VAR: Das lange Warten auf den Videobeweis in der Bundesliga

Super Lig - Fenerbahce v Galatasaray
Am Osterwochenende gab es in der österreichischen Liga viele Fehlpfiffe. Doch der Videobeweis dürfte erst 2022 kommen.

Egal ob in Mattersburg, Wien oder St. Pölten – die Schiedsrichter standen am Osterwochenende in der österreichischen Bundesliga mehr im Mittelpunkt des Geschehens, als sie das eigentlich selbst wollen.

Bei der Partie der Burgenländer gegen Wacker Innsbruck (3:1) pfiff Schiedsrichter Harkam nach einem Foul von Höller an Dieng Elfmeter, obwohl dieses deutlich außerhalb des Strafraumes begangen wurde.

Beim Gastspiel von Tabellenführer Salzburg in St. Pölten (1:1) wurde Andreas Ulmer schon in der 3. Minute von Schiedsrichter Grobelnik ausgeschlossen, weil er als letzter Mann kurz nach der Mittellinie die Hand auf der Schulter von SKN-Stürmer Rene Gartler hatte, bevor dieser niederfiel.

Und beim Sonntag-Topspiel zwischen Austria und LASK (2:2) übersah Schiedsrichter Schörgenhofer zunächst ein Foul des Austrianers Christoph Martschinko an Reinhold Ranftl im Strafraum und kurz vor dem zweiten Ausgleich der Wiener ein Klammern von Austria-Legionär James Jeggo gegen LASK-Stürmer João Klauss.

 

 

Da überrascht es wenig, dass just der Trainer der Linzer am offensivsten den Einsatz des Video Assistent Referee (VAR) auch in der österreichischen Liga forderte.

„Es ist immer interessant, den Fußball moderner zu machen. Natürlich kann es dich einmal erwischen, wie zuletzt Manchester City in der 93. Minute, aber es ist gerecht. Es würde uns vielleicht auch einmal passieren, aber bei Toren oder Elfmeter-Situationen bin ich schon ein Freund davon“, meinte Oliver Glasner, der sich sicher ist, „dass er in Österreich kommen wird“.

Das dürfte auch so sein, denn es gibt ein klares Bekenntnis aller Bundesliga-Vereine, dass der Videobeweis eingeführt wird – und das schon seit einer außerordentlichen Klubkonferenz Anfang Dezember 2018.

Das liebe Geld

Woran es hakt, skizzierte Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer auch am Montag in der Sky-Diskussionssendung „Talk & Tore“: „Es geht ums Geld.“ Klar ist, dass die Vereine die Hauptlast der Kosten selbst tragen müssen. Rund 1,5 Millionen Euro soll der VAR laut Bundesliga pro Saison kosten. Dazu kommen die Aufwendungen für die technischen Installationen in den Stadien.

Für den Betrieb gibt es mehrere Anbieter, die sich bei der Bundesliga für die Umsetzung beworben haben. Der renommierteste und teuerste ist die Firma Hawk-Eye, die in der Deutschen Bundesliga, in der Serie A, in den Niederlanden und bei der FIFA (WM) und der UEFA (Champions League) zum Einsatz kommt.

Andere Firmen sind hingegen günstiger und wären daher von den österreichischen Vereinen auch eher zu stemmen. Einziger Nachteil: Sie verfügen nicht über den selben Erfahrungsschatz wie Hawk-Eye. Für Vereine wie Salzburg und Rapid mit einem Saisonumsatz von rund 80 sowie rund 40 Millionen Euro sind die Kosten kein Problem. Ganz anders schaut das da schon bei Vereinen wie Admira, SKN St. Pölten oder WAC aus, die zuletzt deutlich weniger als zehn Millionen Euro Umsatz hatten. „Ein Problem ist, die Kosten sind überall gleich“, erklärt Ebenbauer.

 

Außerdem kann der Videobeweis gar nicht von einem Tag auf den anderen eingeführt werden. Es gibt Vorgaben des Weltverbandes FIFA, die einzuhalten sind. Die Probezeit muss zumindest neun Monate betragen, der VAR muss laut Ebenbauer bei 65 Spielen getestet werden, bis der Videobeweis zum Einsatz kommen darf. Die Schiedsrichter müssen natürlich auch erst geschult werden - und es darf nicht auf ehemalige Spielleiter zurückgegriffen werden.

Auch deshalb ist es noch völlig offen, wann der Video Assistent Referee auch in Österreich kommen wird. „So schnell wir möglich, aber spätestens mit dem neuen TV-Vertrag“ ist laut Ebenbauer das Credo der Bundesliga. Das wäre im schlechtesten Fall in der Saison 2022/’23 – also in mehr als drei Jahren.

Starschiri ortet Probleme

Der deutsche Spitzenschiedsrichter Manuel Gräfe sorgte erst am Osterwochenende für Aufsehen  – als Studiogast in der TV-Diskussion  „Doppelpass“ im deutschen Sportsender Sport1 fand er überraschend kritische Worte zum Videobeweis. In der obersten deutschen Liga kommen mittlerweile in der zweiten Saison die Video Assistent Referees (VAR) zum Einsatz.

„Es gibt  Problemstellungen beim Videobeweis, die  sich wahrscheinlich  auch nicht ändern lassen“, meinte Gräfe, der Pro und Contra des Einsatzes  dieses technischen Hilfsmittels herausstrich. „In räumlichen, technischen Dingen wird dieser immer helfen, das war uns schon vorher klar – bei Abseits, Foulspiel innerhalb und außerhalb des Strafraumes, Ball im Aus und  nicht im Aus“, skizzierte der 45-Jährige die positiven Aspekte des VAR.

Aber er sieht genauso kritische Dinge: „Alles, was mit Bewertung zu tun hat, ist  ein Problem. Wobei es aber  durchaus auch ein Vorteil des Videobeweises ist, dass man jetzt endlich sieht, wie komplex so eine Schiedsrichterentscheidung eigentlich ist. Man hat manches Mal drei Kameraeinstellungen, die suggerieren einem Foul und die vierte zeigt kein Foul.“

Deshalb sei es schwer, eine einheitliche Linie zu finden. „Die Szenen sind immer irgendwie anders, die Handstellung beim Handspiel ist anders, die Entfernung zum Gegner, ist der Ball  abgefälscht oder nicht“, meint der Schiedsrichter. Dessen Fazit lautet: „Mir fehlt eine differenzierte Betrachtung des Videobeweises. Es gibt natürlich Vorteile durch seinen Einsatz, aber es gibt natürlich auch Nachteile, die man versuchen muss weiter auszumerzen. Das ist ein Prozess, aber der geht nicht von Heute auf Morgen.“

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