Stöger war dabei

Kein Leberkäse. Der Austria-Trainer, der als Spieler oft gehänselt wurde, machte seinen inneren Frieden.

Es gibt Dinge im Leben, die ändern sich nie. Das Aufs-Klo-Gehen-Müssen, zum Beispiel. Oder dass sich die Welt dreht; dass den Wurscht’l kana da’schlog’n kann; dass Christian Plettenberg als Platzsprecher durch das Wiener Pferdefest führt, das bis 2009 Fest der Pferde heißen musste.
Und wer war nie dabei? Peter Stöger.

Als der Erfolgstrainer der Wiener Austria noch aktiver Fußballer war, hatten sich die Fans der gegnerischen Mannschaften gegen den Mittelfeldstrategen verschworen und Transparente gespannt. Und gesungen. "Fest der Pferde, Stöger ist dabei!"

Stöger wusste nie recht, wie er damit umgehen sollte. "Vielleicht haben das die Menschen gemacht, weil ich über jeden Gegner drüber gesprungen bin?", frägt Stöger lächelnd. "Oder hatte das gar etwas mit der Optik zu tun?" Nein, wir schreiben jetzt nicht, dass er dabei gegrinst hat wie ein frisch lackiertes Hutschpferd. Und überhaupt: "An den Haferflocken kann es auch nicht gelegen sein, die mag ich nämlich nicht", sagt der 65-fache Teamspieler.

Und wer war dabei? Peter Stöger.

Premiere

Zum ersten Mal in seinem 46-jährigen Leben setzte der Ur-Wiener einen Huf in die Stadthalle, wenn nicht gerade Fußball gespielt wird; oder eine Haushaltsmesse stattfindet; oder das Publikum zu Holiday on Ice ausflippt. "Irgendwann muss man über den Dingen stehen", sagt Stöger, der wie gewohnt messerscharf analysiert. "Entweder ist es versteckter Respekt, wenn man geschimpft wird; oder man wird beleidigt."

Freilich hat er damals wie heute mit Ersterem geliebäugelt. "Aus negativen Dingen muss man positive Energie ziehen. Das habe ich immer beherzigt." Es gab zwei Möglichkeiten. 1) den gegnerischen Fans den Mittelfinger zeigen; 2) sie dafür zu bestrafen. "Es gab nichts Schöneres, als Tore sprechen zu lassen." Und überhaupt: "So lange Mütter aus den Beleidigungen rausgelassen werden, ist das einigermaßen okay."

Irgendwann sei der Ruf "Fest der Pferde, Stöger ist dabei!" Kult geworden, sagt Stöger. Fast wie der grün-weiße Choral "Ihn kennt ein jeder, Karli Brauneder !" Aber: "Irgendwann ist es dann fad geworden, sie haben aufgehört." Wie die Veranstalter des Pferdefestes, die das traditionelle Event 2010 ausfallen ließen. Als Peter Stöger davon im ORF erfuhr, herrschte er daheim seine Ulli erbost an: "Was, es kann ja nicht sein, dass die meine Veranstaltung abdrehen!"
Ulli lachte.

Angsthäschen

Die Langzeit-Partnerin weiß, dass ihr Peter Respekt hat vor Pferden. Großen Respekt. Lieber hat er Katzerln und Hunde in der Dimension eines Yorkshire-Terriers. Die können einen nicht erschlagen. Und, was noch interessant ist: Stöger mag keinen Pferdeleberkäse. Auch und vor allem, weil er Leberkäse generell nicht schätzt. "Ab und zu kommt mir eine Semmel unter. Aber mit einem Pferd drin? Das geht gar nicht."

In der Wiener Stadthalle wurde Stöger gestern von den 4000 Reitsport-Enthusiasten empfangen wie einer von denen, also einer von ihnen, unten, in der Arena. Steten Schritts maß er den Parcours ab, schüttelte hunderte Hände, gab sich volksnah. Selbst Michael Konsel staunte, als er sich unbemerkt um Erdnüsse anstellte.

Und noch ein schöner Satz, wegen dem es sich gelohnt hat, dass Stöger beim Pferdefest mit von der Partie war: "Springreiten ist eine interessante Sportart. Weil nicht der Sportler, sondern das Sportgerät schwitzt."

Stöger hat am Montag nicht nur Sympathien gewonnen, sondern sich selbst mit der Vergangenheit ins Reine gebracht. Egal, ob er Haferflocken mag; ob er über Gegner drübergesprungen ist; obes an der Optik lag. Hauptsache, Stöger war dabei.

Ach ja, gesportelt wurde auch. Gewonnen hat Martin Fuchs (CH) auf Principal. Bester Österreicher wurde Christian Schranz – Platz 5.

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