Gauff im Glück: Wenn das Siegen zum Kinderspiel wird

Gauff im Glück: Wenn das Siegen zum Kinderspiel wird
Die erst 15-Jährige kam in Linz doch noch in den Hauptbewerb und zog nach hartem Kampf ins Achtelfinale ein.

Langsam erkennt man sie auf den Straßen. Vielleicht nicht gerade auf jenen von Linz, aber in ihrer Heimat USA ist die 15-jährige Cori Gauff, die bereits als neues Tennis-Wunderkind bezeichnet wird, schon ein kleiner Star.

"Ja, es kommt schon vor, dass mich wer anspricht in der Öffentlichkeit", sagt Gauff. Vor allem in New York stand sie im Rampenlicht, wo sie als jüngste Spielerin seit 1996 und Anna Kournikowa in die dritte Runde einzog. Mittlerweile haben ihre Doppel-Matches oftmals mehr Zuschauer in ihrer Heimat als Spiele von Serena Williams oder Roger Federer. Klar, dass bereits Lobeshymnen wie "Cori, Cori Halleluja" angestimmt wurden.

In Linz, beim Upper Austria Tennis Ladies, scheiterte sie zwar in der letzten Quali-Runde, durfte aber als Lucky Loser weiterspielen, da die Griechin Maria Sakkari verletzungsbedingt absagte.

TENNIS UPPER AUSTRIA LADIES LINZ (WTA): GAUFF (USA)

Lernprozess

Und da waren schon mehr Zuseher als am Montag, als sie gegen die Deutsche Tamara Korptasch verloren hatte. "Da habe ich gesehen, dass ich noch viel lernen muss." Und sie lernt schnell. Gegen die Schweizerin Stefanie Vögele machte Gauff ihre Sache famos, nach einem "Kinderspiel" siegte sie 6:3, 7:6. Nur mit dem "Ausmachen" hatte sie Probleme, verspielte eine 5:2-Führung im zweiten Satz und vergab Matchbälle.

Nach der Ehrenrunde zeigte sich Gauff erleichtert. "Ich war überrascht, dass ich doch noch eine Chance bekommen habe, und bin dieses Mal sehr zufrieden", sagt das Riesentalent nach dem ersten WTA-Tour-Sieg in der Halle.

Für Gauff ging es nicht nur in Linz rasant. Immerhin hatte sie sich heuer auch selbst überrascht. "Ich hätte es niemals für möglich gehalten, eine solche Saison zu spielen. Es ist so unglaublich viel passiert, und ich habe so viele Erfahrungen gesammelt in diesem Jahr", betont Gauff, die sich erst an das Turnierleben gewöhnen muss. So nahm sie erstmals in ihrem Leben an einer Players Party teil. "Das war sehr lustig."

TENNIS UPPER AUSTRIA LADIES LINZ (WTA): GAUFF (USA)

Besser gesagt, sie durfte teilnehmen: Ins Musiktheater durfte sie rein, wäre die Spielerinnen-Party in einem Casino gewesen, hätte sie mit 15 noch keinen Zutritt gehabt. "Da hätten wir aber auch eine Lösung gefunden", sagt Turnierchefin Sandra Reichel.

Vordergründig will Gauff aber auf dem Platz eine gute Figur abgeben. "Ich möchte mich einfach nur verbessern." Druck macht sie sich keinen. Die Saison sei ein "Durchbruch" gewesen, sagt Gauff. "Ich bin schon weit gekommen. Viel weiter, als ich zu träumen gewagt hätte."

Gefühl

Barbara Schett, Turnierbotschafterin in Linz und in Melbourne für Eurosport vor Ort, ist begeistert: "Sie spielt ein erfrischendes Tennis", sagt die ehemalige Weltklassespielerin. "Sie haut auch nicht auf alle Bälle drauf wie die anderen Jungen. Sie spielt mit sehr viel Gefühl und vor allem sehr variabel. Sie könnte eine legitime Nachfolgerin von Serena Williams werden."

Das Talent, in Linz auch im Doppelbewerb im Einsatz, spielt also im Single. Noch am Montag betonte sie, dass sie nach den Strapazen der letzten Wochen die Ruhe richtig genießen würde, am Dienstag gab es schon mehr Rummel. Sogar ein deutscher Journalist ist extra wegen ihr angereist. "Sie ist schon sehr erwachsen und überhaupt nicht abgehoben", sagt Sandra Reichel anerkennend.

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