Stärkste Frau Österreichs: Sarah Fischer stemmt sich gegen Klischees

Sarah Fischer
Sarah Fischer hat sportlich für Aufsehen gesorgt. Mit erst 20 Jahren erkämpfte sie sich bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 den zehnten Platz – eine Leistung, die für viele Athletinnen und Athleten bereits der Höhepunkt einer langen Karriere wäre. Es war der Auftakt zu einer emotionalen Achterbahnfahrt.
Die 24-jährige Niederösterreicherin hebt nicht nur Gewichte, sie hebt auch den Stellenwert ihres Sports – gesellschaftlichen Klischees zum Trotz. Was einst in kleinen Kellerräumen begann, ist für sie längst mehr als Kraftsport. Als sie mit sechs Jahren begann, war sie eines von ganz wenigen Mädchen. Heute ist sie das Gesicht des Frauengewichthebens in Österreich. „Ich glaube, durch mich ist das Frauengewichtheben in Österreich populärer als das Männergewichtheben geworden“, sagt sie selbstbewusst. Mehr als 40 Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften unterstreichen das.
Kilos runter
Dem Körper verlangt ihr Ehrgeiz ganz schön viel ab – auch in Bezug auf das Körpergewicht. Es ist ein Balanceakt zwischen Masse und Maximalkraft. Für die Qualifikation zu den Olympischen Spielen in Paris 2024 hätte Fischer rund sieben bis acht Kilo abnehmen müssen – was für sie grundsätzlich kein Problem gewesen wäre. „Ich habe von klein auf gelernt, wie man für Gewichtsklassen abnimmt“, erzählt sie. Doch gleichzeitig wusste sie: Weniger Körpergewicht bedeutet meist auch weniger Kraft. Die Entscheidung, in der offenen Gewichtsklasse zu bleiben und dort gegen deutlich schwerere Gegnerinnen anzutreten, war eine taktische – und eine mutige.
Sport Talk mit Sarah Fischer
Am Ende hat es für Paris knapp nicht gereicht. Zwölfte im Ranking – zwei Plätze entfernt von der Qualifikation. „Als es sich wirklich nicht ausgegangen ist, hat das schon wehgetan“, gesteht sie offen. Besonders die Bilder aus dem Olympischen Dorf, das Gemeinschaftsgefühl unter den Athleten, das sie 2021 so sehr genossen hatte, rissen eine Wunde auf. Fischer zog sich ein paar Wochen von Social Media zurück. Die Enttäuschung saß tief.
Das große Ziel
Doch Sarah Fischer lässt sich durch Rückschläge wie diesen nicht entmutigen. Ihre Energie richtet sich nun mit voller Kraft auf die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles. Die Qualifikation beginnt erst im Dezember 2026 – bis dahin bleibt genug Zeit, sich körperlich und mental optimal vorzubereiten. In welcher Gewichtsklasse sie dann startet, ist noch offen.
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu L.A. war auch der Wechsel ihres Trainingsumfelds. Sie trainiert einmal pro Woche im Olympiazentrum in St. Pölten, einmal in Krems wo sie bis vor Kurzem noch mit ihren Eltern gewohnt hat. Ihr Vater Ewald ist weiterhin ihr Trainer, aber die räumliche Distanz kann auch guttun.
Heute trainiert die 24-Jährige im Wiener Fitnessstudio „Das Gym“. Ein Ort, an dem nicht nur Gewichtheber, sondern auch viele Athletinnen aus anderen Sportarten ein- und ausgehen. „Der Mix motiviert mich“, sagt sie. Gewichtheben sei kein Nischensport mehr – auch dank ihr. Auch die Staatsmeisterschaften, einst eher Pflichtprogramm, haben für sie durch die Sport Austria Finals einen ganz neuen Stellenwert bekommen. „Da gibt es mehr Aufmerksamkeit, neue Gesichter im Publikum. Das tut unserem Sport gut.“ Für Fischer, die weiß, wie selten Gewichtheben in Österreich medial im Rampenlicht steht, sind solche Events Gold wert.
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