Grand Prix von Singapur: Glitzer, Funken und ein Krach

Grand Prix von Singapur: Glitzer, Funken und ein Krach
Der Große Preis von Singapur gilt als Juwel und Vorzeigeprojekt der Rennserie. Ein Rückblick auf die ersten zehn Ausgaben.

Skeptisch bis ablehnend. Das war die Reaktion von Fahrern und Fans vor zehn Jahren. Ein Formel-1-Rennen in der Nacht auf einem Stadtkurs? Noch dazu im brütend heißen Singapur?

Zehn Jahre danach ist der Grand Prix auf dem Marina Bay Street Circuit der stimmungsvollste des Jahres, 1600 Flutlicht-Scheinwerfer erhellen die Strecke. Ein echtes Highlight. Der Grand Prix im Stadtstaat ist neben Monaco das ganz große Aushängeschild im Rennkalender und das glitzernde Vorzeigeprojekt der Formel 1 der Neuzeit.

Spektakulär sind nicht nur die HD-Bilder der glitzernden Skyline der Großstadt. Spektakulär sind zumeist auch die Rennen. Das waren die Höhepunkte und die Aufreger der vergangenen zehn Jahre.

2018: Vorentscheidung im WM-Duell?
Dass die Boliden des Jahrgangs 2018 Rennwochenende für Rennwochenende neue Streckenrekorde in den Asphalt brennen, ist mittlerweile bekannt. Und dennoch war die Bestmarke von Lewis Hamilton gestern im Qualifying etwas Spezielles. Der Brite selbst sprach von einer „magischen Runde“, Mercedes-Sportchef Toto Wolff nannte sie „episch. Er ist schneller gefahren, als es mit dem Auto eigentlich möglich ist.“ Mit der 79. Poleposition seiner Karriere gelang Hamilton der nächste Wirkungstreffer im WM-Duell mit Sebastian Vettel. Der Deutsche, dessen Ferrari in Singapur favorisiert worden war, startet nur von Position drei. Zwischen die beiden Titelanwärter schob sich Max Verstappen. Eine hochexplosive Mischung für den heutigen Start.

2017: Start-Desaster
Wie jedes Jahr endete des Rennen mit einem großen Feuerwerk. Den großen Knall gab es schon am Start: Sebastian Vettel, Kimi Räikkönen und Max Verstappen kollidierten vor der ersten Kurve. Von ihren Siegträumen blieben nur drei Haufen Schrott. Ferrari sah im Niederländer den Bösewicht. Verstappen hingegen beschuldigte Vettel und sagte noch: „Wenigstens hat es sie beide erwischt.“ Profiteur war Lewis Hamilton, der das Rennen im unterlegenen Mercedes gewann und damit den vorentscheiden Schritt zu seinem vierten WM-Titel machte.

2016: Reptilien-Alarm
Das tropische Singapur ist bekannt für seine exotische Tierwelt. Keine Scheu vor den lauten Boliden kannte im Training ein riesiger Waran. Das Reptil überquerte seelenruhig die Strecke, als Max Verstappen im Red Bull heranbrauste.

2015: Nachtwandler
In der 37. Runde spazierte plötzlich ein Mann in T-Shirt und Shorts entgegen der Fahrtrichtung über die Strecke. Der 27-jährige Brite war alkoholisiert und wurde festgenommen. Da er nicht in der Lage war, die Kaution in Höhe von 15.000 US-Dollar zu bezahlen, musste er sechs Wochen in einem Gefängnis in Singapur verbringen.

2015: Vettels Rekord
In seiner Debütsaison für Ferrari gewann Sebastian Vettel in Singapur, der Deutsche liebt den Stadtkurs. Drei Mal war er bereits in seiner Red-Bull-Zeit nicht zu schlagen gewesen. Damit ist der vierfache Weltmeister Rekordsieger. Um weiter im WM-Kampf zu bleiben, benötigt Vettel auch heute, Sonntag, eine magische Nacht.

2014: Heißer Hintern
Singapur ist das heißeste Rennen des Jahres. Doch fast unerträglich wurde es für Kevin Magnussen. Wegen einer schadhaften Dichtung drang heiße Luft ins Cockpit seines McLaren. Das Wasser in der Trinkflasche fing zu kochen an, Magnussen verbrühte sich die Lippen. Während der Safety-Car-Phase streckte er die Arme aus dem Cockpit, um sich etwas zu kühlen. „Mein Sitz war unheimlich heiß“, sagte er. „Es war wirklich schlimm.“ Nach dem Rennen musste er sich wegen Verbrennungen behandeln lassen. Der Lohn für die heiße Nacht: Rang zehn und ein WM-Punkt.

2013: Webber im Taxi
Vor der Jahrtausendwende war es noch selbstverständlich, dass ein Pilot einen anderen mitnimmt, sollte er es in der Auslaufrunde nicht mehr ins Ziel schaffen. Doch diese Zeiten sind vorbei, viel zu gefährlich sei die Aktion, heißt es vonseiten des Weltverbands. Doch Fernando Alonso war’s egal: Der Spanier stoppte mit seinem Ferrari und ließ Mark Webber auf den Seitenkästen mitfahren, da dessen Red Bull liegen geblieben war. Die Stewards kannten kein Erbarmen, der Australier wurde mit einer Rückversetzung um zehn Startplätze für das nächste Rennen bestraft.

2008: Crashgate
Gleich beim ersten Rennen kam es im Wortsinne zum ganz großen Krach. Auf Anweisung seines Teamchefs Flavio Briatore verursachte Nelson Piquet jr. in der 17. Runde absichtlich einen Unfall. Das Safety-Car kam auf die Strecke, und Renault-Teamkollege Fernando Alonso, der vom 15. Platz gestartet war, lag plötzlich in Führung – und der Spanier gewann das Rennen. Der Betrug flog ein Jahr später auf, nachdem das Team Piquet mitten in der Saison entlassen hatte, woraufhin der Brasilianer über die Causa auspackte. Briatore wurde lebenslang gesperrt, Alonso kam straffrei davon, da er von all dem nichts gewusst haben will.

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