Vier Monate nach dem Herzstillstand: Eriksen ist allgegenwärtig

Eriksen beim 4:0-Kantersieg in Wien gegen Sabitzer
Seit dem tragischen Vorfall bei der EM stand der dänische Star nicht mehr auf dem Fußballfeld. Am Dienstag gastiert Österreich in Kopenhagen.

Ziemlich genau vier Monate ist es her, dass die Fußball-Welt den Atem anhielt. Es war der 12. Juni, als Christian Eriksen im Parken Stadion von Kopenhagen während des EM-Spiels Dänemark gegen Finnland ohne Fremdeinwirkung zusammenbrach. Er musste damals nach einem Herzstillstand auf dem Platz wiederbelebt werden.

„Er war schon weg“, sagte Team-Arzt Morten Boesen später.

Unvergessen bleiben die Bilder, als seine Teamkollegen mit Tränen in den Augen einen Kreis als Sichtschutz um ihn bildeten. Plötzlich war es mucksmäuschenstill im Stadion, Millionen Zuschauer zu Hause starrten gebannt auf die TV-Bildschirme. Es musste das Schlimmste befürchtet werden. Doch Eriksen überlebte, bekam wenige Tage später einen ICD-Defibrillator implantiert.

„Ein Teil von uns“

Mittlerweile ist es ruhig geworden um den 29-Jährigen. Er erholt sich im Kreise der Familie, Partnerin Sabrina und die beiden gemeinsamen Kinder geben ihm Kraft. Nach wie vor ist aber unklar, ob er auf den Fußballplatz zurückkehren kann und will.

Simon Kjaer, Kapitän der dänischen Nationalmannschaft, gab kürzlich ein Update über den Zustand seines Kollegen und Freundes. „Es geht ihm gut“, erklärte der Verteidiger, noch wolle Eriksen aber nicht in der Öffentlichkeit sprechen. Kjaer: „Ich habe ihn getroffen, es geht ihm gut“, mehr gebe es derzeit nicht zu sagen, „wenn er bereit ist, etwas zu sagen, dann wird er das tun.“

Vier Monate nach dem Herzstillstand: Eriksen ist allgegenwärtig

Immer präsent

Für den Milan-Verteidiger - und wohl auch für die meisten seiner Nationalteam-Kollegen – hat sich das Leben mit dem 12. Juni 2021 schlagartig geändert. „Es gibt mal einen Tag, vielleicht zwei, an denen ich nicht daran denke. Länger nicht“, erzählte er in einem Interview, „es ist ein Teil von uns geworden.“

Eriksen, der beim 4:0 im Hinspiel gegen Österreich im März in Wien noch die Fäden im dänischen Mittelfeld gezogen hatte, soll sich in den nächsten Tagen einer weiteren Untersuchung unterziehen. Dann kann entschieden werden, ob er wieder mit Einzeltraining beginnen kann.

Vorbild Blind

Er wäre nicht der erste Profi, der mit ICD-Defibrillator spielt. Daley Blind (31) hat seit rund zwei Jahren einen, spielt bei Ajax Amsterdam und im niederländischen Nationalteam auf höchstem Niveau. Eriksons Zusammenbruch bei der EURO setzte ihm schwer zu, er war nahe dran, auf seinen Einsatz im nächsten Spiel zu verzichten: „Ich musste eine mentale Barriere überwinden.“

Auch in Österreich gibt es mit Raphael Dwamena (26) von Zweitligist Blau-Weiß Linz aktuell einen Profi mit implantiertem ICD-Defibrillator.

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Offene Zukunft

Ob und wann Eriksen wieder spielen wird, ist also weiter unklar. Festzustehen scheint nur, dass er seine Karriere nicht bei Inter Mailand, wo er noch bis 2024 unter Vertrag steht, fortsetzen kann. In Italien ist es nicht erlaubt, mit einem permanenten Defibrillator zu spielen. Ob Simon Kjaer daran glaubt, noch einmal mit seinem Freund zusammenspielen zu können?

„Ich habe es schon Hunderte Male gesagt und werde es noch Hunderte Male sagen: Das Einzige, was zählt, ist, dass es Christian gut geht. Alles andere ist für mich nicht entscheidend.“ Teamchef Kasper Hjulmand sieht das ganz genauso: „Entscheidend ist allein, was er meint, was für ihn und seine Familie das Beste ist. Wir sind einfach happy, dass er noch bei uns ist, wir ihn anrufen, sehen und treffen können.“

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