Giro d'Italia: Australische Überraschung auf der neunten Etappe

Da schau her: Jai Hindley holt den zweiten Etappensieg für Bora-hansgrohe beim 105. Giro
Jai Hindley siegt bei der Klettertour durch die Abruzzen. Felix Gall präsentiert sich lange in einer Ausreißergruppe.

Die große Klettertour auf der neunten Etappe des Giro d’Italia verlief turbulent: 14 Kilometer nach dem Start in Isernia lag der Spanier Pello Bilbao auf dem Asphalt, im zweiten Anstieg des Tages war der Profi von Bahrain-Victorious Opfer eines Massensturzes geworden. Mit zerrissenem Dress und blutendem rechten Unterarm ging es für den 32-Jährigen weiter.

Besser erging es Felix Gall, der wie erhofft in den Abruzzen zum Teil einer Ausreißergruppe wurde und sich auf die Jagd nach dem führenden Italiener Diego Rosa (Eolo-Kometa) machte, der ja schon am Donnerstag mit einer Solofahrt über mehr als 140 Kilometer beeindruckt hatte. Bei Kilometer 29 hatten Gall und seine fünf Begleiter zur Spitze aufgeschlossen, nun waren neun Mann voraus – eine gute Ausgangslage für den Osttiroler, der zudem mit dem Franzosen Nans Peters auch noch einen Kollegen aus dem Team AG2R Citroën an seiner Seite hatte.

 

Giro d'Italia: Australische Überraschung auf der neunten Etappe

Bis ihn die Kräfte verließen: Der 24-jährige Osttiroler Felix Gall imponierte mit Angriffslust

Virtuell in Rosa

Nach 44 Kilometern lag die Spitzengruppe sechs Minuten vor dem Hauptfeld, und Felix Gall war im virtuellen Gesamtklassement bereits auf den fünften Rang geklettert. Allmählich erhöhte das Hauptfeld unter Anleitung von Ineos das Tempo – der Vorsprung begann zu schmelzen. Bei Kilometer 130 setzten sich Galls Teamkollege Peters und der Eritreer Natnael Tesfatsion ab, Gall konnte nicht mehr folgen. Später kamen auch noch Diego Rosa und Eduardo Sépulveda zu den Führenden im Anstieg zum Passo Lanciano. Bei  Kilometer 141 hatten Gall und Kollegen 1:15 Minuten Rückstand auf Diego Rosa und 1:20 Minuten Vorsprung auf das Feld. Der Italiener setzte seine Fahrt alleine fort, sicherte sich die vorletzte Bergwertung und übernahm die Führung im Klassement für das Blaue Trikot, Felix Gall erreichte die Passhöhe als Sechster.

In der Anfahrt zum 13,7 Kilometer langen Finale hinauf zum Blockhaus auf 1.664 Metern wurde Gall nach 134 Kilometern vom Feld eingeholt, und noch ehe der Schlussanstieg erreicht war, hatte sich der Ineos-Zug an die Spitze des Rennens  gesetzt. Der britische Pechvogel Simon Yates (Bike Exchange-Jayco), den seit Dienstag Knieprobleme plagen, fiel bald aus der Spitzengruppe und kann seine Hoffnungen auf den Giro-Sieg wohl einmal mehr begraben: 11:15 Minuten verlor Yates am Ende.

Giro d'Italia: Australische Überraschung auf der neunten Etappe

Abgehängt, aber weiter in Rosa: Juan Pedro López

Finale Attacken

4,6 Kilometer vor dem Ziel setzte Richard Carapaz die erste große Attacke, nur der Spanier Mikel Landa (Bahrain-Victorious) und Romain Bardet (FRA/DSM) konnten dem Ecuadorianer von Ineos zunächst folgen. Dann wurde die Gruppe doch noch einmal größer – und am Ende sorgte der Australier Jai Hindley mit seinem Sieg im Zielsprint nach 5:34:44 Stunden für höchst zufriedene Mienen beim bayrischen Team Bora-hansgrohe. Auf den Plätzen: Romain Bardet und Richard Carapaz.

Gesamtführender bleibt weiter der Spanier Juan Pedro López von Trek-Segafredo, der noch zwölf Sekunden vor dem Portugiesen João Almeida (Emirates) und 14 vor Romain Bardet liegt. Felix Gall fiel in der Gesamtwertung als Tages-70. (+26:49) auf Platz 42 zurück, im Klassement der jungen Fahrer ist der 24-Jährige Zwölfter hinter Juan Pedro López. "Es war ein extrem schwerer Tag", sagte Gall. "Ich hatte mich vor dem Start richtig schlecht gefühlt, weil ich die letzten zwei Nächte schlecht geschlafen hatte. Ich war einfach nur froh, dass ich es überhaupt in die Gruppe geschafft habe. Aber wir haben leider nicht den nötigen Vorsprung vom Feld bekommen. Ich hab versucht, das Beste rauszuholen, aber es war wirklich ein unglaublich schwerer Tag."

Am Montag folgt der zweite Ruhetag beim 105. Giro d'Italia, am Dienstag geht es mit einer Flachetappe weiter.

9. Etappe (Isernia–Blockhaus, 191 km): 1. Hindley (AUS) Bora-hansgrohe 5:34:44, 2. Bardet (FRA) DSM, 3. Carapaz (ECU) Ineos, 4. Landa (ESP) Bahrain-Victorious, 5. Almeida (POR) Emirates alle gl. Zeit, 70. Gall (AUT) AG2R Citroën +26:49, 75. Bayer (AUT) Alpecin-Fenix +33:15, 78. P. Gamper (AUT) Bora-hansgrohe gl. Zeit, 132. Brändle (AUT) Israel-Premier Tech +44:01.
Gesamt: 1.López (ESP) Trek-Segafredo 37:53:01, 2. Almeida +12, 3. Bardet +14, 4. Carapaz +15, 5. Hindley +20, 6. G. Martin (FRA) Cofidis +28, 7. Landa +29, 8. Pozzovivo (ITA) Intermarché-Wanty-Gobert +54, 42. Gall +31:51, 111. Bayer +1:36:40, 118. P. Gamper +1:46:24, 161. Brändle +2:19:24.

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