Golfer Matthias Schwab: "Zu viel Talent ist gefährlich"

Golfer Matthias Schwab: "Zu viel Talent ist gefährlich"
Österreichs bester Golfer über seine durchgeplante Karriere, Selbstzweifel und Parallelen zu Marcel Hirscher.

Es ist eine kleine Weltreise, die Matthias Schwab durchaus den Atem rauben soll. Drei Turniere in drei Wochen auf drei Kontinenten. "Den Weltbesten macht der Jet-Lag kaum zu schaffen. Dorthin muss ich auch kommen", erklärt der Golfprofi aus der Steiermark seinen aufwühlenden Turnierplan (Marokko ab Donnerstag, China, England). In der Karriereplanung des 24-Jährigen, mittlerweile die Nummer eins Österreichs, wurde noch nie etwas dem Zufall überlassen.

KURIER: Herr Schwab, Sie haben einmal gesagt, Talent werde überbewertet. Wie meinen Sie das?

Matthias Schwab: Im Kindesalter hilft Talent in jedem Fall. Aber mit der Zeit werden diejenigen besser, die mehr trainieren und sich besser auf die Gegebenheiten einstellen. Talent bringt dich nicht ganz nach vorne, obwohl es schon auch unter den Besten Talentiertere gibt.

Haben Sie ein Beispiel?

Dustin Johnson (aktuelle Nummer eins der Welt, Anmerkung) ist ziemlich talentiert, das sieht man. John Daly (zweifacher Major-Sieger) war es auch. Was man so hört, hat der ja kaum trainiert.

Wann haben Sie das erste Mal bemerkt, dass man es mit Fleiß weiterbringen kann?

In meiner Jugendzeit. Da hat es immer Spieler gegeben, denen Golf leicht gefallen ist. Und oft haben genau die es sich dann zu leicht vorgestellt. Wenn du früh mit wenig Aufwand sofort vorne dabei bist, fehlt dir vielleicht der gewisse Biss. Ich denke es ist eine Gefahr, wenn man sich zu sehr auf sein Talent verlässt. Ich glaube nicht, dass ich ein extremes Talent war.

Hat Ihnen dieses Wissen in Ihrer bisherigen Karriere geholfen?

Wenn ich mich an die Jahre in den USA erinnere, finde ich, dass ich von allen auf der Uni am besten trainiert habe. Nicht am meisten. Wenn ich meine Sachen erledigt hatte, bin ich wieder abgehauen. Einige andere haben dann noch herumgeblödelt. Das sehe ich doch eher als verschwendete Zeit an.

Ihre Familie hat mit Ihnen die Karriere von Beginn an genau durchgeplant. Gab es nie Zweifel, dass Sie es vielleicht doch nicht als Profi schaffen werden?

Als mir zu Beginn meiner College-Zeit Rückenbeschwerden arg zu schaffen gemacht haben, waren die Zweifel groß. Es gab Momente, in denen es nicht gesichert war, dass ich weiter Golf spielen kann. Davor und danach gab es jedoch nie Zweifel, sondern nur den Plan, es Schritt für Schritt anzugehen.

Sie waren durch die Verletzung in einer wichtigen Entwicklungszeit zum Zuschauen gezwungen. Wie sind Sie mental damit umgegangen?

Es war nicht so einfach, auch weil ich de facto ganz alleine war in Nashville. Es gab zwar das Betreuerteam, aber aus meinem persönlichen Umfeld war niemand da, der mir aktiv zur Seite stehen hätte können. Aber ich Nachhinein habe ich doch einige Sachen daraus lernen können.

Welche denn?

Es ging um Zusammenhänge von Belastung und Erholung sowie um die Wichtigkeit der Trainingssteuerung. Ich habe mich auch erstmals wirklich mit meinem Körper und dessen Aufbau auseinandergesetzt. Es ist ja kein seltenes Phänomen auf der Tour. Wenn man sich umhört, erkennt man, dass etliche Profis von Rückenschmerzen geplagt werden.

Sie waren ein Teenager, als Sie alleine in die USA gegangen sind. Wie groß war der Schritt für Sie persönlich?

Es war schon eine coole Zeit. Golferisch war ich aber nicht komplett alleine. Du trainierst dort im Team, vieles ist vorgegeben und läuft streng nach Plan ab. Prinzipiell bin ich aber schon gerne alleine und ganz bei mir und meinem Spiel. Ein Trainingspartner stört mich da eher.

Neu in Ihrem Team ist jener Physiotherapeut, der auch mit Marcel Hirscher zusammenarbeitet. Wie groß ist mittlerweile Ihr Betreuerstab?

Mit dem Physio bin ich fast täglich in Kontakt, obwohl er nicht bei jedem Turnier vor Ort dabei ist. Insgesamt umfasst mein Team acht, neun Personen.

Wie gut sind Sie aufgestellt im Vergleich zu anderen Jung-Profis?

Ich würde schon hoffen, dass ich besser aufgestellt bin als die anderen jungen Spieler. Mir fällt gerade nichts ein, was mir fehlt. Ich bin überzeugt, dass man sich durch ein gutes Umfeld einen Riesen-Vorteil verschaffen kann im Golf.

Sie haben von Jahr zu Jahr die Ziele und Erwartungen erfüllt. Hat Ihnen der Druck nie zu schaffen gemacht?

Den habe ich nie so gespürt. Ehrlich gesagt, ist mir das, was sich die anderen von mir erwarten, relativ egal. Man darf ruhig viel erwarten von mir, aber Auswirkungen auf meine Leistung hat das nicht.

GOLF: THE 2018 SHOT CLOCK MASTERS: SCHWAB (AUT)

Sie waren in den Amateurranglisten die Nummer eins Europas, weltweit die Nummer vier. Hat Ihnen das etwas bedeutet?

Es hat mir insofern etwas bedeutet, da ich dadurch Zulassungen für Turniere bekommen habe. Es öffnen sich einem natürlich leichter ein paar Türen. Vom Status hat es mir aber nie etwas bedeutet. Es sind immer andere Leute, die regelmäßig auf diese Ranglisten schauen.

Golf ist ein launenhaftes Spiel. Es gibt bei jedem Spieler Phasen, in denen das Spiel in Ordnung ist, die Ergebnisse aber nicht stimmen. Wie gehen Sie damit um?

Es ist schon hin und wieder mühsam, wenn man nicht weiß, warum die Resultate nicht kommen, obwohl sich das Spiel gut anfühlt. Golf ist ein merkwürdiges Spiel. In diesen Phasen denkst du dann, dass einfach alles gegen dich läuft. Diese Gedanken sind gefährlich, denn es besteht die Gefahr, in einen Negativlauf hineinzukippen.

Verändern Sie in solchen Phasen dann etwas in Ihrem Spiel?

Ich bin eher der Typ, der versucht, es so locker wie möglich zu nehmen. Ich vertraue meinen Fähigkeiten. Die haben mich ja auch weit genug gebracht. Panik ist in der Situation kontraproduktiv.

Was war die größte Umstellung vom Amateur zum Profi?

Es ist schon etwas anderes, wenn du für dich alleine verantwortlich bist, dein eigener Chef quasi. Ich kann zwar selber entscheiden, wie ich mich auf ein Turnier vorbereite. Gleichzeitig muss ich auch mit den Konsequenzen zurechtkommen.

 

  • Zur Person: Matthias Schwab

Der Schladminger (*9. Dezember 1994) wurde einer breiten Öffentlichkeit bei "Wetten, dass..?" bekannt, als er mit elf Jahren auf einem Einrad Golfbälle jonglierte und zum Wettkönig wurde. Nach der Matura wechselte er 2013 mit einem Stipendium an die Vanderbilt Universität in Nashville (Tennessee), wo er rasch zu einem der dominierenden College-Golfer der USA wurde. Zur  gleichen Zeit kletterte er bis auf Rang vier der Amateur-Weltrangliste. In das Profilager wechselte er im Juni 2017, seitdem ist er festes Mitglied der European Tour. Seine erste volle Saison 2018 schloss er auf Rang 72 ab mit 619.606 verdienten Euro. Aktuell liegt er auf Position 62, die Top 50 sind am Saisonende für das Finale in Dubai qualifiziert. Schwabs Vater Andreas nahm 1976 im Zweierbob an Olympia teil und war Geschäftsführer der Sporthilfe sowie der Nationalen Anti-Doping Agentur.

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