Giro d'Italia: Schwere Turbulenzen für die Besten am fünften Tag
Das Lachen war überschaubar, als am Mittwochmittag 172 von ursprünglich 176 Startern zum Start der fünften Giro-d’Italia-Etappe nach Atripaldi rollten. 15 Grad, Regen, große Lacken auf den Straßen – 171 Kilometer waren bis zum Ziel in Salerno zu bewältigen.
Beim Wildcard-Team Corratec-Selle Italia hingen die Mundwinkel noch tiefer: Kapitän Valerio Conti war am Dienstagabend ins Spital gebracht worden, nachdem er über Schmerzen in der Hüfte geklagt hatte. Dort stellte sich heraus: Der 30-jährige Italiener war bereits seit seinem Sturz im Finale der dritten Etappe am Montag mit einem Beckenbruch auf dem Rad gesessen, der Giro ist für Conti zu Ende.
Zu Ende war auch die Phase von Remco Evenepoel im Rosa Trikot, das der 23-jährige Belgier am Dienstag hatte ausziehen müssen. „Ich bin nicht traurig darüber“, sagte der Straßen-Weltmeister, „ab Mittwoch trage ich wieder die Regenbogenstreifen, und das ist mehr als okay für mich.“
Taktisch war es eine mehr als stressige Etappe für die Kollegen des 23-jährigen Vorfahrers von Soudal-Quick Step, speziell das britische Team Ineos hatte viel Druck gemacht, und Evenepoel musste sein Team mehr einspannen als erhofft. „Das Team hat solide Arbeit abgeliefert, und ich habe mich die ganze Zeit gut gefühlt.“
Zwei Karrieren
Wichtiger als Rosa in der ersten Giro-Woche ist für Evenepoel Rosa in der dritten, und im Fernduell mit seinem vermeintlichen Hauptrivalen – dem Slowenen Primoz Roglic – hat er 44 Sekunden Vorsprung. Elf Jahre trennen das Duo, und auch die sportliche Vorgeschichte: Während Evenepoel als Fußballer begann, es bis in die belgischen Nachwuchsnationalteams schaffte und erst 2017 aufs Rad wechselte, war Roglic zunächst Skispringer (Team-Juniorenweltmeister 2007!) und reifte nach einem schweren Sturz anno 2011 zum späteren Zeitfahr-Olympiasieger der Spiele von Tokio.
Der große Pechvogel
Nach acht Kilometern lagen am Mittwoch die ersten auf der nassen Straße, nach weiteren elf saß Remco Evenepoel am Straßenrand – und humpelte, nachdem ihm die Kollegen aufgeholfen hatten. Auslöser dieses Sturzes war ein Hund, der fröhlich wedelnd ins Feld gelaufen war und unbeschadet blieb.
Entsprechend behutsam ging es durch die Abruzzen. Doch sieben Kilometer vor Schluss folgte ein Massensturz samt Radwechsel von Primoz Roglic, eine brisante Situation für die Klassementfahrer, die erst wieder zur Spitzengruppe aufschließen mussten. 2,3 Kilometer vor dem Ziel lag Evenepoel erneut auf dem Boden, glücklicherweise innerhalb der Drei-Kilometer-Zone, wo den Gestürzten die Siegerzeit gutgeschrieben wird.
5. Etappe (Atripaldi–Salerno, 171 km): 1. Groves (AUS) Alpecin-Deceuninck 4:30:19, 2. Milan (ITA) Bahrain-Victorious, 3. Pedersen (DEN) Trek-Segafredo, 43. Konrad (AUT) Bora-hansgrohe, 86. Pöstlberger (AUT) Jaco-AlUla alle gl. Zeit.
Gesamt: 1. Leknessund (NOR) DSM, 2. Evenepoel (BEL) Soudal-Quick Step +28, 3. Paret-Peintre (FRA) AG2R Citroën +30, 26. Konrad +4:24, 129. Pöstlberger +35:24.
Donnerstag: Neapel–Neapel (162 km).
Und damit nicht genug: Als sich der Australier Kaden Groves (Alpecin-Deceuninck) den Sieg im Sprint sicherte, stürzte Mark Cavendish (GBR/Astana) quer über die Ziellinie. Dass es dafür noch den vierten Tagesrang gab, hob die Laune des 53-fachen Etappensiegers bei Grands Tours verständlicherweise auch nicht.
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