Tischtennis: Österreichs Herren sind Europameister
Zäh werde dieses Endspiel im Teambewerb der EM gegen Österreich werden, hatte Dimitrij Ovtcharov, der beste Tischtennisspieler Europas, am Vortag prophezeit. Der Weltranglisten-Fünfte aus Deutschland sollte recht behalten.
3:2 hieß es Dienstagabend nach 4,5 Stunden Spielzeit im russischen Jekaterinburg. Nicht für Deutschland, den sechsfachen Europameister und großen Turnierfavoriten. Sondern für Österreich.
Dafür nötig war ein Kraftakt – obwohl am Ende alles so spielerisch aussah. Stefan Fegerl ließ im fünften und entscheidenden Spiel dem Deutschen Patrick Baum keine Chance. Das 3:0 war eine einzige Machtdemonstration des Waldviertlers. Bereits im Viertelfinale gegen Mitfavorit Portugal (3:2) hatte Fegerl als nervenstarker und siegessicherer Schlussspieler aufgezeigt.
Eine Weltklasse-Partie
Nach einer 1:0-Satzführung hatte Fegerl im Duell der beiden Offensivspieler in Durchgang zwei die erste Vorentscheidung auf seinem Schläger: Spät rettete sich Ovtcharov: Er gewann den Satz noch mit 19:17 (!) und sah in Durchgang vier bereits wie der sichere Sieger aus, als er vier Matchbälle hatte – und alle vergab. Mit wuchtigen Schlägen und variantenreichen Aufschlägen führte Fegerl einen fünften Satz herbei und vergab dort wiederum einen Matchball.
Damit hat Österreichs Auswahl zur Halbzeit der EM bereits alle Erwartungen erfüllt. Ab Mittwoch stehen erst die Individualbewerbe (Einzel, Doppel, Mixed) auf dem Programm.
Daniel Habesohn und Robert Gardos haben Silber im Doppel zu verteidigen. Seit Dienstag haben die Österreicher Lust auf mehr.
Österreich - Deutschland Endstand 3:2
Robert Gardos - Patrick Baum 3:2 (-7,-8,8,7,11)
Stefan Fegerl - Dimitrij Ovtcharov 2:3 (10,-17,-7,12,-10)
Daniel Habesohn - Patrick Franziska 3:2 (9,7,-10,-10,5)
Robert Gardos - Dimitrij Ovtcharov 1:3 (8,-8,-8,-5)
Stefan Fegerl - Patrick Baum 3:0 (9,8,6)
Robert Gardos: "Wir wussten, es wird ein hartes und langes Match! Wir waren darauf eingestellt, und haben bis zum letzten Ball gekämpft. Wir wollte diesen Erfolg einfach unbedingt hatten einen großen Willen!"
Stefan Fegerl: "Wir sind im Vorfeld davon ausgegangen, das Ovtcharov vermutlich zwei Punkte holen wird. Aber auf die übrigen Spiele waren wir perfekt vorbereitet und gut auf unsere Gegner eingestellt." Auf die Frage, ob es heute besonders schwer war, die fünfte und letzte Partie zu spielen: "Es war ein super Gefühl! Aber heute war es ein bisschen leichter als gegen Portugal und Russland. Wir waren die Außenseiter, ich war extrem relaxed."
Daniel Habesohn: "Es war schwer heute für mich, als es nach einer 2:0-Führung noch in den fünften Satz gegangen ist. Mir war klar, wenn ich verliere sind wir in großen Schwierigkeiten. Zum Glück habe ich letzten Satz von Anfang an geführt und dann auch sicher gewonnen."
2003 in Courmayeur - Doppel: Chen Weixing/Jewg. Schtschetinin (BLR)
2003 in Courmayeur - Mixed: Werner Schlager/Krisztina Toth (HUN)
2005 in Aarhus - Einzel: Liu Jia
2005 in Aarhus - Doppel: Schlager/Karl Jindrak
2012 in Herning - Doppel: Robert Gardos/Daniel Habesohn
2015 in Jekaterinburg - Team: Gardos/Fegerl/Habesohn
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