Woods-Comeback bei British Open
In Liverpool haben schon viele Menschen geweint: Groupies bei der Auflösung der Beatles, Fußball-Fans nach zwei der größten Stadion-Katastrophen aller Zeiten. Auch Tiger Woods hatte in der englischen Metropole schon dicke Tränen vergossen. Es war ein seltener Moment im Leben des sonst so selbstbeherrschten Golfstars.
Acht Jahre sind seitdem vergangen. Am 23. Juli 2006 gewann der Amerikaner zum dritten (und bislang letzten) Mal die British Open. Wenige Wochen zuvor war sein Vater Earl Woods gestorben. Ihre Beziehung zueinander gilt als Ausgangspunkt beim Aufstieg des größten Talents im Golf zur größten Marke im Weltsport. Zugetragen hat sich jener Moment im Royal Golf Club von Liverpool.
Von heute, Donnerstag, bis Sonntag kehren die British Open nach Liverpool zurück. Und mit ihnen Tiger Woods. Klingt schicksalhaft. Ist es auch.
Zeitenwende
Für den mittlerweile 38-Jährigen ist es das erste Major-Turnier des Jahres nach seiner Rückenoperation. Das Masters in Augusta sowie die US Open hatte der 14-fache Sieger von Major-Turnieren auslassen müssen.
Auch deshalb markieren diese British Open eine kleine Zeitenwende: Erstmals seit Ewigkeiten führen die Buchmacher Woods nicht als Topfavoriten auf den Turniersieg. Gründe, sein Geld nicht auf den Kalifornier zu setzen, gab es ja bereits in der Vergangenheit genügend: Sein letzter Triumph bei einem der vier großen Turniere einer Saison liegt bereits sechs Jahre zurück (US Open).
Als Woods 2006 an der Küste zur Irischen See in beeindruckender Art und Weise seinen zwölften Major-Sieg erspielte, schien es nur noch eine Frage der Zeit, wann er endlich Jack Nicklaus überflügeln würde. Der Altmeister ist mit 18 Titeln noch immer der Maßstab. Und obwohl Woods noch gut zehn, fünfzehn Jahre in der Weltspitze abschlagen wird können, stehen die Chancen auf die Rekordmarke mittlerweile bestenfalls bei 50:50.
Die Abwechslung in den Ergebnislisten tut dem Golf-Sport gut, ebenso allerdings auch die bloße Anwesenheit von Tiger Woods. Dabei ist gerade die offene britische Meisterschaft eines der ganz wenigen Turniere, das größer ist als jeder seiner Gewinner. Und davon gab es reichlich: Mit 143 Ausgaben seit 1860 sind die Open eines der ältesten Sportereignisse der Welt. So viel Tradition will gepflegt werden. Die Anforderungen an die Ausrichter sind streng, zum zwölften Mal hat der Royal Liverpool Club die Ehre und Bürde der British Open.
Nährboden
Die unfruchtbare Dünenlandschaft entlang der Meeresküste war in der Vergangenheit schon mehrmals der Nährboden für Überraschungen und Premieren: 1907 gewann mit dem Franzosen Arnaud Massy erstmals ein Spieler, der nicht aus dem Vereinigten Königreich stammte. 1956 gelangen Peter Thomson (Aus) als einzigem Spieler im 20. Jahrhundert drei Open-Triumphe in Serie. Und 1967 siegte mit Roberto de Vicenzo der erste Argentinier bei einem Major.
Ein österreichischer Sieg fehlt noch. Nicht unmöglich. Bernd Wiesberger schlägt zum zweiten Mal ab. Gelingt der Coup, ist der Burgenländer um 1,2 Millionen Euro reicher. Für Rang 70 gibt’s immerhin noch 16.000 Euro.
Es war ein Marketing-Gag der Oberklasse: Da kursierte seit Tagen ein Video im Internet, in dem das Schweizer Tennis-Ass Roger Federer, Ski-Olympiasiegerin und Freundin von Tiger Woods Lindsey Vonn zu einer Herausforderung einlud. Irgendwo in den Schweizer Bergen, Mitte Juli. Lindsey Vonn nahm die Herausforderung an, am Mittwoch stellte sie sich auf dem Aletschgletscher unterhalb des Jungfraujochs auf rund 3475 Metern auf einem eigens errichteten Platz einem Tennismatch – und gewann mit 7:6.
Hintergrund
Hintergrund war die Eröffnung der weltweit höchstgelegenen Schokoladenboutique des Schweizer Herstellers Lindt & Sprüngli in der Bergstation der Jungfraujochbahn auf 3454 Metern. Und sie passte dann auch noch ins aktuelle Geschehen: Der börsennotierte eidgenössische Konzern übernimmt den US-Konkurrenten Russell Stover um rund eine Milliarde Euro, dessen Produkte im Film „Forrest Gump“ Berühmtheit erlangt haben.
Vorerst nicht einmal ein Gerücht ist freilich, dass Lindsey Vonn als Testimonial zu Federer und Lindt stoßen könnte.
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