„Wenn man es realistisch sieht, von der Arithmetik her, da sieht es schwierig aus“, sagt auch Gregoritsch selbst zum KURIER. „Momentan bin ich schon angeschlagen.“ Er sei nach einer guten Vorbereitung mit einer gewissen Erwartungshaltung in die Qualifikation gegangen. „Wenn du da gesehen hast, wie wir schwierige Spiele gemeistert haben mit unserer individuellen Qualität, dann tut das jetzt schon weh“, sagt der Steirer.
Gregoritsch, der Psychologe
Vorwerfen könne er seinen Spielern in puncto Einstellung und Auftreten nichts, wenngleich er sagt: „Momentan bin ich mehr im psychologischen Bereich gefordert, als im taktischen oder fußballerischen.“
Einige seiner Spieler seien bei ihren Klubs nicht uneingeschränkte Leistungsträger. Eine Sichtweise, die sich diskutieren ließe. Von der Mannschaft vom 0:1 gegen Slowenien gibt es mit Salzburgs Dijon Kameri und Wolfsbergs Lukas Ibertsberger aktuell nur zwei von elf Startelf-Spielern, die bei ihren Klubs nicht ständig zum Einsatz kommen.
Klar ist, dass ob der aktuellen sportlichen Situation auch – wie so oft im Fußball – über den Trainer gesprochen wird. Seit knapp zwölf Jahren ist der mittlerweile 65-Jährige im Amt. Die Bilanz an Resultaten liest sich nüchtern. Einmal (2019) schaffte der Steirer mit seinem Team eine Endrundenteilnahme. Die aktuell laufende Qualifikation ist die fünfte unter Gregoritsch, die nicht erfolgreich enden wird.
„Ich bin so lange im Geschäft, ich weiß, dass es immer Leute geben wird, die dich infrage stellen“, sagt der Langzeittrainer. „Aber ich weiß, was ich kann und was ich geleistet habe. Und ich spüre nicht, dass meine Arbeit hinterfragt wird.“
Grundsätzlich sei die Frage, so Gregoritsch, was das Ziel sei einer Unter-21-Nationalmannschaft. „Mir geht’s nicht um Ergebnisse allein, mir geht’s um Entwicklung und darum: Wer ist der nächste Spieler, der es ins A-Nationalteam schafft.“ Dies sei auch vor vielen Jahren mit dem damaligen Sportdirektor Willibald Ruttensteiner so besprochen gewesen. Wie das nun unter Peter Schöttel ist? „Es ist nie besprochen worden, dass es nicht immer noch so ist“, sagt Gregoritsch. Den Biss für den Job hätte er jedenfalls nach wie vor.
Bleibt die Frage, wie sehr man im Hause ÖFB hinter Gregoritsch steht. Der U-21-Teamchef gilt im entscheidungsgewaltigen Präsidium als gut vernetzt. Sportdirektor Peter Schöttel bestätigt, dass die Entwicklung der Spieler an erster Stelle steht, gibt aber auch zu, dass man von den Ergebnissen „enttäuscht“ ist. „Wir hätten uns mehr erwartet“, sagt der Wiener.
Gregoritsch, der beim ÖFB unbefristet unter Vertrag steht, hat KURIER-Informationen zufolge auch Schöttels Zusage, die laufende Qualifikation absolvieren zu dürfen. Das bestätigt der Sportdirektor auch indirekt: „Wir gehen in eine Qualifikation mit einem Trainer und werden die Qualifikation auch mit diesem Trainer beenden“, sagt der 56-Jährige und hofft auf ein Wunder gegen Frankreich am 17. November in Ried.
„Wir hoffen, dass uns da etwas gelingt, damit wir wieder im Rennen sind, was uns kaum jemand zutraut.“ Und wenn dem nicht so ist? „Darüber spekuliere ich nicht. Ich bin mit Werner Gregoritsch im guten Austausch, wir werden unsere Dinge wie immer unter vier Augen besprechen.“
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