Zwischen vollen Stadien, Corona-Angst und zu hohen Erwartungen

Kanzler Kurz hat angekündigt, dass nichts gegen ein ausverkauftes Rapid-Stadion spricht
Große Umfrage mit spannenden Erkenntnissen: Wie Fußball-Österreich über die Bundesliga, den VAR und die Pandemie denkt.

Wenn 1.201 fußballinteressierte Österreicher befragt werden, ist das Ergebnis nicht nur exakter als das berühmte Kaffeesud-Lesen, sondern auch relevanter als die beliebten Wahl-Umfragen mit einem vergleichsweise kleinen Sample von 400 oder 500 Personen. Dementsprechend ernst nehmen Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer und Meinungsforscher Stefan Anzinger (market Institut) die neuesten Zahlen.

Der KURIER fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

  • Rückkehr der Fans

Zufrieden sein können die Sponsoren: Der Werbewert war in der vergangenen Saison höher als vor Corona. Die wichtigste Frage aber lautet: Werden die Stadien wieder gestürmt, oder sorgt die Angst vor Corona für leere Tribünen? Ebenbauer zählt zu den „Vorsichtigen“ und wäre schon froh, „wenn wir schnell auf das Vor-Corona-Niveau kommen“. Meinungsforscher Anzinger ist da optimistischer: „Im Juli wird der Hunger nach dem Stadion-Erlebnis groß sein.“

Der Ankündigung, „auf jeden Fall Stadion-Besuche nachholen zu wollen“, stimmen 30 Prozent der Fußball-Interessierten zu. Vor einem Jahr waren es nur 20 Prozent.

  • Sorgen des Publikums

Auf die Frage, was die Fans am meisten bewegt, antwortete die größte Gruppe mit den Geisterspielen und der dadurch fehlenden Stimmung. Vor Corona waren die größte Sorgen noch Gewalt im Stadion und Pyrotechnik. „Diese Werte sind massiv zurückgegangen und werden auch noch weiter fallen“, glaubt Anzinger.

Als positivste Emotion werden nach den vielen Transfers die Erfolge der Spieler im Ausland genannt.

  • Planungen der Klubs

Bundeskanzler Kurz (ÖVP) hat angekündigt, dass in der kommenden Saison alle Stadien voll sein dürfen und von „Rapid-Spielen mit knapp 30.000 Fans in Hütteldorf“ gesprochen. Ebenbauer bleibt zurückhaltender: „Wir kennen die Verordnung mit dem exakten Wortlaut noch nicht.“

Zwischen vollen Stadien, Corona-Angst und zu hohen Erwartungen

Deswegen gibt die Liga auf die vielen Anfragen der Klubs, etwa zum Abo-Verkauf, auch keine Versprechungen ab: „Macht man doch noch Schachbrettmuster, oder verkauft man einmal voll?“

  • Image der Liga

Exakt die Hälfte der Fußball-Interessierten hat von der obersten Spielklasse ein positives Bild. Vor Corona waren es nur 42 %. Auch in der 2. Liga ist die Steigerung signifikant, von 26 % auf 38 %. Allerdings fällt auf, dass durch Corona in der jüngsten Zielgruppe das Interesse eines erheblichen Anteils (zumindest vorerst) verloren gegangen ist. Intern schrillen die Alarmglocken schon länger – die Bundesliga hat dazu gleich mehrere Arbeitsgruppen gestartet.

„Uns ist bewusst, dass wir nach der Pandemie massiv nach außen treten müssen, um die Leute wieder zu motivieren, dass Fußball ein wesentlicher Bestandteil unserer Gesellschaft ist“, betont Ebenbauer.

  • Erwartungen an den VAR

„Es ist auch eine gewisse Nervosität auf unserer Seite da“, gesteht Ebenbauer vor der (verspäteten) Einführung des Video Assistant Referee mit Saisonstart. Beinahe zwangsläufig müssen die hohen Erwartungen der Fans an den VAR enttäuscht werden. „Nur 5 % meinen, dass es weiterhin Ungerechtigkeit im Fußball geben wird. Da wartet eine große Aufgabe“, erzählt Anzinger.

Mit einer Aufklärungskampagne soll laut Ebenbauer noch rechtzeitig aufgezeigt werden, dass „der Video-Schiedsrichter auch Fehler machen und nicht überall eingreifen kann“.

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