Krisenstimmung: Bei Sturms Europacup-Gegner ist Feuer am Dach

Angezählt: Rangers-Coach Russell Martin
Am Donnerstag trifft Sturm in der Europa League auf die Glasgow Rangers. Dort steht nicht nur der neue Trainer in der Kritik. Besonders schmerzte das Desaster gegen Brügge.

Die Glasgow Rangers sind neben Celtic die Speerspitze des schottischen Fußballs. 2021 wurden sie Meister, seit damals immer hinter dem Stadtrivalen zumindest Vizemeister. Und heuer - da läuft bei Sturm-Gegner in der Europa League (Donnerstag, 21 Uhr in Graz) alles aus dem Ruder.  

Besonders in der Kritik steht vor der Donnerstag-Partie (21.00 Uhr) der neue Trainer Russell Martin. Da hilft auch der erste Ligasieg zuletzt wenig.

Das Verhältnis zwischen Fans und Coach ist zerrüttet. Seit dem Aus im Champions-League-Play-off, als der 55-fache schottische Champion gegen den Salzburg-Bezwinger Club Brügge in ein 1:9-Debakel (1:3, 0:6) schlitterte, fordern die Anhänger die Absetzung des in England geborenen, ehemaligen schottischen Nationalspielers. Auch beim Fehlstart in die Europa League, als beim 0:1 gegen Genk einige Plätze im Ibrox Stadium aus Protest frei blieben.

Von Celtic abgehängt

Langsam, lethargisch und schwach im defensiven Drittel. So beschreiben Medien den gegenwärtigen Zustand des Klubs.  Immerhin hat der schottische Rekordmeister (Mit 55 gewonnenen schottischen Meisterschaften hat der Verein gemeinsam mit Celtic nach Linfield/56 Titel die meisten Erstliga-Titel geholt) beim 2:1 in Livingston am Wochenende mit einem Tor in letzter Minute einen Sieg feiern können. Es war der erste im sechsten Ligaspiel der Saison für die Rangers, die in den vergangenen Jahren vom Stadtrivalen Celtic deutlich abgehängt wurden. Nach 2011 gelang den Rangers, seit jeher der Club der Protestanten und Unionisten in Glasgow, nur ein Meistertitel (2021). Allerdings war der Klub aufgrund einer Insolvenz von 2012 bis 2016 nicht im Oberhaus vertreten. 

Viel hat sich durch den Erfolg vom Wochenende nicht geändert. Die Fans wünschen den "Boss" an der Seitenlinie weiter zum Teufel, wie Sprechchöre bei der Partie deutlich machten. "Ihn aus diesem Chaos zu befreien, wäre eigentlich ein Akt der Barmherzigkeit", stellte Keith Jackson, der Fußball-Chefreporter der Scottish Daily Record, daraufhin fest. "Die erste Halbzeit war die beste, die wir in dieser Saison gespielt haben", hielt Martin dagegen. "Amazing football."

"Ihn aus diesem Chaos zu befreien, wäre eigentlich ein Akt der Barmherzigkeit"

Keith Jackson, der Fußball-Chefreporter der Scottish Daily Record über Trainer Russell Martin

Traditionsclub im Besitz eines US-Konsortiums

Die Mannschaft steckt in der ersten Saison seit der Mehrheitsübernahme durch ein US-Konsortium offenbar in der Findungsphase. Im Mai waren die Rangers vom milliardenschweren Investor Andrew Cavenagh und dem Investment-Unternehmen 49ers Enterprises, einer Tochterfirma der NFL-Franchise San Francisco 49ers, zu deren Portfolio auch Leeds United gehört, übernommen worden. Viele Spieler verließen den Europa-League-Viertelfinalisten, darunter mit Cyriel Dessers, Vaclav Cerny und Hamza Igamane die drei treffsichersten Akteure. 14 neue - darunter gleich vier Leihspieler aus der Premier League - kamen.

Noch etwas könnte für Sturm sprechen: der zweifache Bundesliga-Spieler der Saison dürfte am Donnerstag dabei sein. Otar Kiteishvili ist für das zweite Match in der Ligaphase (nach dem 0:2 bei Midtjylland) mehr als ein Thema bei Sturm. Vor allem im letzten Drittel fehlte den Steirern zuletzt die Durchschlagskraft - da könnte der Georgier, der zuletzt aus privaten Gründen in Georgien weilte, helfen. 

25 Jahre nach der Sternstunde

Bei der Neuauflage des Champions-League-Duells von 2000 in Graz steht also das Auswärtsteam mehr unter Druck als Österreichs ebenfalls mit einer Niederlage in die Europa League gestarteter Meister. Vor 25 Jahren kassierte Sturm in der Gruppenphase zunächst eine 0:5-Klatsche in Glasgow, ehe Sergey Yuran und Gilbert Prilasnig die Osim-Elf zu einem 2:0-Erfolg in Graz schossen. Dies bedeutete die Tabellenführung und gipfelte nach einem 2:2 bei Galatasaray Istanbul im historischen erstmaligen Einzug eines ÖFB-Clubs in die damalige Zwischenrunde.

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