„Charmeoffensive“ von Wacker Innsbruck

„Charmeoffensive“ von Wacker Innsbruck
„Wie wollen Leute außerhalb von Innsbruck für uns begeistern“, sagt Coach Roland Kirchler.

Es gibt kein Entrinnen, Widerstand zwecklos. Ob man nun will, oder nicht, wer erst einmal einen Fuß ins Passeiertal unweit von Meran gesetzt hat, der läuft zwangsläufig über kurz oder lang Andreas Hofer über den Weg. Eher über kurz. Der bärtige Tiroler Freiheitskämpfer ist der berühmteste Sohn des Südtiroler Tales, der Sandwirt, das Andreas-Hofer-Geburtshaus ist seit jeher eine Touristenattraktion, es gibt Hofer-Käse und Hofer-Wein und in einer Woche findet zu Ehren des Volkshelden sogar das Hofer’s Rock-Festival statt.

Aber das ist nicht der Grund, wieso es den FC Wacker dieser Tage ins Passeiertal verschlagen hat, in den Martinerhof, wo Hausherr Florian, ein erdiger Bart- und Lederhosenträger, den Tiroler Spielern jeden Wunsch von den Augen abliest. Die Innsbrucker wollen das Kurztrainingslager in St. Martin vielmehr zur Eigenwerbung nutzen. „Früher sind die Südtiroler oft busweise zu den Heimspielen ins Tivolistadion gekommen“, erinnert sich Innsbruck-Coach Roland Kirchler, „deshalb zeigen wir uns beim Volk und wollen Leute außerhalb von Innsbruck für uns begeistern. Wir sind ein Tiroler Verein und müssen an die Basis.“

Imageverbesserung

Diese „Charmeoffensive“ war zuletzt mehrfach von oberster politischer Tiroler Stelle gefordert worden. Das Rettungspaket, das Land, Stadt und Wirtschaft im Frühjahr für den finanzschwachen Verein geschnürt hatten (500.000 Euro) war an einen langen Maßnahmenkatalog gebunden. Eine Forderung hatte damals gelautet: Imageverbesserung des Vereins durch eine Charmeoffensive im ganzen Land. „Das ist ganz in diesem Sinne“, meint Roland Kirchler, der seit dem Klassenerhalt eine Aufbruchstimmung ortet.

Eben erst hat Hauptsponsor Tiroler Wasserkraft den Vertrag um weitere zwei Jahre verlängert, und auch sportlich hat Kirchler mit der Verpflichtung des spanischen Abwehrchefs Egoitz Jaio alle Weichen gestellt. „Für das, was uns zur Verfügung gestanden ist, haben wir das Optimum rausgeholt.“ Mehr noch: Die Schnäppchenjagd ist damit noch nicht abgeschlossen. Seit Dienstag trainiert Stjepan Vuleta (FC Basel) bei den Innsbruckern mit, der Schweizer Meister will dem Schweizer U-21-Teamstürmer zu Spielpraxis verhelfen.

Und auch Furkan Aydogdu, torgefährlicher Offensivmann vom FC Lustenau (10 Saisontreffer) und ein Schwager von Kirchlers ehemaligen Paschinger Teamkollegen Volkan Kahraman, steht in den nächsten Tagen auf dem Prüfstand. „Wir kennen jeden Spieler, der gratis zu haben ist“, schmunzelt Kirchler.

Billigkräfte gesucht

Bei ihrer Suche nach Billigkräften helfen dem Innsbrucker Sparverein auch die wirtschaftlichen Probleme, die derzeit viele Klubs plagen, nicht nur Rekordmeister Rapid. „Es sind noch sehr viele Spieler auf dem Markt“, weiß Kirchler, dem zuletzt sogar ein deutscher Nachwuchsteamspieler von Mönchengladbach angeboten worden war. „Wir hatten für ihn keinen Bedarf mehr“, erklärt Kirchler, der in seiner ersten kompletten Saison als Wacker-Coach auf Abstiegssorgen und Existenzängste gerne verzichten kann. „Es wäre fein, wenn es diesmal weniger stressig zugeht.“

Die Zuversicht nährt die Kirchler-Tabelle, die für den Jungtrainer spricht. Nimmt man nur die Spiele seit seinem Amtsantritt im Oktober 2012 wären die Innsbrucker in der Tabelle an fünfter Stelle gelegen, nur knapp hinter Rapid. Dazu kommen das gestiegene Selbstvertrauen, die neue Euphorie, das neue Personal. „Ganz ehrlich“, fragt Kirchler, „warum sollten wir jetzt schlechter sein, als im Frühjahr?“

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