Tagebuch: Umfeldsünden

Wolfgang Winheim
Österreich kann aufgrund von Umfeld, zu einwohnerschwachen Fußball-Gemeinden und finanzieller Limits nur noch Ausbildungsland sein.

Kommt’s zur Premiere bei der Premiere? Teamchef Marcel Koller könnte beim ersten Heimspiel unter seiner Regie zum ersten Mal in der ÖFB-Geschichte ausnahmslos Legionäre beginnen lassen. Spieler, die inzwischen volle Tribünen gewohnt sind. Und denen morgen in Klagenfurt ein Kulturschock droht.

Nur noch 13.800 Leut’ dürfen in die erst fünf Jahre alte 30.000er-Arena am Wörthersee, die als Österreichs schönste gilt.

Schön schau ma aus!

Auch die meisten anderen Stadien sind noch wesentlich renovierungsbedürftiger als die Nationalelf.

Während in Deutschland auf sattem Grün gespielt wird, frieren einem hierzulande beim Winterkick Zehen und G’sichter ein.

Dazu kommt die Torarmut - ganze drei Bummerln in fünf Meisterschaftspartien. Nur darf sich keiner wundern über die Abschlussschwäche, wenn jeder, sobald er ein paar Mal getroffen hat, gewinnbringend ins Ausland verscherbelt wird.

Der realistische Sport-Freund wird langsam akzeptieren: Österreich kann aufgrund von Umfeld, zu einwohnerschwachen Fußball-Gemeinden und finanzieller Limits nur noch Ausbildungsland sein. Vergleichbar mit der dritten deutschen Liga. TV-Eindrücke von der ersten, geschweige denn von Spaniens Primera Division, jagen unsereinem längst Komplexe ein.

Dabei behaupte ich: Würden Ribery, Lahm, Schweinsteiger oder Ronaldo in Kapfenberg oder Neustadt mit falschen Bärten und Trikots von Mattersburg und Admira einlaufen, hielte sie auch nicht sofort jeder der letzten 2000 wetterfesten Getreuen für Weltklasse.

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