Stimmungskanone: Wie ÖFB-Legende Hans Krankl seinen 70er feiert

Für Hans Krankl keine Frage: Selbstverständlich wird er Kriechmayr und Co via TV bei der WM-Abfahrt auf die Skier schauen. Für ihn die Königsdisziplin. Auch ist er selbst stets – in allen Lebenslagen – für die direkte Linie gewesen. Als Bua, sagt er, habe er auf Brettl’n am Wiener Himmelhof Bestzeit erzielt. "38 Sekunden."
Der 14. Februar ist bei seiner Familie und bei seinem Arbeitgeber Sky, der ihn in einer Doku würdigt, rot im Kalender angestrichen: Am Valentinstag wird der Goleador 70. Danach kann man ihn in Wien XIII wieder beim Nordic Walken sehen.
Am spielfreien Freitag kommt Krankl ins Allianz-Stadion, das er bisher aus Aversion gegen die Rapid-Führung nur aus dienstlichem Grund (= Sky-Analytiker) besuchte. Ein auserlesener grün-weißer Kreis will ihn zum 70er ehren.
Samstag geht’s im Simmeringer Portofino beim Nachfeiern seines Runden rund. Wenn die Band Monti Beton mit ihrem Evergrey Evergreens spielt.
Längst ist die Schuss- zur Stimmungskanone geworden. Davon konnten sich die letzten Skeptiker unter Ex-Teamkollegen im Juni 2018 beim Nostalgietreff 40 Jahre – erraten – Córdoba überzeugen.

Es wäre ungerecht, Krankls Verdienste auf seine WM-Tore zum 3:2 gegen Deutschland zu reduzieren. Er wurde spanischer Schützenkönig, gewann mit Barcelona Liga und Europacup. Er hätte dieses Kunststück wohl wiederholt, wäre er nicht wegen eines Trainer-Nobodys (Señor Rife flog bald danach hinaus) zurück nach Wien geflüchtet. Das kam nicht nur Katalanen spanisch vor, schloss sich Krankl doch zunächst Vienna an. Ehe er seine Rapidler zu Titeln schoss, mit ihnen ins Europacupfinale 1985 kam.
Zu dieser Zeit übte Jugendidol Krankl auf einem Stadion-Nebenfeld gern mit Rapid-Buam. Abseits von Kameras, unentgeltlich, aus Spaß. Seine Trainerjobs waren später oft weniger lustig. Wobei Krankl als ÖFB-Teamchef nicht annähernd unter so vielen Legionären wählen konnte wie später Marcel Koller, Franco Foda und aktuell Ralf Rangnick.

Restverteidigung, Angriffspressing, falsche Neun usw – bei solchen Ausdrücken aus dem neudeutschen Fußball-Vokabular hielte sich Krankl am liebsten die Ohren zu. Was nur nicht notwendig ist, weil er ohnehin ein bissel schlecht hört. Aber das ist auch schon die einzige Schwäche des Mannes, der bald Goldene Hochzeit hat.
Während seine Ex-Kollegen schon künstliche Knie-, Hüftgelenke oder Herzschrittmacher benötigen, schießt Opa Hans jeden Mittwoch und Samstag bei Juxkickerln in Favoriten noch mehr Tore als Jahre Jüngere.
Obwohl er in seiner Profizeit im November-Nebel in kurzen Hosen das Training unaufgewärmt mit Einschießen begann, verletzte er sich ohne Feindeinwirkung nahezu nie. Sein Leibarzt Robert Lugscheider nennt ihn ein „medizinisches Phänomen“.
Ein weiteres Erfolgsgeheimnis war (und ist) Krankls Selbstvertrauen. So meinte er einmal in Kitzbühel, nachdem er als Ehrengast die Streif abrutschen hatte dürfen: „Wenn ich da ein paar Wochen trainier’, fahr’ ich auch Schuss runter.“
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