Jantscher: "Leute hier sind stolz auf Erdoğan"

Jakob Jantscher fühlt sich bei Rizespor wohl.
Jakob Jantscher spielt mit Rizespor gegen den Abstieg, fühlt sich am Schwarzen Meer pudelwohl.

Bis dato hat er IHM noch nicht die Hand geschüttelt. Denn als ER im Trainingszentrum zu Besuch war, hatte die Mannschaft ausgerechnet einen freien Tag. Die Rede ist von Recep Tayyip Erdoğan, dem starken Mann der Türkei, dessen Familie Wurzeln in Rize am Schwarzen Meer hat. Rizespor ist somit "sein" Klub, dem er sich verbunden fühlt und dem er ab und zu auch seine Aufwartung macht.

Jakob Jantscher, österreichischer Legionär bei Rizespor, hat aber noch nicht die Bekanntschaft gemacht mit dem aktuell bekanntesten Türken. "Wenn er in die Stadt kommt, ankern immer drei Kriegsschiffe in der Bucht. Da weiß man, dass Erdoğan da ist." Mit der Politik in der Türkei wird Jantscher oft konfrontiert. "Allein durch die Medien bekommst du viel mit, viele Leute fragen mich nach meiner Meinung."

Defensive

Doch in dieser Hinsicht verhält sich der Offensivspieler besonders defensiv. "Ich bin ein Österreicher, der in der Türkei Fußball spielt. Was soll ich da zur Politik in diesem Land viel sagen? Die Chance, dass dies für mich negativ ausgelegt wird, ist sehr groß." Einen Maulkorb vom Verein hat er aber noch nie erhalten, auch wurde ihm nicht nahegelegt, sich zu manchen Themen lieber nicht zu äußern. "Ich bin ohnehin hier, um Fußball zu spielen. Nicht um die Politik zu kommentieren. Außerdem habe ich viel zu wenig Einblick und Informationen, um wirklich ein seriöses Urteil abzugeben."

Jantscher: "Leute hier sind stolz auf Erdoğan"
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Die Jantschers fühlen sich pudelwohl in Rize, der kleinen Stadt im Nordosten des Landes, direkt am Schwarzen Meer. "Es ist nicht viel Platz, daher wurden einige Häuser auf die Berge hinauf gebaut. Weiter oben sind Teeplantagen." Die Leute seien offen und freundlich, anders als bei seinem Gastspiel in Russland. "Sie helfen dir weiter, wenn du etwas brauchst. Wir sind auch immer mit unserer kleinen Tochter unterwegs. Ich kann nichts Schlechtes sagen."

Omnipräsent

Erdoğan ist in Rize omnipräsent, auch wenn er nicht vor Ort ist. "Die Menschen hier sind ziemlich stolz darauf, dass seine Familie von hier stammt. Die Türken sind generell ein sehr stolzes Volk. Überall sieht man die türkische Fahne, auf vielen ist auch Erdoğan abgebildet."

Des Türkischen ist der Steirer-Bua nur partiell mächtig. "Einige Dinge habe ich schon aufgeschnappt."

In Sachen Sicherheit hat der EURO-Teilnehmer keine Bedenken. "Wir fliegen oft nach Istanbul zu Spielen, ich hatte noch nie ein unsicheres Gefühl. Der Verein arbeitet überaus professionell. Und unser Trainingszentrum ist auch unglaublich." Daher war es für ihn ein guter Schritt. Roland Linz (Gaziantepspor) oder Marc Janko (Trabzonspor) wussten Gegenteiliges zu berichten.

Sportlich läuft es für den 28-Jährigen gut, auch wenn Rizespor mitten im Abstiegskampf ist. Ein 1:1 zuletzt gegen Galatasaray lässt aber hoffen. Jantscher, der bei vier Toren hält, war 71 Minuten dabei. "Wir sind gut ins Frühjahr gestartet, freilich haben wir stets Druck, weil am Tabellenende alles knapp ist."

Der Handelsreisende in Sachen Fußball zieht nach seinen Gastspielen in Salzburg, Russland (Dinamo Moskau), den Niederlanden (Nijmegen) und der Schweiz (Luzern) einen durchaus überraschenden Vergleich: "Die türkische ist die stärkste Liga, in der ich bisher gespielt habe. Alle Teams haben ein hohes Niveau. Auch bei uns herrscht im Training eine Intensität, wie ich sie noch nie erlebt habe."

Während er bei Luzern in einem Offensiv-Spektakel nach vorne orientiert war, "geht es in der Türkei immer voll zur Sache. Österreich und die Niederlande dagegen sind vielmehr Ausbildungsligen." Und Jakob Jantscher, aktuell nicht Teamspieler, will erstklassig bleiben.

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