Neue Waffen für die Doping-Jagd

Neue Waffen für die Doping-Jagd
Eine Gesetzesnovelle sorgt ab Jänner für härtere Strafen und eine effizientere Verfolgung.

Doping im Sport und die Jagd nach den Sündern sind ein hochkomplexes, mitunter sperriges Thema. Es geht um Medizin, Biologie, Chemie und um eine Vielzahl von Paragrafen. Dass die Öffentlichkeit dennoch sensibel und hochemotional darauf reagiert, liegt auch an den Athleten, mit denen Doping assoziiert wird: Ben Johnson, Bernhard Kohl, Lance Armstrong oder – stellvertretend für die Anti-Doping-Jagd 2014 – Johannes Dürr.

Dem niederösterreichischen Langläufer wurde im Februar die Einnahme von EPO nachgewiesen, die Bombe platzte am Schlusstag der Olympischen Winterspiele in Sotschi. Dürr gestand, und Österreich hatte einen weiteren Doping-Fall.

Neue Ära

Die juristische Aufarbeitung dieses Falls wird wohl noch bis ins Frühjahr 2015 andauern, zu diesem Zeitpunkt wird der Anti-Doping-Kampf in Österreich bereits in einer neuen Ära angekommen sein.

Heute, Freitag, wird die Novelle zum aktuellen Anti-Doping-Gesetz in Begutachtung geschickt, im Jänner 2015 sollen die Anpassungen und Erweiterungen in Kraft treten. Zufrieden ob der Neuerungen zeigt sich der dafür letztverantwortliche Sportminister Gerald Klug von der SPÖ (siehe Interview unten).

Dem KURIER liegen die Details vor, die sich an den Vorgaben des Welt-Anti-Doping-Codes orientieren. Und die Neuerungen bedeuten tatsächlich einen großen Schritt im Kampf gegen die unerlaubte Leistungssteigerung. Ein Überblick:

Neue Tatbestände

Aufseiten des überführten Athleten fällt als erste Maßnahme die Erhöhung der Regelstrafe von zwei auf vier Jahre auf. Dazu kommen zwei neue Tatbestände: Jener der Komplizenschaft, wobei nicht nur das Verabreichen von verbotenen Mitteln bestraft wird, sondern auch Formen wie Anleitung, Verschleierung und aktive Mithilfe.

Belangt wird fortan auch der Umgang im Rahmen der sportlichen Ausübung mit Betreuern, die des Dopings überführt wurden (verbotener Umgang).

So viel zum Sportler, zum Doper. Bei den Hintermännern tappten die Anti-Doping-Jäger und Staatsanwälte oft im Dunkeln, auch sie sollen dank der Gesetzesnovelle verstärkt ins Rampenlicht rücken. Heißt konkret: Betreuer, die des Dopings überführt und sportrechtlich gesperrt wurden, dürfen für die Dauer der Sperre keine Funktion ausüben; gar für sechs Jahre ausgeschlossen sind Betreuer, die strafrechtlich belangt wurden. Dafür müssen die einzelnen Sportverbände die Auflagen in ihre Statuten aufnehmen.

1,7 Millionen Euro stellt das Sportministerium pro Jahr der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) zur Verfügung. Viel Steuergeld, mit dem sorgsam gewirtschaftet werden muss. Um effizienter zu kontrollieren und zu testen, werden die Testpools angepasst.

Neue Testbereiche

Früher hatten auch Amateure strenge Meldepflichten zu erfüllen. Damit ist nun Schluss. Aus drei Testpools werden zwei. In diesen befinden sich aber mehr Athleten, deren Leistungskurven genauer verfolgt werden. In das Blutpass-Programm, bei dem den Athleten neben den gängigen Urintests auch etwa zehn Mal im Jahr Blut abgenommen wird, finden sich ab Jänner 110 österreichische Spitzensportler. 2013 waren es zwanzig.

Mitarbeit: Michael Schwinghammer

KURIER: Herr Bundesminister, was ist für Sie die wichtigste Neuerung in der Novelle zum Anti-Doping-Gesetz?

Gerald Klug: Mir persönlich ist die Beleuchtung des Umfelds des Sportlers ein besonderes Anliegen. Dabei geht es um Verschleierung und Komplizenschaft. Nicht mehr nur das Verabreichen verbotener Substanzen wird belangt, sondern auch Formen wie die Anleitung zum Doping. Wir stehen klar auf dem Standpunkt, dass es sich dabei um keine Kavaliersdelikte handelt.

Zuletzt haben Amateure und Halbprofis aus dopingtechnisch eher unauffälligen Sportarten über die strengen Meldepflichten geklagt. Gibt es diesbezüglich Verbesserungen?

Bei der Anpassung und Erweiterung der Testpools gehen wir in die richtige Richtung. Es wird zu einer verbesserten Risikoanalyse kommen. Auf der einen Seiten betrifft das Sportarten, die im Doping besonders auffällig sind, auf der anderen Seite aber auch Athleten, die eine auffällige Leistungssteigerung in einem auffälligen Zeitraum erkennen lassen. Wir wollen weiterhin eine Vorreiterrolle im Kampf gegen Doping einnehmen.

Stichwort Vorreiterrolle: International wurde Österreich immer wieder als europäisches Dopingzentrum dargestellt. Woher kommt dieses Image?

Wir befinden uns in einem Prozess, in dem wahrgenommen wird, das wir in Sachen Anti-Doping einen sehr klaren und kräftigen Weg gehen. Im europäischen Vergleich haben wir ein strenges Anti-Doping-Gesetz. Gleichzeitig gilt in dieser Thematik, dass jeder einzelne Dopingfall in der öffentlichen Wahrnehmung einen Rückschritt bedeutet. Ich erinnere nur an den Fall von Langlauf-Hoffnung Johannes Dürr bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi im Februar.

Was haben Sie persönlich empfunden, als der Fall Dürr am letzten Tag der sportlich erfolgreichen Spiele aufkam?

Bei Fehlverhalten im Sport ist die öffentliche Enttäuschung besonders groß. So war es auch bei mir. Das ist zu einem gewissen Grad auch legitim. Aber die sportpolitischen Signale im Anschluss müssen eindeutig sein. Und das waren sie in dieser Causa. Klar ist allerdings auch, dass wir das Fehlverhalten eines einzelnen Athleten nie zu einhundert Prozent werden verhindern können.

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