Was übrig bleibt

Jetzt erst recht
Ballgefühl: Die EURO hat uns die schönen und die hässlichen Seiten des Fußballs gezeigt.

Ich mag Fußball. Und ich mag Fußball-Großereignisse.

Ich mag, dass die Fans der irischen Nationalmannschaft unbeirrt ihre Chöre von "Fields of Athenry" singen, während ihre Mannschaft gerade als Erste aus dem Turnier fliegt. Ich mag die Entwicklung von Euphorie und aufkeimendem Aberglauben. Ich mag, dass man mit Menschen, mit denen man Small Talk übers Wetter führen muss, vier Wochen lang auch über Fußball reden kann. Das ist Fußball.

Ich verstehe nicht, dass spanische Fans Affenlaute imitieren, weil Mario Balotelli, italienischer Spieler ghanaischer Herkunft, am Ball ist. Ich verstehe nicht, dass kroatische Fans eine Banane nach Balotelli werfen und dass Balotellis Mannschaftskollege Antonio Cassano erklärt, er hoffe, dass "keine Schwulen in der Mannschaft sind". Das ist auch Fußball. Und so ist er letztklassig.

Die EURO hat uns beide Seiten gezeigt – wenn auch nicht über die Fernsehbilder, die uns aus Polen und der Ukraine erreicht haben, sondern durch Blogs und YouTube.

Die EURO hat auch gezeigt, dass man nicht unbedingt verstehen muss, was die Kommentatoren im Fernsehen von sich geben und dass es da einen netten Helfer gibt, der dem Kommentator die Hard Facts liefert. Wer ist der Herr, der die interessanten Zahlen kennt und warum wird er uns nicht vorgestellt?

Die EURO hat gezeigt, dass Angela Merkel angesichts ihrer Technik scheinbar nicht so oft etwas zu Jubeln hat und dass ein Teletubbie-Tattoo am Oberarm zum Schämen ist (De Rossi). Dass die Frisur auch nach 120 Minuten und einer bitteren Niederlage noch sitzt (Ronaldo), die Engländer noch immer nicht Elfer schießen können und sich auch die Spanier einmal schwertun (gegen Portugal). Dem weinenden Ronaldo hilft das auch nichts. Er kann sich das Finale nur anschauen. Dafür hat er jetzt Zeit, sich eine neue Frisur zu überlegen.

Julia Schrenk arbeitet im Chronik-Ressort des KURIER.

julia.schrenk@kurier.at

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