Ferdinand Feldhofer startete in Slowenien in sein zweites Jahr als WAC-Trainer. Nach dem Trainingslager geht es am Sonntag-Nachmittag (17 Uhr) mit dem Nachtrag gegen seinen Ex-Klub Sturm los. Im KURIER-Interview verrät der 41-jährige Steirer, dass fast die gesamte Mannschaft positive Corona-Tests ablieferte. Und warum das nicht das einzig Positive blieb.
KURIER:Von den ersten fünf Ligaspielen gingen vier verloren, und nach dem Rückflug vom 4:1 bei Feyenoord brach ein Corona-Cluster aus. Trotzdem kam nach dieser Krise Anfang November der Erfolg. Was ist passiert?
Ferdinand Feldhofer: Das war die schwierigste Zeit in meinem ersten Amtsjahr. Ich bin am Abend zu Hause gesessen und habe gegrübelt: Was kann noch passieren? Wie lange wird das dauern? Das Spiel gegen Sturm mussten wir wegen der vielen Ausfälle verschieben, und in Altach hat sich die Aufstellung so ergeben: Wer ist negativ, wer kann schon halbwegs trainieren? Es war nicht zu erwarten, dass wir 2:0 gewinnen. Und dann ist Folgendes passiert: Wir sind so richtig zusammengewachsen.
Es gibt auch Profi-Sportler, die lange an den Covid-19-Folgen leiden. Ist das bei einem Ihrer Spieler der Fall?
Nein. Nach drei Wochen waren wir alle wieder auf 100 Prozent. Und das ist schon ein Glück, wenn man bedenkt, dass alle Spieler, bis auf einen, plus der ganze Stab mit Trainern und Betreuern positiv getestet wurden.
Ja, außer den damals Verletzten, die nicht nach Rotterdam mitgeflogen sind. Bei der Rückreise ging’s los und nach dem Spiel bei der Admira Schlag auf Schlag. Dabei waren wir davor die Mannschaft, die noch gar keinen Fall zu beklagen hatte.
Wurde vor diesen entscheidenden Tagen des Zusammenwachsens auch intern Kritik an Ihnen laut?
Nein, intern war es ruhig. Weil ja alle gewusst haben, dass es nach unserem großen Umbruch dauern wird. Ich habe immer gewusst, dass mit uns ab Mitte, Ende Oktober zu rechnen sein wird.
War die Phase kurz vor Weihnachten mit dem Europacup-Aufstieg und dem Sieg bei Meister Salzburg Ihre wichtigste im Jahr 2020?
Es war eine entscheidende Phase, weil wir drei K.-o.-Spiele hatten mit ZSKA Moskau, Feyenoord und Amstetten. Dazu noch wichtige Liga-Spiele. Das Ergebnis war überragend: Erstmals in der Vereinsgeschichte überwintert der WAC im Europacup und im Cup, dazu haben wir in der Meisterschaft wieder eine sehr gute Ausgangslage. Das Ziel bleiben ganz klar die Top 6.
Was nehmen Sie: einen Top-6-Platz oder den Aufstieg in der Europa League gegen Tottenham?
(denkt lange nach) Ich will beides, ohne vermessen sein zu wollen. Naja, das Wichtigste bleibt schon die Liga – über diesen Weg wollen wir wieder nach Europa.
Wird es nach der Röcher- Verpflichtung noch weitere Transfers im Winter geben?
Nur falls sich etwas auftut, dass wir einen Spieler holen können, der für die Planungen über den Sommer hinaus helfen kann.
Sie haben zum Start angekündigt, dass Sie sich auch um Neuverpflichtungen und die Kaderplanung kümmern werden. Wie ist das organisiert, dass Sie trotz der Teilnahme an drei Bewerben genug Zeit dafür haben?
Bei meiner Unterschrift war mir klar, dass ich eine Doppel-Position ausüben muss. Ich weiß um den finanziellen Rahmen, kümmere mich auch um das Scouting und gebe dann Empfehlungen ab. Am Ende muss der Vorstand grünes Licht geben. Das funktioniert gut.
Sie müssen also nicht fünf Spieler vorschlagen, um einen zu bekommen?
Nein. Das würde ich auch nicht tun. Wir legen uns im Trainerteam auf einen Namen fest, und mittlerweile gibt es im Vorstand um Präsident Riegler und Vizepräsident Puff auch so großes Vertrauen, dass wir dann diesen Transfer versuchen.
Sie sind Steffen Hofmann seit Rapid-Zeiten freundschaftlich verbunden. Haben Sie damit gerechnet, dass er als Trainer arbeiten wird?
Nicht unbedingt. Er ist jetzt ein ebenso viel beschäftigter Kollege. Es ist schön, dass wir unsere Hobbys zum Beruf machen konnten.
Mit Sturm wartet heute ein Team, das ebenfalls mit 4-4-2 und Raute spielt. Rechnen Sie nach den Erfolgen damit, dass Sie öfters auf dieses System treffen werden?
Nein. Und wir hätten auch Lösungen dafür, wie die jüngste Bilanz zeigt: Feyenoord hat uns gespiegelt, da haben wir beide Spiele gewonnen. Ebenso in Salzburg, als sie es mit Raute probiert haben. Aber entscheidend ist, dass wir selbst flexibel sind und mittlerweile mehrere Formationen spielen können.
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