Ihr Vater war ja auch bei der EM vor Ort.
Nicht nur der Papa. Auch die Mama, die Schwester, meine Verlobte und ihre Familie. Ich habe mit den anderen Mädels geredet und für alle war es etwas ganz Besonderes, dass ihre Familien in England dabei waren und so viel Freude hatten. Dass wir ihnen etwas dafür geben konnten, was sie für uns alles getan haben.
Im Oktober des Vorjahres haben Sie ein Foto von sich und Ihrer Freundin veröffentlicht. Warum?
Weil es gepasst hat. Richtige Person, richtiger Moment. Es ist auch wichtig, ein Vorbild zu sein, ich wollte anderen damit Mut machen, so zu sein, wie sie sind.
Wie war die Reaktion auf das Foto?
Nur positiv. Ich habe mich dem ausgesetzt, habe ganz bewusst entschieden, es zu posten, auch wenn ich sonst mein Privatleben weniger nach außen trage, eher ruhig bin.
Manuela Zinsberger und ruhig?
In einer Mannschaft braucht es einerseits Ruhe und Gelassenheit aber andererseits auch jemanden, der Stimmung verbreitet und ich denke, dass ich eine gute Balance habe. Privat ist es ähnlich.
Wie war die Reaktion Ihrer Familie und im Dorf?
Für meine Familie war es kein großes Ding, die wusste es sowieso. Und im Dorf bin ich das Mädel wie damals. Familie, Verlobte, ihre Familie. Da bin ich Manu privat. Das gibt mir Kraft.
Abgesehen von der familiären Unterstützung, was bleibt für Sie bei der EM besonders in Erinnerung?
Wir haben es geschafft, unsere Werte optimal zu vertreten, eine Nation wieder zu begeistern und dabei sportlich wieder neue Nadelstiche zu setzen und zu überzeugen. Wir kamen wieder in den sogenannten „Flow“-Zustand. Es war wieder jeder einzelne Moment besonders. Dieses Team macht es so besonders.
Wie war die Ankunft bei Ihrem Klub in London?
Wir haben uns gefreut, dass wir uns wieder sehen. Ich habe mich für meine Kolleginnen gefreut, dass sie die EM gewonnen haben. Ich habe aber auch gemerkt, dass die Wertschätzung für Österreich gestiegen ist.
England hat zwar die stärkste Frauenliga der Welt, aber in der Champions League reichte es nur für Arsenal für die K.o.-Phase und da auch nur für das Viertelfinale. Warum?
Wir spielen in vier Bewerben, das braucht es im Kader noch mehr Breite, um auf jeder Ebene zu performen. Wir haben in der Analyse gesehen, dass wir noch Luft nach oben haben. Gegen Barcelona haben wir gesehen, dass man international kaum mehr Zeit zum Überlegen hat, dass man schon vor der Ballannahme Lösungen haben muss. Wir arbeiten an der Klarheit im Spiel, vor allem wenn keine Zeit ist.
Hat sich die Euphorie der Heim-EM auf die Professionalisierung der englischen Liga ausgewirkt?
Die Liga war schon vor der EM sehr professionell aufgestellt und hat sich, was das Angebot an die Fans betrifft, enorm verbessert. Wir spielen im North London Derby vor 38.500 Zuschauern. Die Saison-Tickets sind nicht nur bei und bereits ausverkauft, sondern auch unter anderem bei Chelsea. Unser Campus wird renoviert und in Kürze fertiggestellt. Es geht weiterhin in die richtige Richtung. Jeder Schritt ist wichtig und ich hoffe, dass weitere Länder und Ligen mitziehen.
Mit Ernährung haben Sie sich stark beschäftigt, sehen Sie dort Ihre Zukunft nach der Karriere?
Das ist noch weit weg. Aber ich will mich in jedem Bereich verbessern, will auch Themen wie Ernährung verstehen, ich esse seit Längerem glutenfrei. Nicht nur in der Athletik kann man noch das eine oder andere Prozent rausholen. Aber auch ins Thema Mindset habe ich mich vertieft. Man muss performen, auch wenn es manchmal wehtut. Man muss am Tag X alles abrufen können.
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