Zwei Endspiele nach schwarzem Europacup-Abend für Sturm und LASK
Aus den beiden Auftritten der schwarz-weißen Teams wurde ein schwarzer Europacup-Abend für die Bundesliga. Zuerst verlor Sturm völlig überraschend, dann der LASK wie erwartet, aber umso deutlicher.
Mit hängenden Köpfen schlichen die Spieler von Sturm über den sandigen Grazer Rasen. „Das Spiel zu Hause zu verlieren, gibt uns schon zu denken“, gestand Kapitän Stefan Hierländer nach dem bitteren 0:1 (0:0) gegen Rakow Czestochowa.
Der Vizemeister verpasste es damit, das vorzeitige Überwintern im Europacup sicherzustellen. Stattdessen droht nun auch im dritten Europa-League-Jahr in Folge das Ausscheiden als Gruppenletzter.
Ausgerechnet im ersten Saison-Showdown legte Sturm einen Bauchfleck hin. „Wir haben heute alles vermissen lassen, was uns normalerweise auszeichnet“, konstatierte David Schnegg. „In der Europa League darf man keine solchen Auftritte haben.“
Zu eindimensional
Dem eindimensionalen Grazer Powerfußball scheint im Finish der intensiven ersten Saisonhälfte der Punch auszugehen. „Wir waren zu passiv, haben die zweiten Bälle nicht gewonnen“, meinte Manprit Sarkaria. „Die waren im Mittelfeld dominanter, haben das Spiel die ganze Zeit verlagert, wir sind nicht hinterhergekommen.“
Der Europa-League-Zug ist damit für Sturm endgültig abgefahren.
Mit Atalanta Bergamo und Sporting Lissabon setzten sich die Favoriten durch. Sturm und Rakow halten vor dem letzten Gruppenspiel jeweils bei vier Punkten. Die Entscheidung über Aus oder Umstieg in die Zwischenrunde der Conference League fällt in einem Fernduell.
Weil die Steirer im Auswärtsspiel den möglichen höheren Sieg verpasst haben, ist das direkte Duell nun unentschieden, wodurch man in gewisser Hinsicht Passagier ist. Das Torverhältnis könnte entscheiden. Noch spricht die um ein Tor bessere Differenz für Sturm.
Polens Meister hat vor dem Heimspiel gegen Gruppensieger Atalanta Bergamo in zwei Wochen das Momentum auf seiner Seite. Sturm muss nach Lissabon. „Was im anderen Stadion passiert, können wir nicht beeinflussen. Wir müssen eine Limitleistung in Lissabon zeigen“, forderte Trainer Christian Ilzer. „Ich denke, das Team, das gegen den Großen punktet, wird am Ende auch den dritten Platz einfahren.“
Schlechtes Jubiläum
Sein 150. Spiel als Sturm-Trainer verlief denkbar schlecht, in Ilzers Augen „untypisch“. „Wir sind viel hinten nachgelaufen.“ Rakow tankte fortwährend durch kleine Siege Mut. „Sie waren in den Duellen präsenter.“ Alexander Prass vergab den Matchball (66.), auf der Gegenseite machte es John Yeboah für die nur wenig kaltschnäuzigeren Polen besser (81.). „Wir wollten zuhause alles klar machen, natürlich ist die Enttäuschung riesengroß“, sagte Ilzer.
Der in Graz gepriesene Reifeprozess war im entscheidenden Augenblick nicht zu sehen. Das Spiel erinnerte an die verlorene Alles-oder-Nichts-Partie im Vorjahr bei Midtjylland (0:2). „Heute waren wir weit weg von unserer Bestleistung, mit der das Spiel zu gewinnen gewesen wäre“, sagte Ilzer.
Der passende Zielspieler im auf Hochgeschwindigkeit getrimmten Umschaltspiel fehlt seit dem Abgang von Emanuel Emegha. Szymon Wlodarczyk erfüllt dieses Profil nicht, Seedy Jatta ist seit seiner Ankunft in Graz fast dauerverletzt. Zudem funktionierte das Pressing nicht nach Wunsch. „Wir haben den Plan als Mannschaft nicht durchgezogen, haben nie den Zugriff gefunden“, erklärte etwa Hierländer.
Andreas Schicker war bestrebt, trotz des Tiefschlags keine Agonie aufkommen zu lassen. „Wir sind nach wie vor Dritter, haben alle Möglichkeiten zu überwintern. Jetzt gilt es, die Köpfe nach oben zu bekommen“, sagte der Sportchef.
Schlappe in Liverpool
Auch auf den LASK wartet am 14. Dezember ein Endspiel um den Umstieg in die Conference League.
Die Linzer kassierten in der Europa League gegen Liverpool ein 0:4, der Topklub erwies sich auch mit einer verstärkten B-Elf mindestens um eine Klasse zu stark. Man habe gegen eine „absolute Weltklassemannschaft“ verloren, sagte Trainer Thomas Sageder.
Als Trost bleibt, dass die Chance auf einen Verbleib im Europacup lebt.
Der LASK (3 Punkte) bekommt es in der letzten Runde in zwei Wochen daheim mit dem Zweiten Toulouse (8) zu tun. Im Parallelspiel der Gruppe E empfängt Union Saint-Gilloise (5) die bereits als Gruppensieger feststehenden „Reds“ (12).
Sollte Liverpool in Belgien nicht verlieren und die Oberösterreicher gleichzeitig gegen Toulouse gewinnen, würde man als Dritter im kommenden Februar im Conference-League-Play-off antreten. „Es freut mich aber, dass wir noch die theoretische Möglichkeit haben, europäisch zu überwintern“, meinte Sageder.
Liverpool-Trainer Jürgen Klopp kündigte Unterstützung für die Oberösterreicher an. „Wir werden im letzten Spiel auf jeden Fall alles geben, das kann ich versprechen“, betonte der Deutsche.
"Überragend gemacht"
Kämpferisch zeigte sich auch LASK-Profi Sascha Horvath. „Gegen Toulouse müssen wir einen Heimsieg einfahren, 90 Minuten marschieren und die drei Punkte holen - ganz einfach“, erklärte der Mittelfeldspieler. Gegen Liverpool gab es für Horvath und Co. nichts zu holen. „Sie haben es überragend gemacht. Da müssen wir einfach akzeptieren, dass sie besser sind als wir“, meinte der 27-Jährige.
Kapitän Robert Zulj musste Liverpools Überlegenheit ebenfalls eingestehen und wollte deshalb mit seinen Kollegen nicht hart ins Gericht gehen. „Wir haben uns nichts vorzuwerfen“, betonte der frühere Deutschland-Legionär.
Der LASK war an der Anfield Road durchaus mutig aufgetreten. Dadurch gab es viele Torgelegenheiten für Liverpool, aber auch einige vielversprechende Angriffsaktionen der Gäste. Dass dabei nichts Zählbares für den Bundesliga-Dritten herausschaute, lag an schlechten Ballannahmen und schlampigen letzten Pässen.
„Um in so einem Spiel etwas mitzunehmen, muss einfach alles zusammenpassen. Das war leider nicht der Fall, obwohl wir bis zum Schluss alles versucht haben. Im Spiel nach vorne hatten wir durchaus Möglichkeiten, die wir leider nicht konsequent genug zu Ende gespielt haben“, analysierte Sageder. „Ein Tor von uns wäre schön gewesen, und es wäre auch verdient gewesen.“
Laute Fans
Der ausgebliebene Ehrentreffer hatte keine negativen Auswirkungen auf die Stimmung der LASK-Fans. Die rund 2.500 mitgereisten Anhänger machten über die komplette Partie lautstark Stimmung für die Oberösterreicher und feierten ihre Mannschaft noch lange nach Schlusspfiff.
Die Fans seien „unfassbar“ gewesen, meinte Sageder.
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