Glück für Gewichtheber Steiner

Glück für Gewichtheber Steiner
Der Olympiasieger 2008 kam beim Reißen zu Sturz und wurde von der Hantel getroffen. Den Unfall hätten wohl nicht viele überlebt.

So muss Testosteron riechen: Als die neun Superschwergewichte nebeneinander auf der Bühne standen und vorgestellt wurden, war klar, dass die Kür zum stärksten Mann der Welt in der ExCel-Halle zum Ländermatch zwischen der Islamischen Republik Iran und Deutschland werden würde. Beide Fan-Gruppen, ausgerüstet mit Fahnen, waren in etwa gleich groß.

Die heißen Eisen: Auf der einen Seite Doppel-Weltmeister Behdad Salimikordasiabi (168,19 kg) und Sajjad Anoushiravani Hamlabad (152,46 kg). Auf der anderen Matthias Steiner (149,98 kg), der fast 30-Jährige aus Obersulz, den österreichische Funktionäre als zu schwach befunden haben. 2008 wurde er Olympiasieger. Für Deutschland. Wir erinnern uns daran, dass er bei der Siegerehrung ein Foto von seiner verstorbenen Frau mit hatte. Ein Publikumsliebling war geboren.

Begleitet von einem Urschrei, riss Steiner 192 Kilo im ersten Versuch. Trotzig knallte er die Hantel zu Boden.

Der Schrei

Wenige Minuten später der Moment, als die ganze Halle, ganz Obersulz, die ganze Welt, den Atem anhielt. Steiner versuchte, aus der Hocke aufzustehen. Die Stange entglitt ihm und er konnte sie nicht rechtzeitig vom Körper wegstoßen, als er hinfiel. Die Hantel traf ihn knallhart am Nacken, bog sich durch, 196 Kilo schwer, und zwickte ihn ein.

Ein Schrei, so laut wie ein startender Düsenjet. Vermutlich hätten nicht viele den Unfall überlebt. Steiner musste befreit werden. Ein Transparent wurde gespannt – um den Zuschauern den Anblick zu ersparen, falls sich der Stemmer arg verletzt haben sollte.

Die Erleichterung

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Nach 20 Sekunden stand der Deutsche auf und ballte kämpferisch die Faust. Die Fans jubelten. Auch die iranischen. Allesamt waren sie erleichtert, dass kein Unglück mit Folgeschäden passiert war. Steiner ließ das Reißen bleiben und sich behandeln.

Zur Halbzeit führte Behdad Salimikordasiabi ex aequo mit dem Russen Ruslan Albegow, der sich in den Dreikampf eingemischt hatte. Beide schafften 208 Kilo. Das ist für einen Menschen, dem ein Einkaufssackerl mit 14 Kilo fast zu schwer ist, schlicht unvorstellbar.

Kurz vor Beginn des Stoßens kippte die Stimmung in der Halle ins Traurige. Der Sprecher verkündete, dass Steiner nicht weitermachen könne. Er hatte Schmerzen im Hals- und Nackenbereich. Weil eine gröbere Verletzung nicht ausgeschlossen werden konnte, bekam Steiner aus medizinischen Gründen kein grünes Licht.

Behdad Salimikordasiabi stieß die Partie mit 247 Kilo heim. Die Zweikampfleistung des Olympiasiegers: 455 Kilo.

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