Um Fehler ausfindig zu machen setzt der ÖFB pro Spiel künftig zwei Referees mehr ein. Der Video-Assistant-Referee wird von einem Assistenten („AVAR“) unterstützt. Die Aufgabe dessen beruht etwa darauf, das Geschehen weiter zu verfolgen, wenn der VAR während des laufenden Spiels einen potenziellen Elfer prüft, der nicht gepfiffen wurde.
Bedient werden die beiden von einem Video-Operator, der rasch die besten Kameraeinstellungen an den Monitor liefert. Dieser ist allerdings kein ausgebildeter Schiedsrichter, sondern gehört zum Personal des technischen Anbieters „Hawk-Eye“. Damit haben sich ÖFB und Bundesliga den Marktführer geleistet, der auch bei der EURO für die technische Umsetzung verantwortlich war. Die Implementierungskosten in der Höhe von rund einer Million Euro trägt der ÖFB, der laufende Betrieb wird von der Bundesliga mit rund 1,5 Mio. Euro pro Saison gestemmt.
Wie in der deutschen Bundesliga, wo die Operatoren, VARs und AVARs während sämtlicher Spiele in Köln sitzen, wird es auch in Österreich ein zentrales Studio geben. Den Platz dafür hat man in Wien gefunden. Dort wird während der Spiele Andreas Fellinger als einer von vier „Supervisoren“ fungieren. Der ehemalige FIFA-Assistent wurde von der FIFA in Doha zum VAR-Instruktor ausgebildet und war seitens ÖFB für die Ausbildung der Schiedsrichter verantwortlich. „Wir haben in Österreich 28 routinierte Schiedsrichter oder Assistenten auserwählt, die im letzten Jahr die Kurse in sieben Kategorien absolviert haben.“
Harald Lechner ist einer der 28. Zum kommunikativen Ablauf zwischen dem Referee und dem Assistenten vor dem Monitor erklärt der Wiener, was künftig für ihn und seine Kollegen neu ist: „Wichtig ist, dass der Schiedsrichter über das Headset sofort ausspricht, was er wahrgenommen hat.“
Anhand dieser Information könne dann der VAR entscheiden, ob es sich bei der Wahrnehmung um einen klaren Fehler handelt. Etwa, wenn es bei einem Zweikampf im Strafraum um einen möglichen Elfmeter geht. Lechner: „Wenn der Schiedsrichter sagt, dass er im Oberkörperbereich zwar ein leichtes Stoßen vernommen hat, dieses für ihn aber nicht ausreichend ist, so wird der VAR nicht intervenieren.“ Stelle sich im Zuge der Kommunikation allerdings heraus, dass der Schiedsrichter den Stoß nicht wahrgenommen hat, dieser aus Sicht des VAR aber Grundlage für einen klaren Strafstoß sei, so wird dem Referee empfohlen, sich die Szene am Monitor am Spielfeldrand anzusehen.
Bei knappen Abseits-Situationen werde der Angriff – wie bei der EURO – bis zum Abschluss laufen gelassen, ehe der Assistent die Fahne hebt. Das sei zwingend notwendig, so Fellinger: „Es wäre der ’worst case’, sollte sich ein Assistent irren, die Fahne heben und das Spiel unterbrochen werden, bevor es zu einem möglicherweise erfolgreichen Torschuss kommt.“ Denn dann wäre dem VAR die Chance genommen, zu regulieren. Und das, obwohl man sich diesen regelrecht herbeigesehnt hatte.
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