Union Berlin: Kultklub aus dem Osten mit eisernem Willen

Union Berlin: Kultklub aus dem Osten mit eisernem Willen
Die Berliner kämpfen um den ersten Aufstieg in die 1. deutsche Bundesliga. Heute geht es ins erste Duell mit Stuttgart.

„Wir aus dem Osten geh'n immer nach vorn. Schulter an Schulter für Eisern Union“, heißt es in der Vereinshymne. Oder: „Wer spielt immer volles Rohr? Eisern Union.“ Oder: „Wer lässt sich nicht vom Westen kaufen? Eisern Union.“ Nina Hagen hat die Hymne vor 20 Jahren erstmals gesungen, und sie wird seither von fast 20.000 vor den Heimspielen stets mitgegrölt. Dann weiß jeder, dass es los geht.

Es handelt sich um den 1. FC Union Berlin, den Klub, der in Deutschland neben St. Pauli am ehesten die Bezeichnung Kultklub verdient. „Nina Hagen passte genau zu dem, was Union schon immer verkörpert hat: Ein bisschen wild, ein bisschen struppig und irgendwie verrückt“, sagt Pressesprecher Christian Arbeit.

Geburtsstätte von Union Berlin war das Industriegebiet Oberschöneweide. Dort haben Anfang des 20. Jahrhunderts die „Schlosserjungs“ aus den Montagehallen begonnen, Fußball zu spielen und daher rührt auch der Schlachtruf „Eisern Union“.

FBL-GER-UNION-BERLIN

Union Berlin trägt seine Heimspiele im Stadion An der Alten Försterei aus. Das Stadion ist das größte, reine Fußballstadion in Berlin und bietet 22.012 Fans und Zuschauern Platz (18.395 Steh- und 3.617 Sitzplätze). Namensgeber für das Stadion ist ein benachbartes altes Forsthaus, in dem sich aktuell die Geschäftsstelle des Vereins befindet. Am 7. August 1920 wurde das Stadion eröffnet. Die komplette Sanierung und Überdachung der Stehplatzränge von Juni 2008 bis Juli 2009 haben die Fans in Eigenregie gemacht, mehr als 2000 Freiwillige haben geholfen.

Wie sehr der Verein mobilisieren kann, zeigt sich beim Weihnachtssingen. 2003 trafen sich dafür erstmals die Fans am 23. Dezember zur Einstimmung auf das Weihnachtsfest im Stadion. Heimlich. Nur 89 Mitglieder. 2016 bildeten 28.500 Besucher den inzwischen berühmtesten Weihnachtschor Deutschlands.

Die Mauer muss weg

In der DDR war Dynamo Berlin der Stasi-Klub. Die Union hingegen war weder Polizei, Militär oder Staat zuzuordnen. Die Alte Försterei war ein Treffpunkt von regimekritischen Fußballfans. Wenn die Union Freistoß hatte, schrieen die Fans „Die Mauer muss weg“. Mit der Mauer fiel auch die verhasste Dynamo und kickt derzeit mittelmäßig in der Regionalliga. Die Union hingegen kämpfte sich – nach einigen Ab- und Aufstiegen zwischen 2., 3. und sogar 4. Liga – im Jahr 2009 in die 2. deutsche Bundesliga. Und hat jetzt sogar ein Team zusammen, das nach der 1. Bundesliga greift. Letzten Sommer kamen zahlreiche neue Spieler und mit dem Schweizer Urs Fischer ein neuer Trainer.

Football: Germany, 2. Bundesliga

Die nun zu Ende gehende Saison hatten die Köpenicker mit gut 47 Millionen Euro geplant, so viel wie nie zuvor. Diese Summe dürfte sich mit dem Sprung in die Bundesliga locker auf 80 Millionen Euro steigern. Zum Vergleich: Hertha BSC hatte das Geschäftsjahr 2017/18 mit einem Umsatz von 152 Millionen Euro abgeschlossen.

Die Union aus Berlin-Köpenick spielt am Donnerstag in Stuttgart und am Montag daheim in der Relegation. Den direkten Aufstieg hat man am Sonntag durch ein 2:2 verpasst. Gewinnt die Union, dann gibt es in Berlin erstmals seit 42 Jahren ein Derby in der höchsten Spielklasse. Die Union wäre der 56. Neuling und der fünfte Berliner Klub im deutschen Oberhaus.

„Die Fans stehen komplett hinter uns. Ich kann versprechen, dass wir wieder alles geben“, sagte Christopher Trimmel. „Wir gehen mit viel Selbstvertrauen in die Relegation.“ Der 32-jährige Burgenländer kam vor fünf Jahren von Rapid zur Union und ist seit diesem Sommer sogar zum Kapitän aufgestiegen.

  • Relegation I

Beim Duell 14. der 1. Bundesliga (VfB Stuttgart) gegen 3. der 2. Bundesliga (Union Berlin) spielen Donnerstag und Montag (live nur auf Eurosport Player) zwei Österreicher. Christopher Trimmel ist 32, seit Sommer Kapitän und Rechtsverteidiger bei der Union. Der  27-jährige Angreifer Robert Zulj wurde im Sommer von Hoffenheim an Berlin verliehen.

  • Relegation II

Der 16. der 2. Bundesliga (Ingolstadt) spielt gegen den 3. der 3. Liga (Wehen-Wiesbaden). Bei Ingolstadt spielt Konstantin Kerschbaumer. Marco Knaller ist Ersatztormann. Thorsten Röcher hat unterm neuen Trainer Oral keinen leichten Stand, ist meist nicht im Kader. Gespielt wird Freitag und Dienstag (beide Spiele live auf ZDF).

Kommentare