Sturms Gegner Lille: Die Doggen und ihr Beißer
Wenn man auf der Fußball-Landkarte Europas große Namen sucht, wird man nicht zwingend in Lille fündig werden. Der zweimalige Einzug ins Achtelfinale der Champions League steht ganz oben auf der Erfolgsliste des heutigen Heimspielgegners von Sturm im Achtelfinale der Conference League (18.45, live ServusTV, Sky). Was es zu wissen gilt vor dem Topspiel von Österreichs letztem Vertreter im Europacup.
Die nationale Größe
Daheim in Frankreich ist Lille jedenfalls eine Nummer. An die Meistertitel 1933, 1946 und 1954 können sich wahrscheinlich nicht einmal Veteranen erinnern, aber OSC Lille holte sich auch 2011 die Meisterschale der Ligue 1 – und 2021 durchbrach man die Serie von PSG. In dieser Saison sind „les Dogues“ (die Doggen) Vierter.
Die Fans
Die Anhänger kommen vorwiegend zu Ligaspielen, der Europacup lief bisher eher am Rande mit. Das Heimstadion Stade Pierre-Mauroy fasst rund 50.000 Zuschauer, in der laufenden Conference League waren 22.000 Zuschauer die Bestmarke, während in der Liga nicht selten mehr als 40.000 kommen. Generell gelten die Lille-Anhänger als Problemfans, 2021 gab es beispielsweise während der Partie gegen Lens Kämpfe auf dem Rasen mit gegnerischen Fans. Die Landespolizeidirektion Steiermark hat die heutige Partie auch zum „Hochrisikospiel“ erkoren – ein solches ist mittlerweile leider keine Seltenheit in Graz.
Die große Chance
Im Achtelfinale könnten im Rückspiel schon mehr Lille-Fans kommen als in der Liga, denn es kann Klubgeschichte geschrieben werden: Der Klub stand in überhaupt keinem europäischen Wettbewerb jemals im Viertelfinale. Sturm war im Europacup zumindest bereits zweimal in einem Viertelfinale (1976 und 1984). Der größte Erfolg datiert jedoch aus der Saison 2000/2001, als man in der Champions League die zweite Gruppenphase erreicht hat.
Der Österreich-Bezug
Erst einmal bekam es Lille mit einem rot-weiß-roten Team zu tun. In der Champions-League-Gruppenphase 2021 verloren die Franzosen 1:2 in Salzburg, daheim siegten sie mit 1:0. Beide Teams stiegen auf, Lille als Gruppenerster.
Der Star
Das Siegestor erzielte damals Jonathan David. Und der mittlerweile 24-jährige Stürmer mausert sich immer mehr zum Star, ist mit zwölf Toren Zweiter in der heimischen Schützenliste hinter Kylian Mbappé. David hatte, bevor er zu Lille kam (2020), bewegte Reisen hinter sich, wurde in New York geboren, verbrachte die ersten sechs Jahre auf Haiti, ehe die Familie ins kanadische Ottawa auswanderte. Über Gent (2018) ging es dann nach Lille. Pikant: Ein Jahr zuvor war er bei einem Probetraining in Salzburg noch durchgefallen. Dafür flirteten zuletzt Milan und im Vorjahr sogar die Bayern mit ihm. Sein Marktwert (50 Millionen Euro) ist heute so hoch wie jener der ganzen Sturm-Mannschaft (51 Millionen). Noch bekannter ist Verteidiger Samuel Umtiti, mit Frankreich 2018 Weltmeister und der dabei eine zentrale Rolle spielte. Der ehemalige Barcelona-Legionär fehlt aber aufgrund einer Knieverletzung.
Der Vergleich
Lilles Sportkoordinator Sylvain Armand ist vorsichtig: „Sturm spielt in ihrer Liga seit Jahren vorne mit und hat ein tolles Team.“ Zudem agierten die Steirer gegen Slovan Bratislava souveräner (4:1, 1:0 im Play-off) als Lille (2:1, 1:1 in der Gruppenphase).
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