann. Die Haut vergilbt, die Haare zerfranst, die Wangen eingefallen, Nykänen ist gezeichnet vom Leben. Vom sympathischen finnischen Milchgesicht, das in den 80er-Jahren alles gewann, was es im Skispringen zu gewinnen gibt, ist wenig geblieben. Auch weil sich Nykänen in seinem Leben nicht nur von Milchprodukten ernährt hat.

Der 49-jährige Finne hat einen Aufstieg und einen Absturz hinter sich, wie ihn kaum ein anderer Sportler fabriziert hat. Vier Olympiasiegen, sechs WM-Goldmedaillen, vier Weltcupgesamtsiegen und einem einzigen sportlichen Höhenflug folgte im Privatleben ein Tiefschlag nach dem anderen: Drei Hochzeiten und auch drei Scheidungen, Haftstrafe wegen versuchten Totschlags im Alkoholrausch, 103 Stunden nach der Entlassung wieder in U-Haft, Herzinfarkt, neuerlicher Gefängnisaufenthalt (Misshandlung seiner Frau), Auftritte als Gogo-Tänzer, Festnahme nach einer Messerattacke, und so weiter, und so fort. Der Name von Matti Nykänens Autobiografie ist nicht zufällig gewählt: „Grüße aus der Hölle.“

Geläutert

Derzeit hat der Finne gerade wieder einmal eine bessere Phase. Okay, er war im Februar einmal für einige Tage verschollen, aber die ganz großen Eskapaden sind zuletzt ausgeblieben. Wohl auch deshalb, weil sich Matti Nykänen wieder dem Sport verschrieben hat.

Seit Kurzem betreut der 49-Jährige seinen finnischen Landsmann Harri Olli, der beim Après-Skispringen wie Matti Nykänen zur absoluten Weltklasse zählt. Und statt in den Bars und Nachtclubs wie in der Vergangenheit einen zu heben, hebt Nykänen mittlerweile sogar selbst wieder ab. Er gewann unlängst den Senioren-WM-Titel, und seit dem letzten Sommer hat er bereits 200 Sprünge absolviert.

Auf seine alten Tage will der gefallene Held noch einmal auferstehen. „Ich will zu Olympia“, hatte Nykänen zuletzt gegenüber der Welt erklärt. Nicht als Zaungast, nicht als Trainer von Harri Olli. „Als Vorspringer.“

Der Kater nach den großen Siegen

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