Der Mann an Wiesbergers Seite

epa03687963 Bernd Wiesberger (C) of Austria and his caddy Shane Koeries (R) during the fourth round of the Indonesian Masters 2013 played at Royale Jakarta Golf Club, Jakarta, Indonesia, 05 May 2013. Wiesberger won the event with 15 under par. EPA/ADI WEDA
Golf ist eine der individuellsten Sportarten, doch ohne Crew unmöglich zu bewältigen.

Es gibt einen Mann, der kniet vor Bernd Wiesberger. Und manchmal, da wirft er sich dem österreichischen Golfer sogar zu Füßen. Shane Koeries, ein athletischer junger Mann, arbeitet als Caddie für den 27-jährigen Burgenländer. Seit sechs Jahren schreitet der Südafrikaner mit Wiesberger über die Golf-Plätze dieser Welt. Diese Woche ist die Route beim Heim-Turnier in Atzenbrugg (NÖ) bestens bekannt.

Shane und Bernd sind ein gutes Paar“, sagt Vater Klaus Wiesberger, „aber es ist wie in ziemlich jeder Beziehung: Es gibt Aufs und Abs.“ Die Abs hielten sich in den letzten Monaten in überschaubaren Grenzen: Wiesberger stieg mit drei großen Turniersiegen in den vergangenen 14 Monaten nicht nur zum besten Golf-Profi in der österreichischen Geschichte auf, der Oberwarter etablierte sich mit seiner ersten Teilnahme an einem Major-Turnier sowie Weltranglisten-Platz 61 in der erweiterten Weltspitze.

Golf ist ein individuelles Spiel. Plätze, Equipment, Techniken – kaum ein Parameter ist im Profibereich austauschbar. Der Aufschwung eines Meisterschwingers ist dennoch stets ein Produkt perfekter Teamarbeit.

Viel Routine

„Auch wir haben zu Beginn immer wieder Fehler gemacht, auch wir haben in den vergangenen Monaten extrem viel Routine gesammelt“, sagt Vater Klaus Wiesberger. Die Familie ist eng mit der Karriere verwoben. Der Vater organisiert Sponsor- und Pressetermine, Mutter Claudia wickelt die Büroarbeit ab: Flüge und Quartiere müssen gebucht werden für den Sohn und seinen Caddie, die rund 31 Wochen im Jahr unterwegs sind. Dazu kommt die Regelung der Finanzen. Ein Caddie ist im Regelfall mit etwa zehn Prozent am Preisgeld seines schlagfertigen Arbeitgebers beteiligt (plus einer Grundabsicherung). Im Vorjahr erspielte sich Wiesberger über eine Million Euro Preisgeld.

Mutiger Plan

Das Team Wiesberger komplettiert Trainer Philipp de Busschere. Der Belgier, mit 31 Jahren nur unwesentlich älter als sein Schützling, ist erst seit knapp zwei Jahren an Wiesbergers Seite. Die beiden fanden in der Krise zueinander: Er erkannte Wiesbergers Potenzial – und glaubte daran. Gleich zu Beginn der Partnerschaft gab er den Plan aus, in fünf Jahren in der Weltspitze abzuschlagen. „Phil und ich glauben an die gleichen Dinge im Golfsport“, sagt Wiesberger, der in diese Woche von seinem Trainer begleitet wird. Üblicherweise reist der Belgier mit Turnierstart ab, nachdem zuvor am Feinschliff gearbeitet wurde. „Er kann mir mit wenigen Worten erklären, was ich falsch gemacht habe“, beschreibt Bernd Wiesberger das Verhältnis. Ein paar Worte waren auch am Samstag nötig, nachdem Wiesberger am Tag drei der Lyoness Open mit einer Par-Runde ins Clubhaus eingekehrt war.

Ein kleiner Rückschlag auf dem Weg zu den US Open, die kommende Woche mit den Top 60 der Welt steigen. Im Golf-Dorado USA soll verstärkt auch Bernd Wiesbergers Zukunft liegen. „Die USA haben noch alle Golfer zu noch besseren Spielern gemacht.“ Deshalb vertraut er seit diesem Jahr auch auf die „Wasserman Media Group“, die Sportler wie Fußballer Steven Gerrard oder Spaniens Basketball-Star Pau Gasol international vertritt.

Wohin die Reise von Bernd Wiesberger tatsächlich noch geht, ist offen. Nur einen Fixtermin gibt es Jahr für Jahr: Zum Muttertag spielt die gesamte Familie eine Golfrunde in Bad Tatzmannsdorf, wo die Eltern den Pro-Shop betreiben. „Darauf bestehe ich“, lacht die Mutter.

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