Torjäger Linz verliert sein Revier

Torjäger Linz verliert sein Revier
Kein Austria-Spieler polarisiert so wie Roland Linz. Gegen Ried ist er nur Zuseher.

Roland Linz muss sich am Samstag warm anziehen, damit er einer Verkühlung vorbeugt. Denn zum Auftakt in die Frühjahrssaison sitzt der violette Torjäger beim Heimspiel gegen Ried (16 Uhr) bei prognostizierten Minus zehn Grad auf der Tribüne. Auch der neue Trainer Ivica Vastic setzt vorerst nicht auf den Torinstinkt des Steirers und zieht ihm Neuzugang Roman Kienast, dessen Trikot jetzt schon bei den violetten Anhängern der begehrteste Fanartikel ist, und Dario Tadic vor.

Die Vergangenheit seiner Karriere holt Linz in der Gegenwart wieder ein. Probleme mit diversen Trainern ziehen sich ohnehin wie ein roter Faden durch seine Laufbahn. Bei Braga schoss er aus Ärger über eine Auswechslung den Ball in Richtung seines Trainers, er verfehlte ihn nur um Zentimeter. "Da habe ich nicht professionell reagiert, das war meine Schuld." Später wechselte er zu Gaziantepspor in die Türkei, weil ihn der portugiesische Trainer zuerst unbedingt wollte, dann aber regelmäßig nur auf die Bank setzte.

Altes Lied

Vergangenen Herbst wurde Linz zuerst ins Amt des Austria-Kapitäns gehievt und dann von Trainer Karl Daxbacher aus der Startelf verbannt. Das gespannte Verhältnis gipfelte in einer Handgreiflichkeit in der Kabine. Im Winter wurde Daxbacher gekündigt, Linz hoffte unter Neo-Trainer Vastic auf einen Neustart und rechnete mit einem Fixplatz. Doch den hat jetzt Kienast inne, während Linz erneut in die Zuschauerrolle schlüpft.

Vastic nimmt den Trubel um Linz - noch - gelassen. "Ich gehe nach den Leistungen. Der Roli muss im Training Gas geben und sich aufdrängen. Derzeit ist es nicht ausreichend im Vergleich mit den anderen." Linz gilt nicht unbedingt als Trainings-Weltmeister, fokussiert seine Aufmerksamkeit lieber auf das Spiel und das Toreschießen. "Ich denke schon, dass ich die Aufgaben soweit erfülle, sonst hätte ich mich nicht so lange auf diesem Niveau gehalten."

Bisher waren die Volltreffer des Schützenkönigs der vergangenen Saison auch stets sein bestes Argument. Mit Kienast verpflichtete die Austria einen Stürmer, mit dem man wohl mehrere Spielstile pflegen kann.

Blickwinkel

Wie schon früher ein Hans Krankl oder Toni Polster, so machten auch Linz sein Egoismus, sein stark ausgeprägtes Selbstvertrauen und seine eigene Sicht der Dinge zum Torjäger, der Spiele im Alleingang entscheiden kann. Mit dem Wandel des Fußballs haben sich jedoch auch die Ansprüche an einen Stürmer erhöht. Linz meint, sie zu erfüllen, teilt in dieser Hinsicht vielleicht das Schicksal mit Marc Janko, der trotz der vielen Tore bei Twente nicht mehr erste Wahl war.

Zuletzt gab es auch Dissonanzen zwischen Linz und den Kollegen. Mit ein paar Aussagen in einem Interview zog sich der 30-Jährige einmal mehr deren Unmut zu und erzwang somit eine interne Aussprache. "Ich wurde falsch verstanden."

Schon vergangenen Herbst hatte es zwei Gespräche rund um seine Person gegeben, allerdings wurde nicht Klartext gesprochen. Linz sieht sich keineswegs als Einzelgänger, auch wenn er sich bei Auslandsreisen häufig absondert und gerne seine eigenen Wege geht. "Ich habe mit keinem ein Problem, rede auch mit jedem, bin erwachsen und wahlberechtigt. Ich kann doch selbst entscheiden, wo ich mich hinsetze."

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