Warum Hans Krankl seinem SK Rapid noch nicht verzeihen kann

Festakt: Die Rapid-Feier für Hans Krankl
Am Sonntag um 17 Uhr spielt Rapid gegen Altach. Deutliche emotionaler wurde es aber bereits zwei Tage davor, am Freitagabend in Hütteldorf.
Bereits als der Einmarsch von Hans Krankl lediglich angekündigt wird, springen die Festgäste auf und schreien „Hanse, Hanse, Hanse“. Die Augen des Jubilars werden feucht, bevor noch die Bühne im vollen VIP-Klub des Allianz Stadions erklommen ist.
Der Jahrhundertrapidler schluckt, atmet tief durch, blickt zu den 1.300 Fans, die unter den vielen Tausenden mit ihren Kartenwünschen am schnellsten waren, und klopft sich auf sein Herz.
Die Tränen fließen
Mit Fernando Carro als Überraschungsgast brechen alle Dämme. Als Sohn der Spanischlehrerin von Familie Krankl hat der heutige CEO von Bayer Leverkusen den Goleador 1978 in Barcelona kennengelernt. "Er ist mein Freund geworden und obwohl ich in meinem ganzen Leben im Tennis nie gegen ihn gewonnen hab’, ist er es geblieben", erzählt Krankl. Carro ist extra für das Fest eingeflogen.
Die beiden Herzenskatalanen fallen einander in die Arme und heulen wie die Schlosshunde.

Doppelter Sinn
Die von Rapid organisierte 70er-Feier hat zwei Zwecke: Zum einen soll der größte Sohn des Vereins zu seinem Runden gebührend gefeiert werden, zum anderen wird ein Rückfahrticket zum fremd gewordenen Stammverein gebastelt.
Der Urtyp einer Nummer 9 genießt den Abend. So kalt der Bomber einst vor dem Tor war, so perfekt setzt das Geburtstagskind jetzt die Pointen. Jede Punchline ein Lacher, jede Anekdote mit dem Zeug zum Klassiker.
Alle sind dabei
Es feiern alle mit. Von Heri Weber bis Funki Feurer, von Peter Schöttel bis Michael Konsel. Dazwischen unterhalten die Grußbotschaften von Antonin Panenka, Jan Age Fjörtoft und sogar von Bundespräsident Alexander Van der Bellen.
Herzogs Palatschinken
Wenn Krankl das Gegenüber auf Augenhöhe (oder knapp darunter) akzeptiert, läuft der Schmäh besonders gut.

Der Trainer erzählt vom einst bockigen Talent Andreas Herzog. "Ich hab’ ihn sogar heimgesucht, um ihn zu besänftigen. Da hat der Andy immer gerufen ’Mama, der Trainer ist da – mach’ Palatschinken!’" Herzogs Konter: "Das war ja der Grund, warum du wirklich gekommen bist.“ Krankl: "Ja, ich hab eine Palatschinke gegessen – und du drei."
Des Trainers Fazit: „Kein anderer hätte ihn trainieren und dabei so gut behandeln können wie ich.“

Das Publikum johlt, Andy Marek – diesmal als Interviewer im Einsatz – macht ernst: "Hans, wir alle wollen dich regelmäßig im Stadion begrüßen."
Die Fans springen auf. "Hanse, Hanse, Hanse." Jetzt wird er waach.
Krankl, der die Spiele nur beruflich für Sky besucht, wartet, bis es ruhig wird. "Das ist nicht so einfach. Leute vom Verein haben mich, den Jahrhundertrapidler, hintergangen. Ich wurde gelegt."
Betretenes Schweigen im Saal.
Geschichte einer Entfremdung
Bereits in der Ära Edlinger war Krankls Heimkehr ein Thema. Zuerst (noch einmal) als Trainer, dann als Sportdirektor. Der Präsident entschied sich anders.
2013 war der Polarisierende als bezahlter Vize unter Präsidentschaftskandidat Kirisits vorgesehen. Fjörtoft als Sportchef und U-21-Teamchef Gregoritsch als Trainer waren angedacht. Das Rennen machte Präsident Krammer, der ursprünglich gar nicht zur Wahl stand.
Der Ausgebootete sprach von "bösen Menschen".
Bei der Wahl von Nachfolger Bruckner hatte sich Krankl mit dem Legendenteam 2019 hinter Kandidat Schmid versammelt.
Wieder nix, wieder ein Stich ins Herz.
Lebenslang eingeladen
Alexander Wrabetz, der neue Präsident, übergibt die lebenslange Mitgliedschaft mit der Nummer 9 (diese wurde seit 2014 freigehalten) und lässt nicht locker: "Hans, die Rapid-Familie braucht, schätzt und liebt dich."
Krankl betont, dass er nichts gegen die neue Führung hat.
Steffen Hofmann hat wie in aktiven Zeiten den längsten Atem und legt mit einem außergewöhnlichen Geschenk nach: Der Evergrey und eine Begleitung seiner Wahl bekommen auf Lebenszeit zwei Freiplätze in der Rapid-Loge.

Krankl ist für das Altach-Spiel leider verplant.
Hofmann: "Hans, du hast bei uns immer einen Platz."
Kommentare