Golf-Abenteuer in der Wüste

Golf-Abenteuer in der Wüste
Bernd Wiesberger spielt bis Sonntag um eine Million Euro Preisgeld. Der Letzte der 60 Saison-Besten kassiert 17.500 €. Fürs Vorbeischauen.

Was Dubai betrifft, gibt es keinen grauen Kompromiss. Schwarz oder Weiß, abgrundtiefer Hass oder innige Zuneigung. Die einen mögen die fast kindliche Großmannsucht, die sich über das höchste Gebäude der Welt (830 Meter), eine Skihalle und Krankenhäuser für Falken definiert; die anderen hoffen, dass Dubai bald das Öl ausgeht und das Emirat bald wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwinden möge.

Was dann mit den zahlreichen Golfplätzen passieren wird, ist freilich unklar. Die sind nämlich auch bemerkenswert. Dort, wo früher Wüste war, liegen jetzt die sattesten Wiesen in der Sonne herum, durchtrennt von zarten Bächlein und Seen mit Springbrunnen. Ähnlich unpassend sind wohl Araber, die am Nordpol in Pelzmänteln Kühlschränke verkaufen. Das Perverseste: Es wurden Bunker aufgeschüttet, und der Sand dafür musste importiert werden. Der originale aus Dubai ist nämlich zu wenig weiß. Bevor sich jetzt jemand aufregt und das Urassen von Wasser-Ressourcen ins Spiel bringt: Die Leute hier sind hervorragende Techniker, sie haben eine Anlage erfunden, die Meer- in Süßwasser umwandeln kann. Und Meerwasser gibt es wie Sand an eben diesem.

Weil das Geld in Dubai irgendwann abgeschafft worden sein dürfte, entdeckten die Menschen am Golf ihre Leidenschaft für professionelles Golf. Zum vierten Mal findet der Endspurt zum „Race to Dubai“ statt, startberechtigt sind jene 60 Spieler der European Tour, die in diesem Jahr am meisten verdient haben. Ganz Oberwart freut sich, dass auch für einen Burgenländer Dubaisein alles ist – Bernd Wiesberger hat heuer dank zweier Turniersiege 1.024.698 Euro eingesackt und qualifizierte sich damit locker als 18. Zum Vergleich: Der Nordire Rory McIlroy, der mittlerweile die Nr. 1 der Welt ist, hat 3.696.597 Euro erspielt.

Der Millionen-Mann

Mit einem Sieg könnte Wiesberger sein Preisgeld exakt verdoppeln. Denn jener Mann, der auf den vier Runden bis Sonntag am wenigsten Schläge benötigt, kassiert eine Million Euro. Golfer müsste man sein, also ein glücklicher. Das mag sich Donnerstag auch Wiesberger gedacht haben, der sich über den Platz der Jumeirah Golf Estates quälte. Ein Putt nach dem anderen lief um Millimeter am Loch vorbei, am Ende standen je zwei Bogeys und Birdies auf der Scorecard. „Eine Par-Runde bringt gar nix, wenn alle anderen in den roten Zahlen sind“, ärgerte sich der 27-Jährige. Das kurze Spiel sei okay, ebenso der Drive. „Aber bei den kürzeren Eisen ins Green muss ich noch viel aufholen.“

Gelingt ihm dies bis Sonntag, was einer Sensation gleichkäme, könnte er in der Geldrangliste in die Top 15 vorstoßen. Was bedeutet, dass er bei allen Major-Turnieren startberechtigt ist. Daran denkt Wiesberger freilich nicht laut, er sagt nur: „Schön wäre es, sich in den Top 20 zu etablieren. Dann hätte ich einen weiteren Karriere-Schritt geschafft.“

Immerhin lagen nach Runde eins 16 Spieler hinter dem Österreicher. Vorne legte Luke Donald auf dem Par-72-Kurs eine 65er-Runde hin, Rory McIlroy benötigte nur einen Schlag mehr.

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